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Freundsberg


Auf einem Hügel südlich der Stadt Schwaz erhebt sich die Burg Freundsberg, der Stammsitz der seit 1150 in Tirol nachweisbaren Herren von Freundsberg. Den Oberbesitz hatten zu dieser Zeit die Grafen von Andechs. Die Burg dürfte um 1170 als einfacher Wohnturm entstanden sein. Die Freundsberger waren neben den Rottenburgern das bedeutendste Ministerialengeschlecht des Tiroler Unterlandes. Zur Zeit ihrer Blüte im 14. und 15. Jh. besaßen sie zahlreiche Burgen. Sie stellten fürstliche Räte, aber auch einen Bischof von Trient (Ulrich gest. 1493). Den Freundsbergern verdankte Schwaz sein erstes Aufblühen. Da der aufstrebende Silberbergbau ihre grundherrschaftlichen Rechte mehr und mehr beschränkte und der Landesfürst verstärkt seinen Einfluss geltend machte, verkauften Ulrich und Hans von Freundsberg 1467 Gericht und Burg an Erzherzog Sigmund den Münzreichen. Sie erwarben dafür die Herrschaft Mindelheim in Schwaben, wo 1473 der berühmte Landsknechtsführer Georg Frundsberg geboren wurde. Sigmund ließ die Burg spätgotisch umbauen und benützte sie vor allem nach seiner Abdankung 1490 gerne als Jagdschloss. Nach ihm führte sie auch den Namen Sigmundsruh, doch konnte sich dieser nicht durchsetzen. Unter Kaiser Maximilian I wurde Freundsberg 1507 an die Familie Stöckl verpfändet. Es folgten als Pfandinhaber die Spaur (1516), Kastner (1569), Burglechner (1614), Praun (1652) und Tannenberg (1709). 1788 wurde die Burg wieder landesfürstlich. Während der bayrischen Besetzung Tirols sollte Freundsberg 1811 abgerissen werden, was jedoch von Kronprinz Ludwig von Bayern verhindert wurde. Kaiser Franz I ließ die Burg auf Staatskosten renovieren „damit dieses Denkmal zu dankbarer Erinnerung an ein um Fürsten und Vaterland so hoch verdientes Geschlecht der Mit- und Nachwelt erhalten werde“, wie er die Ausgaben begründete. 1812 kam Freundsberg an die Pfarre und 1939 an die Stadtgemeinde Schwaz. Diese restaurierte die Anlage ab 1966 und brachte darin ihr Heimatmuseum unter.

Die kleine Burg besteht heute nur mehr aus dem ca. 20 m hohen Bergfried und der überdimensionalen Burgkapelle sowie aus zwei bescheidenen Nebengebäuden. Der heutige Baubestand spiegelt ihr Schicksal im Laufe der Jahrhunderte wider. Von der alten Burg der Freundsberger hat sich nur das aus großen Rundsteinen erbaute unterste Drittel des Bergfrieds erhalten. Wie die quaderförmigen Steinlagen im zweiten Drittel zeigen, wurde der Wohnturm gegen 1250 um weitere zwei Stockwerke erhöht und zum Bergfried umfunktioniert. Das letzte Drittel mit dem auf Kragsteinen ruhenden Erker und dem Krüppelwalmdach wurde erst beim Umbau zwischen 1472 und 1475 durch Erzherzog Sigmund aufgesetzt. Es ist aus Ziegeln und Bruchsteinen gemauert. Das oberste Geschoß diente ihm bei seinen Aufenthalten als eine Art Ferienwohnung. Es enthält eine Küche mit offenem Herd, eine geräumige Stube und eine Kammer, die mit Jagdfresken von Josef Weninger, dem Hofmaler Erzherzog Sigmunds, geschmückt ist. Sie sind ein wichtiges höfisches Kulturdenkmal aus der zweiten Hälfte des 15. Jh. Teile der ursprünglichen Einrichtung dieser Fürstenwohnung sind noch erhalten. Sie wurden 1865 von den Grafen Enzenberg angekauft und nach Schloss Tratzberg gebracht. Der Bergfried ist durch mit Falltüren versehene schwere Holzbalkendecken in fünf Stockwerke unterteilt. Sie dienen seit 1949 dem Schwazer Heimatmuseum zur Aufstellung seiner Exponate. Der Turm war ab dem 13. Jh. nicht mehr zum ständigen Bewohnen bestimmt und weist daher nur wenige Lichtschlitze auf. Der ursprüngliche Hocheinstieg liegt etwa 3 m über dem Boden. Unter dem Eingangsgeschoß befindet sich das einstige Verlies, das nach Sigmunds Tod noch von den Schwazer Richtern benutzt wurde. Ihre Gerichtsstube hatten sie in seiner Turmwohnung eingerichtet.

Die erste Burgkapelle wurde 1177 geweiht. Erzherzog Sigmund ließ sie aber vor 1475 neu erbauen. Der Palas stammte aus der Zeit um 1250. 1611 fand die Pest in Schwaz ihr Ende. Aus Dankbarkeit ließ der damalige Burgherr, der Kartograf und Geschichtsschreiber Matthias Burglechner die Mauern des bereits verfallenen Palas 1634 bis 1637 mit der Kapelle zu einer neuen großen Schlosskirche vereinigen, wobei Sigmunds Burgkapelle den Chor der heutigen Kirche darstellt, während der ehemalige Palas das Langhaus bildet. Am Giebel befindet sich ein dekorativer Dachreiter mit einem kupfernen Zwiebelhelm. Die Kirche ist den Pestpatronen Sebastian und Rochus sowie den vierzehn Nothelfern geweiht. Sie ist ein gut erhaltenes Beispiel des Tiroler Frühbarocks. Ihr Baumeister war Peter Thumb aus Schwaz. Neben der Schlosskirche steht die 1688 von den Tannenberg erbaute Schmerzenskapelle, ein Bau mit rechteckigem Langhaus und achteckiger Kuppel mit Laterne und Stukkaturen aus der Bauzeit. Christof Anton Mayr malte um 1750 die Kuppel mit Fresken aus. Seit der Pestzeit war Freundsberg ein beliebter Wallfahrtsort, wo vor allem die vierzehn Nothelfer verehrt wurden.

Lage: Tirol/Unteres Inntal – auf einem Hügel oberhalb von Schwaz

Besichtigung: Das Heimatmuseum ist täglich außer Donnerstag von 10.00 bis 17.00 geöffnet.


Weitere Literatur:


18.03.2003