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Taggenbrunn


Auf Grund von Bodenfunden nimmt man an, dass der Burghügel bereits in vorgeschichtlicher Zeit eine Fluchtburg für die eher spärliche Bevölkerung getragen hat. Im Jahr 860 erlaubte es eine Schenkung Ludwigs des Deutschen, dem Salzburger Bistum, hier Fuß zu fassen. Es ließ in unmittelbarer Nähe der Herzogsstadt St. Veit ein Festes Haus errichten, das als wichtiger Stützpunkt vor den Toren der Stadt diente. Ein „castrum takenprunne“ wird 1157 erstmals urkundlich erwähnt. Es dürfte im ersten Drittel des 12. Jh. durch den Salzburger Ministerialen Tageno von Pongau, der sich danach von Taggenbrunn nannte, erbaut worden sein. Von der damaligen Anlage ist fast nichts mehr vorhanden, denn sie wurde später mehrmals zerstört. Bis 1240 war Taggenbrunn Lehensbesitz der gleichnamigen Familie. Danach wurde es von salzburgischen Pflegern verwaltet. In die Fehde zwischen dem Bischof von Salzburg Philipp von Spannheim und dem Bischof Ulrich von Seckau um das Erzbistum Salzburg, griff schließlich Herzog Ulrich III von Kärnten zugunsten seines Bruders Philipp ein. Er nahm 1258 Taggenbrunn ein und zerstörte es weitgehend. Die Burg wurde aber bald wieder aufgebaut. Als sich die Kärntner Adeligen 1292 mit den Steirern und dem Bistum Salzburg gegen die Habsburger und den Kärntner Herzog Meinhard II erhoben, überfiel Ulrich von Heunberg St. Veit, bemächtigte sich des hier residierenden Herzogsohnes Ludwig und ließ ihn vorübergehend in Taggenbrunn inhaftieren, bevor ihn der Salzburger Erzbischof Konrad IV nach Hohenwerfen überstellen ließ. Nachdem Ottokar von Liechtenstein 1308 zum Hauptmann von Kärnten ernannt worden war, wohnte er auf Taggenbrunn, das ihm vom Salzburger Erzbischof anvertraut wurde. Die türkischen Streifscharen wagten es in den Jahren 1473, 1475 und 1478 nicht, die Burg, die der umliegenden Bevölkerung als Fluchtort diente, anzugreifen, richteten aber in der Umgebung großen Schaden an.

1478 stellte der Salzburger Erzbischof Leonhart von Keutschach die Burg den Ungarn, mit denen er gegen Kaiser Friedrich III verbündet war, als Stützpunkt zur Verfügung. Dies hatte zur Folge, dass sie im Jahr darauf von kaiserlichen bzw. Kärntner Truppen unter Berthold Mager von Fuchsstatt und Leonhart von Kollnitz erstürmt und neuerlich zerstört wurde. Erst Friedrichs Sohn Maximilian I gab Taggenbrunn 1494 wieder dem Erzbistum zurück. Leonhart von Keutschach baute zwischen 1497 und 1503 die Burg nach den neuesten Erkenntnissen des Festungsbaues wieder auf und ließ die unterhalb der Anlage gelegenen Wirtschaftsbauten errichten. Die Verwaltung wurde Burggrafen übertragen. Der letzte Pfleger übersiedelte 1692 nach Maria Saal. Danach wurde Taggenbrunn nicht mehr bewohnt, lediglich ein Torwart hauste noch dort. Nach der Aufhebung des Fürstentums Salzburg kam die Burg 1803 mit den übrigen salzburgischen Besitzungen an Österreich, war jedoch inzwischen zur Ruine geworden. Noch brauchbare Bauteile, wie steinerne Tür- und Fensterstöcke, dienten der Bevölkerung von St. Veit als willkommenes Baumaterial. 1858 erwarb Antonie von Rayer Taggenbrunn. Seit 1899 ist es im Besitz der Familie Kleinszig. 1974/75 wurden die Mauern gesichert bzw. restauriert. Heuer wurde ein kleiner Teil der Ruine wieder bewohnbar gemacht. Eine Burgschenke steht den Besuchern zur Verfügung.

Die auf einem Hügel gelegene ausgedehnte Ruine der Burg Taggenbrunn beherrscht das Landschaftsbild östlich von St. Veit an der Glan. Die Kernburg ist von einer mächtigen äußeren Ringmauer aus Bruchsteinen umgeben. Sie wurde von Leonhard von Keutschach in Auftrag gegeben. An drei Ecken ragen bis zu fünf Stockwerke hohe Rundtürme vor, von denen aus die am meisten gefährdeten Mauerstücke unter Flankierungsfeuer genommen werden konnten. Sie waren auch zur Artillerieverteidigung eingerichtet und besaßen in allen Geschossen Schießscharten. Der Zugang zu den einzelnen Räumen erfolgte über Treppen bzw. vom Wehrgang aus. Der Weg zum Palas führte den Angreifer über eine Zugbrücke durch den spätgotischen Torbau und dann durch einen Zwinger rund um die Innere Burgmauer, wobei er ständig dem Feuer der Verteidiger ausgesetzt war. Vom einstigen Palas wie auch von den angebauten Stallungen und Unterkünften für die Wachmannschaft haben sich nur Mauerreste erhalten. Ein gotischer Anbau beherbergte im Obergeschoß die kleine Burgkapelle. Vom Palas aus führte eine auf Spitzbogen ruhende Brücke zum besonders starken Ostturm der Außenmauer. Über sie konnten die Verteidiger rasch die gefährdeten Stellen in den Wehrgängen erreichen. Einen Bergfried hat es möglicherweise nie gegeben. Im kleinen inneren Burghof befand sich ein tiefer Brunnen, von dem die Burg ihren Namen hat, sowie eine Zisterne. Der etwas unterhalb der Ruine gelegene große Schüttkasten besitzt steinerne Tür- und Fenstergewände. Letztere sind mit Fischgrätgittern versehen. Ein Gedenkstein zeigt das Doppelwappen Salzburg/Keutschach und die Inschrift „Anno domini 1503“.

Lage: Kärnten/St. Veit – ca. 1 km östlich von St. Veit/Glan

Besichtigung: ab Mitte Juni 2003 ganzjährig zugänglich

Homepage: www.taggenbrunn.com


Weitere Literatur:


03.05.2003