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Burgau


Als erste Besitzer von Burgau sind die Herren von Puchheim bezeugt, die 1367 das landesfürstliche Lehen innehatten. Die Burg, die vorerst nur aus einem von Wassergräben umgebenen Wehrturm bestand, dürfte aber schon zu Beginn des 14. Jh. in der wasserreichen Au des Lafnitztales errichtet worden sein (Burgau = Burg in der Au). Sie wurde bald zu einer der wichtigsten Grenzfesten der Oststeiermark. Beim Ungarneinfall von 1418 konnte sie erfolgreich Widerstand leisten, der Ort und die Kirche wurden aber niedergebrannt. 1429 verkaufte Wilhelm von Puchheim die Feste und den Markt Burgau seinen Verwandten Albrecht, Hans und Georg von Neuberg. Im Jahr darauf verlieh Kaiser Friedrich III die Herrschaft dem Albrecht von Neuberg. Seine Familie hielt das Lehen bis 1460, das dann nach ihrem Aussterben bis 1565 bei den Polheimern blieb. Die Söldner Andreas Baumkirchers richteten bei mehreren Streifzügen bis 1475 an Ort und Burg große Schäden an. Erhard von Polheim errichtete laut einer Inschrift über dem Portal 1538 die große Vorburg. Er hatte schon zuvor Burgau als freies Eigen erhalten. 1564 musste die schwer verschuldete Herrschaft verpfändet werden. Ein Jahr später erbte sie Hans von Zelking, der sie aber umgehend an Mathias von Trauttmansdorff verkaufte. Seine Familie stellte bis 1753 die Burgherren. In dieser Zeit hatte die Bevölkerung unter überhöhten Robotleistungen zu leiden, so dass der Fortbestand des Marktes bereits in Frage gestellt war. Georg Sigmund Graf Trauttmansdorff galt als Bauernschinder sondergleichen. Im 16. und 17. Jh. bewährte sich die Burg sowohl bei den häufigen Übergriffen der Ungarn als auch bei den Türkeneinfällen. 1624 erhielt die Hauptburg durch einen großzügigen Ausbau ihre heutige Gestalt. Als 1753 Adam Graf Batthyany Burgau von Max Gundakar Graf Trauttmansdorff kaufte und die Zeiten bereits sicherer geworden waren, blühte der Ort wieder auf. Sein Nachfolger Karl Graf Batthyany gründete 1798 hier die erste mechanische Baumwollspinnerei der Monarchie. 1778 wurde der hohe Mittelturm des Schlosses bei einem Unwetter schwer beschädigt und musste abgetragen werden. Der letzte adelige Besitzer der Herrschaft war Ludwig Graf Batthyany, der 1848 führend an der ungarischen Revolution teilnahm und sogar als Ministerpräsident der Rebellenregierung fungierte, wofür er ein Jahr später hingerichtet wurde. Seine Güter wurden eingezogen und zum Staatsbesitz erklärt. 1870 kam das Schloss in den Besitz der Marktgemeinde. Seit 2000 wird das Gebäude saniert und revitalisiert. Auch ein Teil des einstigen Wassergrabens wurde wiederhergestellt. Während im ehemaligen Wohnschloss das Gemeindeamt untergebracht ist und der Arkadenhof sowie der Festsaal kulturellen Veranstaltungen dienen, wurden in der Vorburg zahlreiche Wohneinheiten geschaffen.

Die einst von breiten Wassergräben umschlossene Anlage besteht aus der zweigeschossigen Vorburg, einem nach Norden gerichteten und früher mit Wehrmauern an beiden Seiten abgesicherten Vorhof sowie dem daran anschließenden dreigeschossigen Wohnschloss. Dieses ist eines der frühesten Beispiele einer Vierflügelanlage um einen rechteckigen Laubenhof in der Oststeiermark. Die hufeisenförmige Vorburg ist zum großen Vorhof hin offen. Sie setzt sich aus drei Teilen zusammen: dem langen Südtrakt mit seinen Pfeilerarkaden an der Hofseite und dem weit in den Wassergraben vorspringenden mächtigen Rundturm an der Westecke, dem repräsentativen Torbau und dem erneuerten Ostflügel. Das rundbogige Portal der Vorburg ist mit Steinquadern eingefasst. Es trägt an der Außenseite das Wappen des Maximilian Graf Trauttmansdorff aus dem zweiten Viertel des 17. Jh. und das des Erhard von Polheim an der Innenseite. Einst ermöglichte eine Zugbrücke den Zugang, doch wurde sie später durch eine Holzbrücke ersetzt. Im Wohnschloss ist die mittelalterliche Bausubstanz noch erkennbar, so z. B. im Südflügel sowie in den Außenmauern der ersten beiden Geschosse der restlichen Trakte. Im Innenhof sind noch Spitzbogenarkaden und ein spätgotisches Schulterbogenportal zu sehen. Nach 1624 wurden das zweite Obergeschoß aufgesetzt und die Säulenarkaden an der Süd- und Westseite des Hofes eingebaut. Um die Mitte des 18. Jh. wurde der Torvorbau neu fassadiert und am Nordtrakt einige Änderungen vorgenommen. Im Keller ist noch das schöne alte Ziegelgewölbe zu sehen. Die Einrichtung des Schlosses ist komplett verschwunden.

Lage: Steiermark/Oststeiermark – an der Grenze zum Burgenland, ca. 6 km westlich von Stegersbach

Besichtigung: Der Vorhof und der Innenhof sind frei zugänglich. Bei Veranstaltungen können auch einige Innenräume besichtigt werden.


Weitere Literatur:


17.05.2003