Die Burg Rabenstein war der Ausgangspunkt für die deutsche Besiedelung des oberen Pielachtales. Die Ministerialenfamilie der Rabensteiner gründete auch die Burgen Watenstein und Weissenberg. Ihre Besitzungen reichten bis an die Erlauf. Die Burg wird 1136 mit Willehalmus de Raeminstein erstmals urkundlich genannt. 1327 starb der hier lebende Familienzweig der Rabensteiner aus und die Ministerialen von Winkel wurden mit der inzwischen landesfürstlich gewordenen Burg belehnt. Danach setzten die Herzoge vorwiegend Burggrafen als Verwalter ein. So war um 1339 Berthold von Losenstein Pfleger auf Rabenstein. Gelegentlich waren die Habsburger aus finanziellen Gründen aber auch gezwungen, die Herrschaft zu verpfänden oder als Leibgedinge zu vergeben. Manche Pfleger wurden dadurch zu Pfandherren. Kurz vor ihrem Aussterben dürften die Wallseer Rabenstein sogar als freies Eigen besessen haben. 1494 wurde Kaspar Kling, der auch Watenstein und Weissenberg besaß, mit der Burg belehnt. Vier Jahre später scheint er aber nur mehr als Pfleger auf, da Kaiser Maximilian I seinen Truchseß Alber von Wolfstein mit Rabenstein belehnte. Von den Wolfstein kam die Burg 1569 an den Hofvizekanzler Dr. Johann Ulrich Cäsy. Ab 1590 ist Nikolaus Gienger von Grünbüchl Burgherr. 1660 kaufte Freiherr Johann Reichard von Kunitz die Anlage, die 1672 dann an den Grafen Hans Carl von Sinzendorf kam. Während des Türkeneinfalls von 1683 verteidigte Ferdinand Christoph Hacker im Auftrag des Besitzers Carl Ludwig Graf Sinzendorf die Burg, in die sich ein großer Teil der umliegenden Bauern geflüchtet hatten. Sie konnte von den Streifscharen nicht eingenommen werden. 1708 wurde Ercole Giuseppe Ludovico Turinetti, Marchese de Prie Burgherr. Sein Sohn, Johann Anton, der sich als Gesandter in Venedig, um Rabenstein nicht ständig kümmern konnte, verkaufte es 1750 an den Freiherrn Johann Georg Grechtler. Ihm gehörten bald Weissenberg, Kirchberg, Rabenstein, Mainberg, Fridau, Waasen und Salau. Der Herrschaftssitz wurde nach Fridau verlegt. Rabenstein wurde nun nur mehr von einem Jäger bewohnt und verfiel zur Ruine. Als Erbschaft kam der Besitz an Antonia von Waldstätten. 1869 erwarb Graf Ferdinand Trauttmansdorff-Weinsberg die vereinigten Herrschaften, die 1910 bis 1913 Fürst Johann II von Liechtenstein gehörten. In den nächsten zwanzig Jahren war Rudolf von Isbary der Eigentümer. 1964 bestimmte Aloisia von Isbary ihren Forstmeister Wilhelm Limberger zum Alleinerben. Es kam zu einem langwierigen Erbstreit mit ihrer Tochter, der damit endete, dass Rabenstein bei der Familie Limberger verblieb. Seit 1989 bemüht sich ein örtlicher Burgenverein um die Sanierung der Ruine.
Die Ruinen der einstigen Burg liegen auf der Kuppe eines bewaldeten Hügels südlich der gleichnamigen Marktgemeinde, wobei ihr nur die Hochburg zugewandt ist, da die etwas tiefer situierten Bauten auf der dem Markt abgewandten Bergseite liegen. Der Burgweg führt zu einem recht stattlich wirkenden Torturm, der bis 1989 zu einem unförmigen Stumpf verfallen war, damals aber erneuert und mit einem Zeltdach versehen wurde. Allerdings befand sich an dieser Stelle ursprünglich kein Tor. Dieses lag weiter nördlich. Während sich an der Westseite Reste einer Ringmauer bis zum Bergfried hochziehen, fehlt an der Ostseite eine wehrhafte Begrenzung völlig. Obwohl auch am Vischer-Stich von 1672 eine solche nicht ersichtlich ist, muss sie dennoch bestanden haben. Ansonsten wäre der Zwinger funktionslos gewesen. Der bergseitigen Zwingermauer springen zwei Schalentürme vor, von denen einer hufeisenförmig und der andere viereckig ist. Hofseitig waren dieser Mauer einige Nebengebäude angebaut. Im mittleren Teil des großen Hofes liegt der noch am besten erhaltene Teil der ganzen Anlage, der vierstöckige „Kapellentrakt“. Er hat einen sechseckigen Grundriss und ist ohne Rückwand direkt an den Felsabsturz der Hochburg angeschlossen worden. Sein Untergeschoß beherbergte die Kapelle. Ihre Fenster wurden nachträglich auf Schießschartengröße verkleinert. An den Wänden der Obergeschosse, die vermutlich Wohnzwecken dienten, finden sich noch einige Kragsteine. Der Aufstieg zur Hochburg erfolgte durch diesen Bau, der auch als Treppenhaus verwendet wurde. Die einstige Kernburg wurde an ihrer Südseite vom runden, einst mindestens dreigeschossigen Bergfried gedeckt. Seine fast drei Meter dicken Mauern sitzen direkt auf dem Felsen auf. Nach Westen zu liegt ein kleiner zweigeschossiger Palas. Von ihm ist fast nichts erhalten, da die offenbar ungenügend fundamentierte Westseite längst den Abhang hinuntergestürzt ist. Der anschließende viereckige Turm hatte deutlich schwächere Mauern als der Bergfried. Er wurde in jüngster Zeit durch den Einbau einiger Antennen „verziert“.
Lage: Niederösterreich/Pielachtal – ca. 7 km nordöstlich von Kirchberg/Pielach
Besichtigung: die Ruine ist frei zugänglich
Weitere Literatur:
02.03.2003