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Weinberg


Das erste Feste Haus auf dem Weinberger Felsen entstand vermutlich erst im 13. Jh. als die Rodung und Besiedlung des urwaldartigen Nordwaldes bereits abgeschlossen war. Die erste urkundliche Erwähnung erfolgte 1305 mit Peter dem Piber, der damals das landesfürstliche Lehen innehatte. Es war zuvor von der alten Herrschaft Freistadt abgespalten worden. 1378 kam es in den Besitz der Brüder Ruger und Alber von Zelking, wobei die Zelkinger bereits seit 1359 die Hälfte der Burg besaßen. Christoph von Zelking war Rat Friedrichs III und Pfleger von Freistadt. Er ließ die Pfarrkirche von Kefermarkt errichten und stiftete den berühmten spätgotischen Flügelaltar. 1510 hob Kaiser Maximilian I die landesfürstliche Lehenshoheit auf, so dass die Zelkinger nunmehr Weinberg als freies Eigen besaßen. In der Zeit der Türkengefahr (1594) war Weinberg als Fluchtort für die Bewohner der Umgebung vorgesehen, was auf eine gute militärische Ausstattung schließen lässt. Während des Oberösterreichischen Bauernkrieges belagerten wütende Anhänger Stefan Fadingers die Burg und konnten sie schließlich einnehmen. Als Protestant musste Christoph Wilhelm von Zelking während der Gegenreformation Oberösterreich verlassen. Er verkaufte 1629 die Herrschaft und zog sich auf seine niederösterreichischen Besitzungen zurück. Käufer war Hans Christoph von Thürheim, der die Burg zum Schloss umbauen ließ. Die Thürheim machten Karriere. 1666 wurden sie zu Reichsgrafen ernannt. Im 18. Jh. stellten sie zwei Landeshauptmänner und übten das Obristen-Erblandfalkenmeisteramt aus. Sie blieben bis zum Aussterben der Familie im Besitz von Weinberg. Durch die Ehe der Tochter des letzten Thürheimers, des Grafen Josef Andreas, kam die Herrschaft 1894 an die eingeheirateten Freiherren von Gablenz. Ihnen folgte Baron Christian von Zimmermann, dessen Erben noch Eigentümer des Schlosses sind.

1945 wurde Weinberg durch die russischen Besatzungstruppen schwer in Mitleidenschaft gezogen. Danach war das Hauptgebäude nicht mehr bewohnbar. Von 1946 bis 1954 diente es der Gewerkschaft der Bau- und Holzarbeiter als Schulungsheim, was den laufenden Verfall aber nicht aufhielt. Danach wurde das Schloss vom Kriegsopferverband kurzzeitig als Kindererholungsheim benutzt. Wie bei so manchem reparaturbedürftigen Schloss, war auch bei Weinberg eine Landesausstellung die Rettung. Bevor diese 1988 stattfinden konnte, musste jedoch eine aufwändige Generalsanierung stattfinden. Weinberg wurde vom Land Oberösterreich auf 99 Jahre gepachtet und dient seit 1989 als Landesbildungs- und Musikzentrum. In den ehemaligen Prunkräumen finden gelegentlich Konzerte und andere kulturelle Veranstaltungen statt. Besonders stimmungsvoll ist der Weinberger Advent, der in und um das Schloss abgehalten wird.

Auf einem nach Südwesten abfallenden Höhenrücken steht die imposante Anlage des Schlosses Weinberg, das nach der Restaurierung wieder zu den schönsten und bedeutendsten Schlössern des Mühlviertels zählt. Es handelt sich dabei um eine im Kern gotische Burg, die im 16. Jh. in ein Renaissanceschloss verwandelt wurde. Die mittelalterliche Anlage bestand aus einem rechteckigen, mehrgeschossigen Wohnturm mit einer Grundfläche von etwa 26 x 27 m. Er ist noch im Nordteil der heutigen Kernburg erkennbar. Dieses Feste Haus wurde zu Beginn des 14. Jh. mit einer durch Türme gesicherten Ringmauer umgeben. Gegen Ende desselben Jahrhunderts setzte man der Burg an der Angriffsseite im Osten eine 18 m hohe, 3 m dicke und 26 m lange Schildmauer vor. Durch die im 17. Jh. angebauten Wohnräume und die dadurch notwendig gewordenen Fensterausbrüche hat sie ihre Wehrhaftigkeit verloren. Der Zugang erfolgt durch zwei in der Ostfront liegende Tore. Das vordere Tor war durch eine noch gut erhaltene Wippbrücke gesichert. Ihr vorgelagert ist eine lange Steinbrücke. Das zweite Tor ist in der ehemaligen Zwingermauer eingelassen, deren Wehrgang noch teilweise vorhanden ist. Vor der Ringmauer liegt ein tiefer, trockener Graben, in dem seinerzeit sogar Wölfe gehalten wurden. Hat man beide Tore durchschritten, so gelangt man in den schmalen äußeren Hof, der den Hauptbau umgibt. Das eigentliche Schloss ist ein viergeschossiger Bau um einen rechteckigen Innenhof. Hier befindet sich ein 45 m tiefer Ziehbrunnen mit einem Tretrad aus dem Jahr 1589. Ein viereckiger Turm springt aus der Baulinie vor. Sein flachgedrückter Zwiebelhelm und die Laterne wurden erst nach einem Brand im Jahr 1882 aufgesetzt. Im Südwesten und Nordwesten stehen zwei runde Ecktürme mit Kegeldächern.

Die meisten der ehemaligen Repräsentationsräume sind mit Stichkappengewölben und stuckierten Decken ausgestattet. Die Türen des Kaisersaales sind mit wuchtigen, reich verzierten Portalrahmen versehen. Die bunten Wandfresken wurden bei der letzten Generalsanierung wiederhergestellt. Im ehemaligen Ahnensaal steht ein schöner Renaissance-Kachelofen mit bunten Figurenkacheln antiker und mythologischer Herrscher. Außerdem ist die fast vollplastische Stuckdecke aus dem Jahr 1604 besonders bemerkenswert. Die Tierfiguren scheinen direkt an den Putz geklebt zu sein. Sechzehn gemalte Wappenpyramiden zieren die Fensternischen. Der Rittersaal, der fast die ganze Ostfront einnimmt, wird von einem gewaltigen Tonnengewölbe überspannt. Fresken von Johann Philipp Ruckerbauer lockern den schweren Deckenstuck auf. Im „La Fontaine-Zimmer“ hat sich eine mit Tierfabeln bemalte Balkendecke aus dem 17. Jh. erhalten. Die Schlosskapelle wurde ursprünglich im gotischen Stil errichtet. Nachdem sie 1617 durch einen Brand zerstört worden war, wurde sie 1635 erneuert. Bartolomeo Carlone schuf 1698/99 den schönen Deckenstuck. Das Altarbild stammt vermutlich von Bartolomeo Altomonte. Die einst reiche Innenausstattung der meisten der 220 Räume sowie die Waffensammlung und das Familienmuseum sind 1945 durch die Plünderungen und Zerstörungen fast vollständig verloren gegangen. Dazu gehört auch das berühmte Schachspiel mit seinen überlebensgroßen Figuren. Teile der barocken Schlossapotheke, die Gräfin Maria Franziska von Thürheim im späten 17. Jh. einrichtete, befinden sich seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges im Linzer Schlossmuseum. Auch das von den Thürheim angelegte Schlossarchiv – eines der reichhaltigsten des Landes – konnte in letzter Minute gerettet und in das Oberösterreichische Landesarchiv überstellt werden. Im Schlossgarten steht ein Falknerhaus aus dem 18. Jh. Reste seiner Ausstattung finden sich heute im Wiener Kunsthistorischen Museum.

Lage: Oberösterreich/Mühlviertel – ca. 1 km nördlich von Kefermarkt

Besichtigung: Die Repräsentationsräume können nach Voranmeldung besichtigt werden.

Homepage: http://www.historisches-lexikon-bayerns.de/artikel/artikel_45612


Weitere Literatur:


17.04.2003