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Wolfsberg (Lavanttal) - Schloss


Wie bei den meisten Burgen ist auch bei Wolfsberg der Bauherr nicht bekannt. Man weiß lediglich, dass König Heinrich II im Jahr 1007 dem Hochstift von Bamberg ausgedehnte Ländereien in Kärnten schenkte, zu denen auch Wolfsberg gehörte. Erstmals genannt wird die Burg mit Fridericus de Wolfsperch in einer Urkunde von 1178, als der bambergische Bischof Otto II einen Streit zwischen dem Kloster St. Paul und einem Ministerialen schlichtete. Die Wolfsberger waren ebenfalls Ministeriale der Bischöfe. Die Burg bestand damals aus zwei, durch einen Wohntrakt verbundenen wuchtigen Türmen und einem Hof, in dem dann Stallungen, Mannschaftsunterkünfte und Beamtenwohnungen errichtet wurden. Strategische Aufgabe der Burg war es, den Eintritt in die fruchtbare Ebene des Lavanttales zu sperren. Unter ihrem Schutz entstand dann die Siedlung, mit der sie eine fortifikatorische Einheit bildete. Die ausgedehnte Herrschaft wurde von den jeweiligen Burgpflegern bzw. Vizedomen verwaltet. Das Tal blieb weitgehend von kriegerischen Auseinandersetzungen verschont, doch musste Wolfsberg im 16. Jh. stark ausgebaut werden. Zahlreiche Gedenksteine von Bischöfen und Vizedomen weisen noch im Schlossareal darauf hin. So hatte der Mailänder Baumeister Peter von Wüßt 1532 den mächtigen Südwestturm vollendet und der Italiener del Murano die Befestigungen der damals modernen Kriegskunst angepasst. 1565 wurde der Südwestturm nochmals aufgestockt. Gegen Ende des 16. Jh. zählte Wolfsberg zu den bedeutendsten Renaissanceschlössern Kärntens.

Wolfsberg blieb bis 1759 im Besitz des Bistums Bamberg, als Kaiserin Maria Theresia den gesamten bambergischen Besitz in Kärnten erwarb. Sie ließ die Herrschaft von Beamten verwalten. Kaiser Josef II übergab Wolfsberg dem Religionsfonds. Bei dieser Gelegenheit kamen ein Großteil des Interieurs sowie die hier verwahrten Kunstwerke nach Wien, wo sie den kaiserlichen Sammlungen einverleibt wurden. 1825 erwarben die Brüder Rosthorn das bereits desolate Schloss und ließen es anschließend restaurieren. 1846 kaufte der königliche preußische Kammerherr Hugo Graf Henckel von Donnersmarck die Herrschaft. Er beauftragte die Architekten Johann Romano und August Schwendenwein mit dem Umbau der Anlage im englischen Tudor-Stil. Dabei ging man nicht sehr zimperlich mit der alten Bausubstanz um. Große Teile der massiven Steinmauern wurden gesprengt und durch Ziegelbauten ersetzt. Das Schloss bekam ein völlig neues Aussehen. Nach dem Ersten Weltkrieg musste Graf Alphons das Schloss verkaufen. Nach dem Zweiten Weltkrieg, war es mit britischen Besatzungstruppen belegt, was die allgemeine Vernachlässigung noch erhöhte. Der neue Eigentümer, die Kärnter Montanindustrie Gmbh, ließ das Gebäude vor einigen Jahren restaurieren und revitalisieren. Es ist nach wie vor von der Familie Henckel-Donnersmark, zu deren Einflussbereich die Kärntner Montanindustrie zählt, bewohnt. In den Repräsentationsräumen finden gelegentlich Konzerte und Ausstellungen statt. Sie können auch für private Veranstaltungen gemietet werden.

Das heutige Schloss hat mit der einstigen Burg nur mehr den Grundriss gemeinsam. Der Umbau zwischen 1846 und 1853 hat aus den mittelalterlichen bzw. Renaissancegebäuden eine neugotische Anlage entstehen lassen, die aus der Ferne betrachtet einen höchst interessanten Eindruck macht. Kommt man jedoch näher, so wirkt sie – wie so manche Gebäude des Historismus- eher kalt und steril. Während des großen Umbaues wurde der Südflügel aufgestockt, wobei das erste Obergeschoß für die Gräfin und der zweite Stock für den Grafen vorgesehen waren. Fünf Treppen waren notwendig, um die Niveauunterschiede des Geländes auszugleichen. Lediglich die Hauptmauer des südlichen und des westlichen Flügels blieben vom Umbau verschont. Die Vorderfront erhielt ein gotisierendes Portal mit einem Scheinfallgatter. Rechts davon erhebt sich der 35 m hohe Wartturm, während auf der linken Seite der alte runde Ostturm stehen blieb. Alle Türme und sonstigen Gebäude wurden mit Zinnen versehen. Die breite Einfahrt wurde mit einem Sternrippengewölbe ausgestattet. Sie verbindet den ausgedehnten Schlosspark mit dem großen fünfseitigen Hof. Die Sternrippen wiederholen sich im großen Stiegenhaus. Das Schloss verfügt über nahezu 6.000 m² Wohnfläche. Seine Ausstattung ist ein typisches Beispiel für die herrschaftliche Innendekoration um die Mitte des 19. Jh. Der Marmorsaal diente ursprünglich als Speisezimmer. Seine Wände sind mit ockergelben Stuckmarmor verkleidet. De Decke ist mit sternförmigen Stuckgesimsen versehen. Im Roten Salon befindet sich eine wuchtige Kassettendecke. Die großen Felder an den Wänden sind mit rotem Damast bespannt. An ihrer Stelle befanden sich einst riesige Spiegel. Vor dem Umbau zum neugotischen Schloss befand sich hier die romanische Burgkapelle. Der 1854 vollendete Stucksaal war einst Treffpunkt der gräflichen Familie und ihrer Gäste. Heute finden hier Ausstellungen und Empfänge statt. Dieser Kuppelsaal hat die Form einer Ellipse. Seine Stukkaturen sind in Blau und Weiß gehalten, die Vertäfelungen sind aus Nussholz gearbeitet. Zur beweglichen Ausstattung der Repräsentationsräume gehörten qualitätvolle Möbeln, bronzene Luster und Armleuchten sowie kostbare Kaminuhren. Sie stammten meist aus Paris. Von der Einrichtung ist kaum noch etwas vorhanden. Sie wurde zum Teil in andere Schlösser gebracht, zum Teil ging sie verloren. Die kleine, dem hl. Ulrich geweihte Schlosskapelle hat ein Altarbild aus dem Jahr 1597. Es dürfte noch aus der alten Doppelkapelle stammen, ebenso ein gotisches Weihwasserbecken.

Lage: Kärnten/Lavanttal – oberhalb der gleichnamigen Stadt

Besichtigung: vom 3. Mai bis 29. Oktober finden zwischen 10.00 und 17.00 Führungen statt.

Homepage: www.schloss-wolfsberg.at


Weitere Literatur:


21.04.2003