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Liesing


Das Liesinger Schloss wurde 1387 erstmals erwähnt. Damals war es allerdings noch ein stattlicher Gutshof, der den Namen „Hausgraben“ oder „Auhof“ trug. Von 1415 bis 1435 gehörte der Hof dem Liesinger Richter Georg Zeitlas. Anschließend war er im Besitz des Pfarrers Andreas Plank von Gars, den späteren Kanzler Albrechts II. Er schenkte das Gut dem von ihm als Propstei gestifteten Dorotheerkloster in Wien. Während der beiden Türkenbelagerungen Wiens von 1529 und 1683 wurde die Herrschaft schwer in Mitleidenschaft gezogen. Der Legende nach hätten die Osmanen nur den im Schlosspark befindlichen Haselbaum verschont, woran das Wappen von Liesing noch erinnert. Nach den Verwüstungen wurde der Hof aber immer rasch wiederhergestellt. Anfangs des 18. Jahrhunderts wurde das Gebäude von Propst Ferdinand III Adler (1712 – 1734) zum Schloss ausgebaut. Angeblich stieg hier 1713 sogar Kaiser Karl VI ab. Nach dem Ende der geistlichen Grundherrschaft kam das Liesinger Schloss an den Hofjuwelier Valentin von Mack. Seine Nachkommen mussten Konkurs anmelden, so dass es 1848 Moriz Mandeles aus der Masse erwerben konnte. Er versuchte das Objekt zu vermieten, was aber nur teilweise gelang. Ab 1857 war hier für einige Jahre eine Pflegeanstalt für geistig behinderte Kinder untergebracht. Mandeles Sohn Friedrich konnte schließlich die Mittel zur Erhaltung des Gebäudes nicht mehr aufbringen und verkaufte es 1876 der Gemeinde Wien. Diese errichtete auf dem Areal ein großes Altersheim. Auch heute noch ist das Schloss Teil des „Pflegeheims Liesing der Stadt Wien“.

Das Schloss liegt im Westteil der hübschen Parkanlage, die das Altenheim umgibt. Von der Vierflügelanlage des einstigen Wasserschlosses haben sich der Nord- und der Ostflügel mit dem Torturm sowie Reste des Wassergrabens erhalten. Der West- und der Südflügel des unregelmäßigen Hofes wurden erst im 19. Jh. errichtet. Der aus der Vorderfront etwas vortretende Torturm stammt aus dem späten 16. Jh. Er war früher jedoch deutlich höher als heute. Seine Sockelzone ist mit einer kräftigen Steinquaderung versehen. Darüber sind die Wände glatt verputzt. Die Portalzone besteht aus der tonnengewölbten Durchfahrt und einer daneben liegenden Fußgängerpforte. Über dieser ist das Wappen von Liesing mit der Jahreszahl 1683 angebracht. Der den Turm über dem Konsolgesims abschließende Zinnenkranz ist eine Zutat des 19. Jh. Anfangs des 18. Jh. wurde im Turm die Schlosskapelle eingerichtet. Sie wurde jedoch 1789 durch eine an den Turm angebaute neue Kapelle ersetzt. Diese ist ein bescheidener Rechteckraum mit gekehlter Flachdecke. Ihr Hochaltar ist in josephinischen Formen gehalten. In der Kapelle befindet sich eine Kopie des Mariazeller Gnadenbildes aus dem Jahr 1728. Die Innenräume des Schlosses sind längst nicht mehr original. So wurde der ehemalige Saal im zweiten Obergeschoß nachträglich in kleine Zimmer unterteilt. Im Turm befindet sich ein Saal mit einer gekehlten Spiegeldecke über dem profilierten Gesims aus dem späten 16. Jh. Der Speisesaal im Nordtrakt wurde um 1700 mit einem stark gedrückten Stichkappentonnengewölbe versehen.

Ort/Adresse: 1230 Wien, Perchtoldsdorfer Straße 6

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


25.04.2003