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Würmla


Im Göttweiger Saalbuch scheint 1075 ein Raffolt von Wirmila in einer Schenkung an das Stift als Zeuge auf. Damit wird auch Würmla erstmals genannt. Die Herren von Würmla starben 1285 aus. Ihre Nachfolger wurden die Herren von Pain (Paiger), die sich ebenfalls nach Würmla nannten. Im 14. Jh. war Würmla bereits ein österreichisches Lehen. Eine Schenkung Herzogs Rudolf IV 1365 an die Dompropstei St. Stephan in Wien wurde nicht wirksam. Im 15. Jh. waren die Hohenberger Besitzer der Herrschaft. 1542 erbte der Ritter Hans von Kornfail die Burg. Er hatte 1529 St. Pölten erfolgreich gegen die Türken verteidigt. Auch sein Sohn Hector zeichnete sich im Kampf gegen die Osmanen aus. Er wurde von Kaiser Leopold I zum Freiherrn erhoben. Unter Kaiser Josef I erreichte Hector Friedrich Freiherr von Kornfail 1705 die Aufnahme in den Reichsgrafenstand. Wegen seines lutherischen Glaubens musste sein Sohn Hector Wilhelm 1730 Würmla verkaufen und nach Nürnberg auswandern. Käufer war der damalige Regierungskanzler Christoph Friedrich Schmidt, Edler von Mayenberg. Er ließ unter anderem eine Schlosskapelle errichten. 1807 kam der Besitz an die Gräfin Louise Beatrix von Cabanac und von ihren Erben 1819 an Georg Freiherr von Münch-Bellinghausen. Nun wechselten die Eigentümer recht häufig. 1872 wurde Baron Adolf von Seidler Schlossbesitzer. 1916 wurde Würmla an den Industriellen Heinrich Mendl (Ankerbrot) verkauft. Um 1925 war im Schloss das „Stefan-Mendl-Erholungsheim“ der christlichen Postgewerkschaft untergebracht. 1953 erwarb die Ankerbrotfabrik das Gebäude und führte es als Urlaubsheim für ihre Belegschaft. Schließlich kaufte 1970 die Gemeinde Würmla das Schloss. Nachdem es u. a. als Kunstdarmfabrik verwendet wurde, war es in einem sehr schlechten Zustand. 2002 wurde es restauriert und dient seither als Gemeindeamt.

Die sumpfige Gegend zwischen dem Haspelwald und der Perschling war für die Anlage einer Wasserburg sehr gut geeignet. Wie diese ursprünglich aussah, ist unbekannt. Vischer zeichnete 1672 bereits ein schlossartiges Objekt, das auf einer Insel in einem Teich liegt. Das dreigeschossige Gebäude hatte einen viereckigen Torturm, der den Dachfirst nicht überragte. Eine einfache Holzbrücke führte vom Portal zur Vorburg, die sich auf einer weiteren Insel befand. Bereits um 1835 war die unmittelbare Umgebung trocken gelegt und das Grabensystem nur mehr an einer Stelle mit Wasser gefüllt. Diese Renaissance- und spätere Barockanlage hat mit dem heutigen Schloss nicht mehr viel zu tun. Es wurde um 1880 nach Plänen von Johann Julius Romano für Baron Adolf von Seidler errichtet. Trotz seines modernen Aussehens dürfte ein alter Baukern mitverwendet worden sein. Der schlichte Bau hat 2 ½ Geschosse. Die nach Norden gerichtete Hauptfront weist elf Fensterachsen auf. Ein fünfachsiger Mittelrisalit tritt nur wenig vor. Zur einfachen Eingangstür führt eine bescheidene sechsstufige Freitreppe. Im Nordwesten war der Eingangsfront eine nicht sehr geglückte Veranda vorgebaut. Sie wurde in der zweiten Hälfte des 20. Jh. wieder entfernt. Das Schloss hat einen U-förmigen Grundriss und bildet nach Süden hin einen Ehrenhof. Dem Südwestflügel ist ein offener Anbau vorgesetzt, der als überdachte Zufahrt diente. Das Gebäude ist von einem Park umgeben. Nördlich des Dorfes liegt auf einem Privatgrundstück das Mausoleum für Adolf von Seidler, seine Gattin und seinen Sohn.

Lage: Niederösterreich/Tullnerfeld – ca. 9 km nordwestlich von Neulengbach

Besichtigung: öffentlich zugängliches Gebäude


Weitere Literatur:


13.05.2003