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Wolkersdorf


Schloss Wolkersdorf wird 1178 urkundlich erstmals erwähnt. Die Wolkersdorfer waren eine Seitenlinie der Herren von Ulrichskirchen. Chunrad von Wolfkerstorf war einer jener Ritter, die mit Herzog Friedrich I in den Jahren 1189/92 an einem Kreuzzug ins Heilige Land teilnahmen. Wolkersdorf war damals ein Passauer Lehen. Herman d. Ä. von Wolkersdorf wurde im Kampf gegen die Ungarn schwer verwundet. Nach seiner Genesung schenkte er 1241 und 1281 Teile seines Besitzes dem Stift Zwettl bzw. den Johannitern von Mailberg. Wernhard von Wolkersdorf kämpfte an der Seite Rudolfs I, so dass seine Burg 1275 von König Ottokar belagert wurde und sich schließlich ergeben musste. Wernhard führte das Heer Rudolfs von Passau nach Linz. Er fiel 1276 bei einem nächtlichen Überfall auf Ottokars Lager bei Gänserndorf. 1334 starben die Herren von Wolkersdorf aus. Etwas später scheint die Herrschaft als Lehen der Burggrafen von Nürnberg auf. Die Lehensinhaber wechselten nun relativ rasch. Um 1400 gehörte die Burg dem niederösterreichischen Landmarschall Ulrich von Dachsberg. 1423 erbten Gundacker und Kaspar von Starhemberg den Besitz, der damals zur Herrschaft Seefeld gehörte. König Georg von Podiebrad belagerte 1458 die Feste vergeblich. Zwei Jahre später versammelten sich hier die aufgebrachten Landstände. 1488 gelang es Matthias Corvinus Wolkersdorf einzunehmen. 1529 wurde die Burg von Julius Graf Hardegg gegen die Türken verteidigt. Anna, die Gattin Kaiser Ferdinands I, kaufte 1542 die Anlage und widmete sie dem Hofspital. 1706 ließ Kaiser Karl VI, der den nahen Hochleitenwald als Jagdgebiet schätzte, die Burg zum barocken Schloss umbauen, wobei aber die mittelalterlichen Bauteile beibehalten wurden. Nachdem das Hofspital 1800 aufgelassen wurde, kam das Gebäude an einen Spitalfonds, verfiel jedoch zum Teil. 1809 schlug Kaiser Napoleon I nach der Schlacht von Wagram für einige Tage im Schloss sein Hauptquartier auf. Während des Wiener Kongresses logierten 1814 Friedrich Wilhelm III von Preußen und Zar Alexander I von Russland im Schloss. Da der Südtrakt, in dem die Kaiserzimmer lagen, wegen schlechter Fundamentierung zu sinken begann, musste dieser 1816 abgebrochen werden. 1866 wurde der Schlosspark angelegt. Hugo Graf Abensberg-Traun erwarb 1870 Schloss Wolkersdorf, verkaufte es aber 1884 an die örtliche Sparkasse. Seit 1969 gehört es der Stadtgemeinde Wolkersdorf, die es um einen symbolischen Schilling erworben hatte. Im Gebäude sind hauptsächlich kulturelle Einrichtungen sowie Ausstellungsräume und Ateliers untergebracht.

Das stattliche Gebäude war ursprünglich eine geschlossene Vierflügelanlage um einen Innenhof. Seit dem Abbruch des Südtraktes hat es einen hufeisenförmigen Grundriss. Es war von einem Wassergraben und einem Wall umschlossen, von dem eine hölzerne Brücke zum Portal führte. Teile des Grabens sind noch immer mit Wasser gefüllt. Vom Bau aus der ersten Hälfte des 13. Jh. stammen noch Teile der bis zu 2,8 m dicken Außenmauern sowie die beiden quadratischen Ecktürme, die die Eingangsfront im Süden und Norden flankieren. Der nördliche Turm dürfte der alte Bergfried gewesen sein. An seiner Nordseite wie auch an der des Südturms ist noch das romanische Quadermauerwerk zu sehen. Die Türme tragen über dem extrem hohen 5. Geschoß flache Pyramidendächer. Diese oberste Turmetage mit den „palladianischen Fenstern“ wurde erst 1820 aufgesetzt. Im Nordwesten ist dem Schloss eine Rundbastion vorgelagert, deren Buckelquadern besonders gut erhalten sind. Die Schlüssellochscharten wurden erst in gotischer Zeit ausgebrochen. Die etwas schwer wirkende Hauptfassade wird durch vier Geschosse und sieben Achsen gegliedert. Auch hier war der zweigeschossige Sockelbereich aus starken Quadern aufgemauert, doch wurden diese anfangs des 19. Jh. verputzt. Die oberen beiden Stockwerke der Schauseite werden durch Riesenpilaster zusammengefasst. Die Fenster der Beletage sind nahezu doppelt so hoch wie die der übrigen Geschosse. In der Toreinfahrt sind zwei romanische Bildsteine eingemauert. Die Eingangsseite des geräumigen Hofes ist im Erdgeschoß mit drei teilweise vermauerten Pfeilerarkaden ausgestattet.

Lage: Niederösterreich/Weinviertel – ca. 10 km nordöstlich der nördlichen Wiener Stadtgrenze, inmitten der gleichnamigen Stadt

Besichtigung: normalerweise nur von außen möglich, bei Veranstaltungen sind die Innenräume teilweise zugänglich.


Weitere Literatur:


27.04.2003