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Miller-Aichholz Schlössel


Kaiserin Maria Theresia schenkte um 1750 das hier bestehende Anwesen dem Freiherrn Johann Georg von Grechtler. Er schaffte es vom einfachen Fuhrmann bis zum Heereslieferanten und Leiter des Fuhr- und Proviantwesens der Rheinarmee. Zu seinem Großgrundbesitz gehörten die Herrschaften Fridau, Kirchberg/Pielach und Rabenstein. Er ließ sich hier nach Plänen von Johann Bernhard Fischer von Erlach ein Jagdschloss errichten. Die Erben des Barons verkauften das Schlösschen an die Prinzessin Liechtenstein. Nach ihrem Tod ging der Besitz an die Grafen Paul und Nicolaus Esterhazy über. Das Schlösschen diente ihnen als Sommersitz. 1894 erwarb es Dr. Heinrich Ritter von Miller zu Aichholz. Bei seiner Familie blieb es bis 1938. Dann wurde es von Dr. Heinrich Miller-Aichholz an die deutsche Polizei verkauft, die hier für ihre Beamten ein Erholungsheim einrichtete. Von 1945 bis 1955 diente es den französischen Besatzungstruppen als Hochkommisariat. In dieser Zeit hatte das Gebäude schwer zu leiden. So wurden damals die Fresken im Inneren schwer beschädigt und übermalt. Nach Abschluss des Staatsvertrages ging das Schloss in das Eigentum der Republik Österreich über. Es wurde der Österreichischen Jungarbeiterbewegung zur Verfügung gestellt, die es gemeinsam mit dem im Park errichteten Neubau als „Europahaus“ betreibt und hier Tagungen, Seminare und kulturelle Veranstaltungen abhält.

Das spätbarocke Schloss ist ein zweigeschossiger, langgestreckter aber relativ schmaler Bau. Sein hohes Walmdach wird durch sechs Gaupen belebt. Während die der Linzer Straße zugewandte Front eher unansehnlich ist, macht die Gartenfront einen sehr gepflegten Eindruck. Die 17-achsige Fassade ist im Erdgeschoß genutet. Das hohe Hauptgeschoß wird durch flache Lisenen gegliedert. Ein überhöhter Mittelrisalit springt leicht vor. Eine auf starken Pfeilern ruhende Freitreppe (Ende des 18. Jh.) ist dem darin befindlichen Festsaal vorgelagert. Über seinen drei großen Rechteckfenstern sind ovale Ochsenaugen angeordnet. Der darüber liegende Dreiecksgiebel des Mittelrisalits ist mit einer Wappenkartusche geschmückt. Im Erdgeschoß sind südseitig Speiseräume und nordseitig Küchen- und andere Nebenräume untergebracht. Im Obergeschoß liegen die gartenseitig orientierten Repräsentationsräume (Großer Saal, Napoleonsaal, Prinz Eugen Saal, Maria Theresien Zimmer). Hier haben sich einige originale Kachelöfen mit zartem Rocailledekor erhalten. Auch der Großteil der einstigen Gemäldesammlung ist noch vorhanden. Der Große Saal ist mit Jagdmotiven und Blumengirlanden freskiert. Im Westteil des großen Parks liegt ein eingeschossiges Wirtschaftsgebäude. Das Gewächshaus an der Umfriedungsmauer stammt aus der ersten Hälfte des 18. Jh. und ist sehr gut erhalten. Auf einem kleinen Hügel, dem Schloss gegenüber, wurde ein kleiner Diana-Tempel errichtet. Er wurde in der Besatzungszeit stark beschädigt. Im gepflegten Park stehen etliche alte Bäume, die zu Naturdenkmälern erklärt wurden.

Ort/Adresse: 1140 Wien, Linzer Straße 429

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


09.05.2003