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Glopper (Neu-Ems)


Burg Neu-Ems, oder Glopper, wie sie heute genannt wird, ist eine Gründung der reichsunmittelbaren Ministerialen von Ems. 1343 gab Kaiser Ludwig IV, der Baier, Ulrich I von Ems die Genehmigung zur Errichtung einer Burg. Sie bestand ursprünglich lediglich aus dem länglichen, achteckigen Wohnturm, der Zisterne und einem Bering, der den Hof einschloss. Urkundlich wird Neu-Ems 1401 erstmals erwähnt. Als Parteigänger der Habsburger, sahen sich die Emser mit den aufständischen Appenzeller Gemeinden konfrontiert. Ihre Verliese waren bald mit Rebellen gefüllt. Neu-Ems wurde im Appenzellerkrieg von 1407 fast zwei Monate lang belagert. Als die Lebensmittel ausgingen, musste sich die Besatzung ergeben. Die Burg wurde gründlich zerstört. Unter Hans Ulrich I von Ems begann der Wiederaufbau, der um 1430 seinen Abschluss fand. Damals bekam die Burg ihr heutiges Aussehen. Graf Kaspar von Hohenems ließ 1603 im Turmparterre eine Kapelle einrichten. Sie wurde bis 1789 benutzt, dann aber aufgelassen. Ihr wertvollstes Kulturgut, ein dreiteiliger Flügelaltar aus Antwerpen, wird seit 1835 im Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum in Innsbruck aufbewahrt. Wie ein Inventar von 1676 bezeugt, war Glopper damals recht gut mit Waffen versorgt. So werden neben zwei Henkerschwertern immerhin 477 Musketen, 100 Hakenbüchsen, 43 Pistolen und 41 kleine Kanonen erwähnt. Die dazugehörigen Soldaten hätten in der kleinen Burg keinen Platz gehabt. Nach dem Aussterben der Hohenemser 1759 fiel Glopper als Reichslehen an den Staat zurück. Es wurde 1765 an Kaiserin Maria Theresia weiterverliehen. 1834 kaufte der Burgpächter Josef Peter die Anlage, von dem sie Maximilian Graf Waldburg-Zeil-Hohenems im Jahr 1843 erwarb. Er vertraute die Verwaltung dem „Schloss Seppele“ Josef Waibel an, der sein Amt von 1842 bis 1910 ausübte. 1908 besuchte der spätere Papst Pius XI die Burg. Glopper gehört nach wie vor der Familie Waldburg-Zeil, die es in den Sommermonaten auch zeitweise bewohnt.

Glopper liegt oberhalb der Ruine Alt-Ems auf einer steilen, gegen das Rheintal senkrecht abfallenden Felskuppe. Die Burg ist ein bemerkenswert einheitliches Bauensemble. Sie besteht aus der kleinräumigen Hochburg mit einem bergfriedartigen Bollwerk und dem angebauten Palas. Davor liegt im Südwesten deutlich tiefer die annähernd quadratische Vorburg. Die einzelnen Bauteile stammen im wesentlichen aus der Zeit des Wiederaufbaues nach 1407. Zu unbedeutenden Erneuerungen kam es um 1500 sowie zu Beginn des 17. Jh. an der Ostflanke der Vorburg und im Inneren der Hochburg. Über den ausgehauenen Graben führt von Südwesten her eine Brücke zum rundbogigen Tor an der Südecke der Vorburg. Es war mit einer Zugbrücke versehen und durch ein Rondell mit ausgebrochenen Schießöffnungen geschützt. Der Zugang zur Hochburg erfolgt über eine malerische Holztreppe. Sie führt in das hochgelegene Erdgeschoß des Palas. Dies ist ein starker dreigeschossiger Bau mit einem unregelmäßig rechteckigen Grundriss. Er ist teilweise als Riegelbau ausgeführt und mit einem Krüppelwalmdach gedeckt. Die Untergeschosse sind nur durch schmale Lichtschlitze beleuchtet. An der Frontseite tritt ein rondellartiger Turm halbrund vor. Das Eingangsportal ist durch einen Holzvorbau geschützt. Darüber befindet sich eine Öffnung, die einst zum Lastentransport benutzt wurde. Auf ihrer Holztüre ist das Waldburg-Zeil Wappen aufgemalt. Im Inneren des Palas führt eine alte Blockholzstiege in die Obergeschosse. Im Erdgeschoß befand sich ein jetzt mehrfach abgeteilter Saal mit einer maßwerkverzierten Balkendecke (um 1500) über einem mächtigen Unterzug. Der erste Stock ist durch hölzerne Riegelwände in fünf Räume unterteilt. Die ehemalige Grafenwohnung befand sich im zweiten Stock. Die einheitliche spätgotische Ausstattung mit Vertäfelungen, profilierten Balkendecken und Maßwerkfriesen wurde um 1500 geschaffen. Auf einem geschnitzten Balken der gotischen Stubendecke ist das Allianzwappen des Hans Ulrich I und seiner zweiten Gattin Adelheid von Ellerbach zu sehen. An die westliche Schmalseite des Palas ist das Bollwerk aus der ersten Hälfte des 15. Jh. angebaut. Es ist dies ein ursprünglich dreigeschossiger achteckiger Wehrbau, dessen Wehrplatte erst 1908 zu einem Dachgeschoß ausgebaut wurde. Von der im Erdgeschoß eingerichteten Kapelle ist mit Ausnahme zweier Spitzbogenfenster in der Nordwand nichts erhalten. Unter der Burg liegt ein hübscher Teich sowie ein in den Felsen gehauener Brunnen.

Lage: Vorarlberg/Rheintal – oberhalb der Stadt Hohenems

Besichtigung: nur von außen möglich

Sonstiges: Die Räume der Burg können für Veranstaltungen gemietet werden.


Weitere Literatur:


29.04.2003