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Hochosterwitz


Osterwitz wurde bereits 860 urkundlich erwähnt. Damals schenkte Kaiser Ludwig der Deutsche dem Erzbischof Adalwin von Salzburg ausgedehnte Ländereien, die sich von Friesach bis an die Ufer der Drau erstreckten. Unter den in der Urkunde aufgezählten Gütern befand sich auch eines „ad Astarwizam“. Der Name Osterwitz ist slawisch und bedeutet soviel wie Scharfenberg. Die Bezeichnung Hochosterwitz für die Burg wurde erst im 17. Jahrhundert zur Unterscheidung vor dem damals erbauten Niederosterwitz gebräuchlich. Wann die erste Wehranlage gebaut wurde ist nicht bekannt, doch hat die leicht zu verteidigende Lage des Berges, wohl schon in vorchristlicher Zeit zur Anlage einer primitiven Fluchtburg geführt. Die älteste auf Hochosterwitz gefundene Fibel stammt aus der Bronzezeit (etwa 1200 v. Chr.). Um 1106 wird Zeizolf von Spanheim als Herr auf Osterwitz genannt. Er war ein Neffe des Grafen Engelbert I von Spanheim und wurde während des Investiturstreites vom Erzbischof Gebhart von Salzburg mit der Herrschaft belehnt. Die Burg selbst wird um 1200 in einer Urkunde des Stiftes Gurk erstmals erwähnt. Mit der Zeit geriet die Salzburger Oberhoheit in Vergessenheit und Osterwitz blieb bei den Spanheimern, den Kärntner Landesfürsten. Sie vergaben es als Lehen an die Schenken von Osterwitz. Diese waren seit 1209 Inhaber des Mundschenkenamtes am herzoglichen Hof in St. Veit. Die ersten Schenken waren die Brüder Hermann und Ulrich, die Urenkel des oben erwähnten Zeizolf. Hermann von Osterwitz nahm gemeinsam mit Herzog Bernhard von Spanheim an der Reise König Ottos IV nach Rom teil, wo sich dieser zum Kaiser krönen ließ. Hochosterwitz war damals verhältnismäßig klein und bestand nur aus einem quadratischen Bergfried, einem bescheidenen Palas und der Burgkapelle. Als Reinher von Osterwitz im ungarisch-venezianischen Krieg des 14. Jh. schwere Schäden hatte hinnehmen müssen, überfielen seine Söhne 1360 die von Verhandlungen aus Wien heimreisenden venezianischen Gesandten und setzten sie in der Burg gefangen. Aus diplomatischen Gründen bezahlte schließlich Herzog Rudolf IV das Lösegeld, so dass sie nach fast zwei Jahren wieder freikamen. Hundertachtzehn Jahre später war es an den Osterwitzern Lösegeld zu bezahlen. Georg von Osterwitz, war in einer Feldschlacht in türkische Gefangenschaft geraten. Er verstarb jedoch in Konstantinopel bevor die verlangten 4.000 Gulden dort eintrafen. Der letzte Schenk, Hans von Osterwitz, verzichtete 1478 auf die Feste. Vermutlich wurde er von Kaiser Friedrich III dazu genötigt. Danach wurde die Burg durch Pfleger verwaltet. Zur Zeit Kaiser Maximilians I diente sie als Zeughaus, da die dort gelagerten Bestände wegen der hervorragenden Lage besonders sicher schienen. Hier wurde auch die „Landeshandveste“ verwahrt, eine Urkunde, die seit 1338 die Rechte und Pflichten der Landesbewohner regelte. Kaiser Maximilian I überließ 1509 Hochosterwitz pfandweise dem damaligen Gurker Bischof und späteren Fürsterzbischof von Salzburg Matthäus Lang. Er begann mit dem Ausbau der Hochburg.

Da auch König Ferdinand I Kapital benötigte, wurde 1541 nach Langs Ableben, die Burg an Christoph Khevenhüller verpfändet und 1571 durch seinen Neffen Georg Freiherr von Khevenhüller, der wie sein Onkel Landeshauptmann von Kärnten war, käuflich erworben. Die Khevenhüller stammten ursprünglich aus Franken und kamen in bambergischen Diensten nach Kärnten. Christoph hatte sich im Bergbau ein bedeutendes Vermögen erworben. Er schuf die ersten Bastionen zum Schutz gegen die verbesserten Feuerwaffen. Vermutungen, dass Domenico dell’Aglio als Baumeister auf der Burg tätig war, konnten bisher nicht bestätigt werden. Georg Khevenhüllers beide Ehen mit vermögenden Frauen machten ihn zum idealen Bauherrn. Seine erste Gattin, Sybille Weitmoser, gehörte der bekannten Salzburger Goldgewerkenfamilie an und seine zweite Frau, Anna Thurzo, entstammte ebenfalls einer sehr wohlhabenden ungarischen Familie aus dem gleichen Metier. Er schuf bis 1586 die imposanteste Burg Kärntens. Ihre manieristische Übertreibung mit den vielen Toren, Basteien und Türmen ist charakteristisch für den Burgenbau in einer Zeit, als er wehrtechnisch bereits überholt war. Dennoch war die Burg ein reiner Wehrbau und nicht zum repräsentativen Wohnen geplant. Mit den in der Burg gelagerten Waffen hätte man etwa 700 Mann ausrüsten können. Ob die originellen Verteidigungseinrichtungen auch ihren Zweck erfüllt hätten, kann nicht gesagt werden, da Hochosterwitz keine einzige Belagerung mehr durchzustehen hatte. Vielleicht genügte der wehrhafte Anblick, um einen eventuellen Angreifer abzuschrecken. Seit dem Ende des 16. Jh. gab es keine wesentlichen baulichen Veränderungen mehr, wenn man vom Einbau eines Aufzuges für die Touristen gegen Ende des 20. Jh. absieht. Die Burg blieb bis heute – wie es das Testament Georgs von Khevenhüller vorsah - im Besitz der Familie und wird von ihr gepflegt.

Hochosterwitz liegt auf einem freistehenden 160 m hohen Felskegel in der breiten, von der Gurk durchflossenen Talebene. Die Burg ist schon von weitem sichtbar und gilt als das Kärntner Wahrzeichen schlechthin. In einer großen Schleife führt der 620 m lange Burgweg durch 14 Tore, die durch eine zinnenbekrönte Wehrmauer verbunden sind, zur Hochburg. Jedes dieser Tore unterscheidet sich von den anderen und hat anders geartete Verteidigungsanlagen, aber jedes trägt einen Namen, ein Symbol bzw. ein Wappen oder eine Inschrift. Ein derartig gesicherter Burgweg stellt ein Unikat im europäischen Burgenbau dar. Der erste Torbau ist beiderseits des rundbogigen Portals mit fahnenschwingenden Landsknechten bemalt und wird daher Fähnrichstor genannt. Über der Durchfahrt ist das von Engeln gehaltene Khevenhüller-Wappen mit der Jahreszahl 1575 angebracht. An der rechten Ecke springt ein Gedenkstein vor, dessen Relief eine Frauengestalt, die vermutlich fälschlicherweise als Margarethe Maultasch bezeichnet wird, darstellt. Die Sage von ihrer Belagerung der Burg hat keinen historischen Hintergrund. Besonders wirkungsvoll ist das aus rotem Sandstein gearbeitete Rustikaportal des vierten Tores, das auch als Engelstor bezeichnet wird, da es ein Engelsrelief mit der Jahreszahl 1577 trägt. An ihm sind noch die Kettenschlitze für die einstige Zugbrücke zu sehen. Als siebente Wegsperre diente das Khevenhüllertor. Es ist das prächtigste von allen Toren. Das rundbogige Portal ist aus grünem Schiefer gearbeitet. Über dem mit einem Löwenkopf und dem Khevenhüllerwappen von 1580 verzierten Schlussstein befindet sich in einer Nische das marmorne Hochrelief des Erbauers der Burg, Georg von Khevenhüller in voller Rüstung aber ohne Helm. Beim Kirchentor zweigt ein Weg zur Burgkirche ab, die im Gegensatz zur eigentlichen Burg der Bevölkerung stets zur Verfügung stand. Interessant ist das Portal, das aus Italien stammt und im oberen Bereich Brustbilder der zwölf Apostel mit Christus zeigt. Der Hochaltar ist barock und zeigt den hl. Nepomuk, dem die Kirche gemeinsam mit dem hl. Nikolaus geweiht ist. Seit 1607 befindet sich hier die Gruft der fürstlichen Familie Khevenhüller. Damals lehnte es die wieder katholisch gewordene Pfarre Villach ab, den protestantischen Franz Freiherrn von Khevenhüller im Villacher Dom zu bestatten. Das letzte Tor ist das 1575 errichtete Kulmertor. Es ist nach den ehemaligen Burgpflegern benannt. Vor ihm überspannte eine Waagbalkenbrücke den tiefen Graben. Es ist mit Gusslöcher und einem Fallgatter ausgerüstet. Innerhalb des langen, gewölbten Baues macht der Burgweg eine 90gradige Linkswendung und führt in den langgezogenen Zwinger vor der eigentlichen Burg.

Die Hochburg ist hangseitig von einer zinnenbekrönten Wehrmauer umgeben. Im Südwesten und Nordosten wird sie durch übereck gestellte schlanke Rundtürme verstärkt. Man gelangt zuerst in einen kleinen Vorhof mit einem einfachen Laubengang, der im Erdgeschoß auf Pfeilern, im ersten Stock auf Marmorsäulen ruht. Hier ist eine 15 m tiefe Zisterne eingebaut. Sie wurde erst in der zweiten Hälfte des 20. Jh. überflüssig, als man eine Wasserleitung in die Burg legte. Eine breite Stiege führt in den großen, schmucklosen Burghof, der an der eingeschossigen West- und Südseite von Pfeilerarkaden begrenzt wird. In seiner Nordecke befindet sich eine weitere 13 m tiefe Zisterne mit einem Ziehbrunnen. Im Westtrakt sind die Sammlungen von Waffen, Rüstungen, Kunstgegenständen und Gemälden untergebracht. Die Rüstkammer enthält nur mehr den bescheidenen Rest der einstigen Bestände. Nachdem bereits unter Kaiser Josef II die meisten alten Geschütze abtransportiert wurden, ließ Napoleons General Ruska zwanzig Wagen mit den Waffenbeständen der Burg füllen und als Alteisensammlung wegbringen. Zu den heutigen Exponaten gehören auch ein vergoldeter Bronzealtar von 1580 sowie die aus Holz geschnitzte und farbig gefasste Figur des davor knieenden Georg Khevenhüllers. Sie war ursprünglich für sein Grabmal bestimmt, wurde aber dann hier aufgestellt. Der zweigeschossige Nordtrakt dient heute als Restaurant. Er ist der älteste Teil der Burg und stammt noch vom Beginn des 16. Jahrhunderts. Seine unteren Räume sind gewölbt, die oberen mit einer Lärchendecke versehen. In die kurze östliche Verbindungsmauer ist die kleine turmartige Burgkapelle eingefügt. Sie wurde in der heutigen Form 1586 errichtet, wird aber bereits 1321 als Nikolauskapelle genannt. Ein hier befindliches Tafelbild zeigt den Bauherrn mit seinen beiden Frauen und seinen sieben Kindern. Der Knorpelwerkaltar stammt von 1673. Der Südosttrakt enthielt die Wohnung des Kastellans. Auch sie war eher einfach gehalten. Von der Rückseite der Burg führt ein schmaler und steiler Weg, „Narrensteig“ genannt, den Berg hinunter. Er sollte bei Belagerungen einerseits als Fluchtweg und anderseits zur Versorgung dienen.

Lage: Kärnten/Bezirk St. Veit – ca. 7 km östlich von St. Veit

Besichtigung: Mai – September tgl. 08.00 – 18.00, April und Oktober 09.00 – 17.00

Homepage: www.burg-hochosterwitz.or.at


Weitere Literatur:


15.05.2003