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Donnerskirchen - Leisserhof


Der Leisserhof, gelegentlich auch Martinsschlössl genannt, liegt im Ortszentrum von Donnerskirchen. Er ist kein Schloss im eigentlichen Sinn, sondern ein großer Gutshof, der von der Barockzeit bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts der Familie Esterházy als wichtigstes Weingut in Westungarn, dem heutigen Burgenland, aber auch als repräsentativer Edelhof diente. Damals war er wesentlich umfangreicher als der heutige Bau. Das ursprünglich hier befindliche Rittergut stammte noch aus dem Mittelalter. Während des Bocskai-Aufstandes wurde es niedergebrannt, aber um 1612 von Freiherrn Christoph Leisser von Idolsberg, der das Weingut wenige Jahre zuvor erworben hatte, erneuert. Es entstand ein großes, vierflügeliges Renaissanceschloss, das zwar im 17. Jahrhundert keine militärischen Aufgaben mehr hatte, aber dafür von großer wirtschaftlicher Bedeutung für den hier dominierenden Weinbau und dessen Vermarktung war. 1650 erbrachte die Weinlese bereits wieder 400 Eimer (ca. 31.000 Liter) Wein, die nach Niederösterreich ausgeliefert bzw. exportiert wurden. Der Ort Donnerskirchen gehörte ja noch ca. 270 Jahre lang zu Ungarn. Folgerichtig wurde der Hof damals Feheregyhaz genannt. Als Fürst Paul Esterházy 1653 seine Domäne neu ordnete, wurde auch Donnerskirchen mit dem Leisserhof eingebracht. 1843 kam es zu einem großen Brand, bei dem der linke Teil des Gebäudes schwer devastiert wurde und anschließend abgetragen werden musste. Der Rest wurde wiederhergestellt. In der für das Burgenland schwierigen Zeit nach dem Ersten Weltkrieg kam es zu einem schweren wirtschaftlichen Rückschlag. Bis 1945 hausten in den ausgedehnten Kellerräumen Zwangsarbeiter, die beim hoffnungslosen Bau des Ostwalls benötigt wurden. Nach dem Zweiten Weltkrieg waren natürlich bis zum Abzug der russischen Besatzung des Burgenlandes erst recht kein Kapital und auch keine Bereitschaft für einen Ausbau des Leisserhofes vorhanden, da dieser für die eingeschränkte Wirtschaftsleistung viel zu groß war. In den Jahren nach 1960 wurde ein Gebäudeflügel abgebrochen. Eine dringend erforderliche Renovierung der immer noch umfangreichen Bauten kam erst 1975 zustande. Seit 2015 hat sich in den denkmalgeschützten Räumen die sog. Genussakademie Burgenland etabliert.

Vom einstigen Schloss sind heute nur mehr zwei Flügeln sowie ein gekappter Torturm vorhanden. Ein Flügel ist jedoch stark verkürzt. Der markante Torturm mit seinen rustizierten Kanten hatte beim Wiederaufbau zwei Geschosse und seinen Zwiebelhelm aus dem 17. Jahrhundert eingebüßt, sein wehrhaftes Aussehen aber behalten. Über der Toreinfahrt ist ein Steinwappen der Familie Esterházy angebracht. Bemerkenswert sind die beiden barocken Strebepfeiler an der Front zur Hauptstraße, die dem Bau zusätzliche Stabilität geben sollten. Mit dem Leisserhof, hatten die Esterházys einen neuen Seezugang erhalten, der am Ende des 17. Jahrhunderts sogar zum Bau einer Galeere durch holländische Schiffsbaumeister genutzt wurde. Als 1805 Prinzessin Leopoldine Esterházy und Prinz Moritz von Liechtenstein heirateten und es zu mehreren Schiffsneubauten kam, dienten diese nicht nur der Repräsentation sondern nach den Feierlichkeiten auch dem Personen- und Postverkehr am Neusiedlersee. Dieser fand erst nach dem teilweisen Austrocknen des Sees ein Ende. Die den Hof umgebenden Bauten sind vorwiegend ein- bzw. zweigeschossig. Aus den hohen gewölbten Räumen, die noch in der jüngeren Vergangenheit die Weinpresse des Weingutes der Familie Esterházy beherbergten, entstanden ein geräumiger „barocker“ Veranstaltungsraum sowie andere Räumlichkeiten, die dem Weinbau, dem Brotbacken, der Käseerzeugung und anderen prosaischen Tätigkeiten eines fürstlichen Gutshofes gewidmet sind. Vom großen Hof aus erreicht man über zwei historische, überdachte Außenstiegen die Büro- und Seminarräume im Obergeschoß. In den weitläufigen Kellerräumen des ehemaligen Edelhofes ist das Burgenländische Weinarchiv untergebracht.

Lage: Hauptstraße 57

Ort/Adresse: 7082 Donnerskirchen

Besichtigung: teilweise möglich


Weitere Literatur:


29.10.2021