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Hernstein - Burgruine


In einer Urkunde des Stiftes Göttweig aus dem Jahre 1125 wird ein „nobilis Reginoldus de Herrandistein“ erwähnt, der dem Kloster einige Hörige schenkte. Reginolds Vater war Herrand von Falkenstein, so dass man annimmt, dass dieser zu Beginn des 12. Jahrhundert die kleine romanische Burg erbaute und ihr auch seinen Namen gab. Die Falkensteiner waren ein altes und angesehenes Geschlecht aus Oberbayern, wo die Familie drei Burgen besaß. Im Falkensteiner Kodex, der um 1170 auf Anregung von Graf Siboto III von Neuburg-Falkenstein-Hernstein veranlasst worden war, ist der gesamte bayrische und österreichische Besitz der Hernsteiner genau beschrieben. Außerdem enthält er die erste erhaltene Abbildung der Burg Hernstein. Obwohl sie sehr vereinfacht gezeichnet ist, kann man den Turm, der sowohl eine Wehr- als auch eine Wohnfunktion hatte, recht gut erkennen. Zur Zeit der Auseinandersetzungen zwischen Kaiser Friedrich II und Papst Innozenz IV hielten die Hernsteiner zuerst zum Kaiser, schlugen sich aber dann auf die Seite des Papstes. Dies hatte zur Folge, dass ein Mitglied der Familie Hernstein wegen diesem Gesinnungswandel seinen Kopf verlor und ein anderer, Graf Chuno, im Kerker büßen musste. Nach seiner Freilassung verkaufte er 1245 seinen gesamten Grundbesitz dem Stift Freising. Er war damit dem kaisertreuen Bayernherzog zuvorgekommen, der ihm seine Ländereien abnehmen wollte. Als Bischof Konrad um 1265 auf Hernstein einen Verwalter einsetzte, bemächtigte sich Euphemia von Pottendorf, eine Nichte des mittlerweile verstorbenen Grafen Chuno, der Burg. Trotz klarer Rechtslage und eifrigem Prozessieren der Freisinger behielten sie die Pottendorfer bis 1380. Damals kaufte Herzog Albrecht III die Herrschaft, die er in der Folge von Pflegern verwalten ließ und gelegentlich verpfändete. Um 1515 wurde Hernstein mit Starhemberg vereinigt. Die nächsten 400 Jahr hatten beide Burgen die gleichen Besitzer. Während Starhemberg aufblühte und ausgebaut wurde, verfiel Hernstein jedoch bald und wurde schon nach kurzer Zeit als „ödes Schloss“ bezeichnet. Als 1955 die Erste Österreichische Spar-Casse Schloss Hernstein übernahm, erhielt sie als Zugabe auch die Burgruine. Seit 1963 gehören beide Objekte der Kammer der Gewerblichen Wirtschaft für Wien.

Von der einstigen Burg Hernstein hat sich lediglich ein dreigeschossiger Turmrest auf dem felsigen Ausläufer des Buchriegels im Park oberhalb des gleichnamigen Historismus-Schlosses erhalten. Allerdings dürfte die Anlage auch in ihrer besten Zeit nicht wesentlich größer gewesen sein. Strategisch war die Bedeutung des „Steines“ immer gering. Die Turmburg war hauptsächlich Verwaltungssitz einer nicht unbedeutenden Herrschaft. Der Grundriss des romanischen Turmes ist quadratisch. Sein unterer Teil ist aus großen Quadern errichtet, während im oberen Teil schlechtes Bruchsteinmauerwerk verwendet wurde. Dies lässt darauf schließen, dass er im Laufe des 12. Jh. errichtet und in einer späteren Bauperiode aufgestockt wurde. An der Süd- und der Westseite des Turmes ist je ein rechteckiges Fenster erhalten. Der rundbogige Hocheinstieg befand sich im dritten Stock. Die im Falkensteiner-Kodex erwähnte freistehende, zweigeschossige Kapelle ist längst abgekommen.

Lage: Niederösterreich/Voralpengebiet – ca. 6 km südlich von Berndorf am Ortsanfang der Gemeinde Hernstein

Besichtigung: Die Ruine ist frei zugänglich, doch empfiehlt es sich, sich bei der Rezeption des Seminarhotels anzumelden.


Weitere Literatur:


20.03.2003