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Merkenstein - Burgruine


1141 scheint ein Hugo von Merkenstein erstmals auf. Bei dieser Urkunde könnte es sich jedoch um eine spätere Fälschung handeln, so dass der Falkensteiner Codex von 1180 als erste sichere Quelle gilt. In ihm findet sich ein Brief, den Siboto von Hernstein an seinen Lehensmann Ortwin von Merkenstein sandte und in dem er ihn aufforderte, seinen Feind Rudolf von Piesting, zu ermorden oder zumindest zu blenden. 1219 wird ein miles (Ritter) Chunradus genannt. Bis etwa 1322 saßen die Merkensteiner auf der Burg. Ulrich III von Merkenstein war gemeinsam mit dem König Friedrich dem Schönen in der Schlacht von Mühlberg gefangen genommen worden und musste sich freikaufen. Aus diesem Grund gab er die Burg an Otto von Gerlos ab. Nach Konrad von Werd kamen die Wallseer, die fast 100 Jahre Merkenstein besaßen und die Anlage vergrößern ließen. Durch Schulden und familiäre Streitigkeiten gezwungen, mussten sie die Herrschaft 1440 an Stephan von Hohenberg abgeben. In den Kämpfen zwischen Kaiser Friedrich III und den Ungarn, wechselten die Hohenberger mehrmals die Seiten. Hans III von Hohenberg hatte die Burg an die Ungarn ausgeliefert, was zur Folge hatte, dass sie vier Wochen lang von den kaiserlichen Truppen belagert wurde. Als jedoch die Belagerungsgeschütze wegen Überladung zersprangen, wurde die Belagerung aufgegeben. Zwei Jahre später versöhnte sich der Burgherr mit dem Kaiser und verkaufte ihm die Veste. Sie blieb nun landesfürstlich und wurde von Pflegern verwaltet. 1486 fiel König Matthias Corvinus in Niederösterreich ein und Merkenstein wurde neuerlich belagert, aber diesmal auch eingenommen. Nach dem Tod des ungarischen Königs fiel die Burg wieder an die österreichische Krone. Sie wurde Sitz eines Landgerichts und Verwaltungssitz der Ämter Pottenstein, St. Veit, Muckendorf, Gainfarn und Grossau. Den Türkeneinfall von 1529 überstand die Burg ohne allzu große Schäden. Das Türkenjahr 1683 überlebte sie aber nicht. Die Anlage, die 1672 von den Heißpergern an die Familie Dietrichstein übergegangen war, wurde von einer türkischen Streifschar erstürmt, wobei alle 173 Bewohner inklusive der Verteidiger und der Flüchtlinge niedergemetzelt wurden. Anschließend wurde der Bau niedergebrannt. Nach der Vertreibung der Osmanen wurde der Verwaltungssitz der Herrschaft nach Gainfarn verlegt und die Burg ihrem Schicksal überlassen. Die Familie Dietrichstein besaß Merkenstein bis 1829. Danach kamen die Grafen Münch-Bellinghausen, dann die Freiherren von Brenner-Felsach und die Firma Leopold Kern sowie die Creditanstalt-Bankverein. Von 1939 bis 1945 gehörte die Herrschaft der deutschen Linie der Familie Krupp. Dies hatte zur Folge, dass Merkenstein zum „Deutschen Eigentum“ erklärt und bis 1955 von der russischen Besatzungsmacht genutzt wurde. Danach kam die Ruine mit dem Waldbesitz an die Republik Österreich und wurde durch die Österreichischen Bundesforste verwaltet.

Merkenstein ist eine der größten Burgruinen des südlichen Wienerwaldes. Die langgestreckte Burg dürfte im zweiten oder dritten Viertel des 12. Jh. errichtet worden sein. Von der damaligen Anlage ist nichts erhalten. Möglicherweise stammen aber die Fundamente der 4 m starken Außenmauern der Hochburg aus dieser Zeit. Der erste große Ausbau dürfte 1324 unter Ullrich von Pottenstein erfolgt sein. Spätere Umbauten verwandelten die mittelalterliche Burg in eine festungsartige Renaissanceanlage. Die heute noch vorhandenen Mauern der Hochburg stammen aus dem 16., die der Vorburg aus dem 17. Jahrhundert.

Von der einstigen Toranlage haben sich nur geringe Reste erhalten. Der Weg führt durch die Vorburg mit ihren beiden Toren zur Hochburg. Unterwegs passiert man die ehemaligen Wirtschaftsgebäude und Stallungen sowie die Kapelle mit ihrem dreijochigen Chorabschluss. Merkenstein besaß keine Ringmauer. Ihre Funktion musste von den hohen Außenmauern des Wohntraktes übernommen werden. Diese weisen daher nach außen nur wenige hochgelegene Fenster auf. Nur an der Südseite, wo der Felsen am steilsten ist, finden sich größere Fenster mit gotisch profilierten Steinrahmen. Vom inneren Zwinger führt eine schmale Pforte in die Hochburg. Weiter östlich befand sich ein weiteres Tor mit einer Zugbrücke. Der enge, trapezförmige Hof ist von viergeschossigen Trakten umgeben. Im Südflügel führt eine Stiege zu einer in den Fels gehauenen Galerie. 1844 wurden in diesem Bereich zwei Zimmer wieder bewohnbar gemacht, doch sind diese bereits wieder verfallen. Im Osttrakt befinden sich die Küche und eine zweite Kapelle. Der durch drei Stockwerke gehende und sich nach oben verjüngende Rauchfang ist noch zu sehen. Die auf dem gewachsenen Felsen aufgemauerte Kapelle war kreuzrippengewölbt. Unter dem Hof befand sich eine Zisterne. Eine schmale, steinerne Wendeltreppe führt in den ersten Stock. An den Mauern sind noch Reste von gotischen Türen und Fenstern zu erkennen. Südlich der Hauptanlage liegen außerhalb der Burg die Fundamente eines Rundturmes, der das Vorgelände und die Vorburg absicherte.

Lage: Niederösterreich/Wienerwald – ca. 7 km westlich von Bad Vöslau am Südhang des Hohen Lindkogels

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


28.03.2003