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Emmerberg


Die Burg dürfte um die Mitte des 12. Jahrhunderts errichtet worden sein. Sie war, wie auch das benachbarte Starhemberg, einst ein wichtiger Stützpunkt in der Befestigungslinie an der Nordgrenze der karantanischen Mark. 1170 wird Emmerberg mit Durinch de Emberberch erstmals urkundlich erwähnt. Zur Zeit der Babenberger zählten die Emmerberger zu den bedeutendsten Familien des Landes. Sie besaßen auch die Truchseßwürde. Ihr Wappen – ein Wassereimer auf blauem Feld – gab zu etlichen Sagen und Legenden Anlass, konnte aber wissenschaftlich nicht geklärt werden. Zwei Familienzweige wurden in der Steiermark sesshaft, wo die Emmerberger bald mehrere Burgen besaßen. In der Steirischen Reimchronik wird berichtet, dass Berthold IV von Emmerberg 1278 in der Schlacht von Dürnkrut und Jedenspeigen den böhmischen König Ottokar erstochen hatte, weil dieser zuvor seinen Onkel Seyfried von Merenberg auf grausame Art hinrichten ließ. Die heutigen Historiker bestreiten jedoch diese Tat und vermuten, dass Ottokar im Kampf fiel. Die Emmerberger starben 1455 aus, doch wurde bereits 1384 Ludwig von Eckartsau durch Herzog Albrecht III mit der Burg belehnt. Danach wechselten die Besitzer recht häufig. Unter anderem scheinen die Wolfenreut (um 1430), Teufel, Brassican, Spaur (um 1500), Heussenstein (ab 1706) und Vincenz von Suttner (1805) als Lehensinhaber auf. Emmerberg musste sich militärisch nie bewähren. Als man im 17. Jh. die niederösterreichischen Burgen wegen der drohenden Türkengefahr auf ihre Kriegstauglichkeit prüfte, wurde Emmerberg im Gegensatz zu Starhemberg nicht als Fluchtort für die Bevölkerung bestimmt. Die Zerstörung der Burg wurde 1760 durch Graf Heinrich von Heussenstein eingeleitet, der aus steuerlichen Gründen den Eichendachstuhl abdecken und verkaufen ließ. Einer der folgenden Besitzer, Alexander Wilhelm Graf Wartensleben, benützte 1821 die Mauern als Steinbruch zum Bau eines Gestütes am Fuß des Burgberges. Auch die umliegenden Bauern holten sich hier das Baumaterial für ihre Häuser. Graf Wartensleben musste bald Konkurs anmelden. Aus der Masse erwarb 1833 Erzherzog Rainer, Vizekönig von Lombardo-Venetien, die Herrschaft. Die Ruine und die umliegenden Wälder sind auch heute noch im Besitz seiner Nachkommen.

Der Burgberg weist an drei Seiten felsige Abstürze auf, so dass lediglich die Ostseite, an der eine Überhöhung durch einen benachbarten Berghang gegeben ist, durch starke Vorwerke und einen Graben besonders befestigt werden musste. Ansonsten war die strategische Lage der Burg ideal. Sie kontrollierte die Ebene der „Neue Welt“ bis zur Hohen Wand. Emmerberg war ein nüchterner Wehrbau ohne jeden Schmuck, doch zeugen noch eigenwillig geformte Kragsteine und schöne Fenster- und Türlaibungen von der einstigen Bauqualität. Ein einfaches Rundtor führt in den ersten Zwinger, der immer schmäler wird und beim zweiten Torturm seine engste Stelle erreicht. An der Nordseite des zweiten Zwingers liegen die Reste der einschiffigen, rechteckigen Kapelle, deren romanischer Triumphbogen aus dem 12. Jh. noch erhalten ist. Bis vor wenigen Jahrzehnten war auch der Freskenschmuck der Wände noch erkennbar. Die Umfassungsmauer des äußeren Hofes dürfte im 15. oder 16. Jh. errichtet worden sein. Südlich der Kapelle erhebt sich die Hochburg aus dem 12./13. Jh. mit ihrer gewaltigen, drei Stock hohen und fast fünf Meter dicken Schildmauer. Durch eine zehn Meter lange Tordurchfahrt gelangt man in den inneren Burghof. Gut erkennbar sind hier die Gleisspuren, die zahllose Karren im Felsboden hinterlassen haben. Der Palas wird durch die einstige Schneckenstiege in zwei Teile getrennt, wobei der nördliche Teil der ältere ist. Er war gewölbt, der südliche Trakt besaß lediglich Balkendecken. Da wegen der Überhöhung eine Belagerung mit Wurfmaschinen möglich war, musste man die Außenwand des Palas besonders stark ausführen. Sie ist mehr als 3 m dick. Die riesigen Fensternischen mit ihren steinernen Bänken wirken wie kleine Zimmer. Am Südende des Palas befand sich das Verlies.

Lage: Niederösterreich/Steinfeld – ca. 10 km westlich von Wiener Neustadt

Besichtigung: wegen mangelnder Sicherung derzeit nicht gestattet


Weitere Literatur:


12.03.2003