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Neuwaldegg (Schloss Schwarzenberg)


Der niederösterreichische Raitkammerrat Stefan Agler kaufte zu Beginn des 16. Jahrhunderts die auf einer Anhöhe gelegene „Hof- und Teuchstatt“. Er ließ sie um 1537 im Renaissancestil zu einem burgartigen Anwesen ausbauen und gab ihm den Namen Neuwaldegger Hof. Kaiser Ferdinand I verlieh ihm 1537 die niedere Gerichtsbarkeit und das Prädikat „Edler zu Paumgarten und Neuwaldegg“. Nach Aglers Sohn wechselten die Besitzer häufig. 1691 erwarb Margarethe Gräfin Strattmann, die Witwe des Hofkanzlers Theodor Althet Graf Strattmann, die Herrschaft. Sie ließ das von den Türken 1683 schwer beschädigte Gebäude abreißen und bis 1697 durch Johann Bernhard Fischer von Erlach in barocken Formen neu erbauen. Gleichzeitig wurde der Garten neu gestaltet. Der spätere Besitzer, Kriegszahlmeister Johann Karl Bartolotti Freiherr von Partenfeld, nahm größere Umbauten vor, wodurch Fischers architektonisches Konzept stark verändert wurde. Er ließ auch eine Wasserleitung ins Schloss legen. 1732 wurde die Schlosskapelle eingeweiht. Die Herrschaft wurde den Erben Bartolottis 1735 wegen hoher Schulden entzogen und unter Zwangsverwaltung gestellt. Schließlich erwarb sie Josepha Antonia Freifrau von Aichen. 1752 kaufte der niederösterreichische Regimentsrat Philipp Jakob Managetta, Edler von Lerchenau, den Besitz.

Entscheidend für das weitere Schicksal von Schloss und Park wurde Feldmarschall Franz Moriz Graf Lacy, der 1765 Neuwaldegg kaufte. Der aus Irland stammende Lacy war Generalstabschef unter Kaiserin Maria Theresia und Präsident des Hofkriegsrates. Er gilt als Reorganisator der österreichischen Armee. Er ließ das Schloss innen und außen renovieren und zwischen 1766 und 1796 den vielbewunderten englischen Garten mit seinen Tempeln, Statuen, Grotten und Teichen anlegen. Dazu gehörte auch das "Holländerdörfl" in Anlehnung an das Hameau von Maria Antoinette in Versailles. Lacy war berühmt für seine üppigen Feste, die er hier in Neuwaldegg gab. Schloss und Park zählten zu den beliebtesten Ausflugszielen des Hofes. Auch Kaiser Josef II kam gerne hierher. Nach Lacys Tod 1801 kam der Besitz durch Erbschaft an Joseph Johann Nepomuk Fürst Schwarzenberg. Dessen Nachkommen kümmerten sich aber relativ wenig um das Schloss, so dass es langsam verfiel. 1805 und 1809 waren hier hohe französische Offiziere einquartiert, darunter der berüchtigte General Vandamme. Etwas später verbrachte hier der Dichter Zacharias Werner als Gast der Familie Schwarzenberg seinen Lebensabend. Aus den Stallungen, Remisen und Dienerwohnungen entwickelte sich im Lauf der Zeit eine Meierei, die bis in die 40er Jahre des 20. Jh. in Betrieb und sehr beliebt war. 1938 erbte Therese, geb. Gräfin Trauttmansdorff, die Witwe von Johann Nepomuk Fürst Schwarzenberg den Besitz, der 1945 unter ihren Erben geteilt wurde. Während des Zweiten Weltkrieges hatte das Schloss als Blindenlazarett gedient. Das bereits desolate Gebäude und der Barockgarten wurden 1954 von der Erzdiözese Wien erworben. Nach einer gründlichen Renovierung diente es bis 1998 als katholisches Bildungshaus. Derzeit wird ein neuer Mieter gesucht. Den großen Park kaufte 1956 die Gemeinde Wien.

Das Schloss besteht aus einem zurückspringenden, oval geschwungenen Mittelteil, der von zwei Eckrisaliten eingefasst ist. Die Rückseite des Gebäudes ist wesentlich einfacher ausgeführt. Im Inneren haben sich noch Reste der alten Ausstattung erhalten. Der querovale Mittelsaal wurde in der zweiten Hälfte des 18. Jh. mit Stuckarbeiten und Blumenmalereien geschmückt. Unter ihm liegt eine Sala terena mit dekorativer Malerei. Die Gartenterrasse vor dem Gebäude zeigt noch typisches Rokoko – Putti, überladene Steinvasen und eine Gartenmauer mit 16 grotesken Zwergenfiguren. Sie wurden von Matthias Braun 1717 geschaffen und standen ursprünglich im nordböhmischen Zitolib (Citoliby). Im 19. Jh. wurden sie durch die Familie Schwarzenberg nach Neuwaldegg gebracht. Die Zwerge sind derzeit abgenommen und harren ihrer Restaurierung. Hinter dem Schloss schließt sich der große Neuwaldegger Park an. Er ist die bedeutendste Gartenanlage des 18. Jh. im englischen Stil von Wien. Graf Lacy ließ das bestehende Areal vergrößern, durch den Gärtner Anton Maringer umgestalten und mit zahlreichen Parkbauten und Statuen bereichern. Die meisten davon, wie das berühmte chinesische Lusthaus, sind längst verschwunden, einiges hat sich erhalten. Die beiden Sandsteinfiguren „Borghesische Fechter“ und „Mars“ sind Werke von Johann Martin Fischer. In einer Parkkapelle in Form eines antiken Tempels (Ende des 18. Jh.) ruhen der Feldmarschall und sein Neffe Georg Graf Browne.

Ort/Adresse: 1170 Wien, Waldeggerhofgasse 5

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


05.05.2003