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Grades


Zunächst war das Metnitztal landesfürstlich und gehörte zum Salzburger Fürsterzbistum. Doch schenkte es 1072 Erzbischof Gebhard der Diözese Gurk. Obwohl die Burg bereits wesentlich früher entstand, wird sie erst 1285 urkundlich erwähnt. Hier saß Rudolfus de Grades, ein Dienstmann des Bischofs Hartwich von Gurk. Es wurde ursprünglich „Grodas“ genannt. Der Name stammt aus dem Slowenischen und bedeutet so viel wie Burgstall. Bodenfunde zeigen aber, dass der markante Felsen schon von den Römern zur Verteidigung genutzt wurde. Bereits 1173 wird im Metnitztal eine Feste erstmals erwähnt, aber kein Name genannt. Man glaubt, dass es sich dabei um Grades handeln könnte, das damals hier unter Bischof Heinrich I von Gurk errichtet worden war. Der gleichnamige Markt hatte aber ursprünglich keine Wehrbauten aufzuweisen. Manche Historiker nehmen aber an, dass die Burggrafen bis 1326, als Bischof Gerold eine neue Burg erbauen ließ, in einem Turm im Ort saßen. Sie waren Ministeriale und Truchsesse der Gurker Bischöfe. Zu Beginn des 14. Jahrhunderts wurde jedenfalls das Landgericht von Metnitz hierher verlegt, was wohl ein festes Haus oder einen Turm im Ort voraussetzt. Aufgabe der Burg war es, in Kriegszeiten das hier sehr enge Tal zu sperren. Daneben war sie auch Verwaltungszentrum des Metnitztales. 1401 kam es zwischen Bischof Johann von Gurk und Wenzel dem Hofstetter zu einer Fehde, wobei letzterer den bestehenden Wehrbau angriff und den Ort in Brand steckte. Im 15. und 16. Jahrhundert wurde die Feste um- und ausgebaut. Die hier sitzenden Burggrafen gehörten vorwiegend zu einer Familie, die sich bereits nach Grades nannte. Ein Pilgrim von Grades wird mehrfach als Truchsess und Burggraf von Grades genannt. 1447 wird Hans Staudacher als Verweser der Feste erwähnt. Seine Nachkommen stellten bis 1519 die Pfleger.

1474 wird Grades, das heute noch einen burghaften Eindruck macht, erstmals als Schloss bezeichnet. Der heutige Bau stammt aber vorwiegend aus dem 17. und 18. Jahrhundert, als er ab 1617 weitgehend erneuert wurde und seine Wehrhaftigkeit verlor. Die erste Abbildung des Schlosses ist auf einem Kupferstich von Johann Weichard von Valvasor zu finden, der 1688 Markt und Schloss zeichnete. Unter Bischof Jakob Maximilian Thun-Hohenstein wurden die barocken Repräsentationsräume im ersten Viertel des 18. Jahrhunderts neu ausgestattet. Mit der Errichtung des Schlosses Pöckstein und dem Umzug der Gurker Bischöfe nach Klagenfurt verlor Grades im 18. Jahrhundert aber stark an Bedeutung. Danach wurde es sogar als Seidentapeten- und Tuchfabrik zweckentfremdet. Im 19. Jahrhundert diente es bereits hauptsächlich als Forstkanzlei. Interessant ist, dass Schloss Grades nie als Lehen vergeben wurde und bis zum Ende des 20. Jahrhundert im Eigenbesitz des Bistums blieb. Im Zweiten Weltkrieg waren französische Kriegsgefangene hier interniert. Zuletzt wurde es zeitweise als Erholungsheim für Kinder verwendet. Mit den Ausgaben für den baulichen Erhalt wurde aber gespart. 1961 konnte die Kapelle durch eine dringend notwendige Renovierung vor dem drohenden Einsturz bewahrt werden. Nach 800 Jahren ging die Anlage gerade noch rechtzeitig in Privatbesitz über. 2015 erwarb Constantin Staus-Rausch das Schloss. Die erforderlichen Restaurierungsarbeiten konnten 2019 weitgehend abgeschlossen werden. Seither kann Schloss Grades wieder ganzjährig bewohnt werden. Die historischen Räume können für Veranstaltungen gemietet werden.

Das unregelmäßige Schloss liegt nördlich des gleichnamigen Marktes auf einem steilen Felsrücken über dem Metnitz-Bach. Es war durch diesen an drei Seiten geschützt. Grades ist ein vorwiegend einstöckiger Bau um einen rechteckigen Hof. Das Hauptgebäude wird durch starke Pfeiler vor einem Abrutschen bewahrt. Von außen macht der gedrungene Bau einen abweisenden Eindruck. Der dem Ort zugewandte Halsgraben wird von einer langen Holzbrücke überspannt. Dahinter umschließt eine niedrige Mauer das gesamte Areal. Die Jahreszahl 1661 über dem Eingangstor im Westen weist auf die Fertigstellung des Umbaues der Burg zum Schloss hin. Vom mittelalterlichen Wehrbau ist nichts mehr vorhanden. Das bischöfliche Wappen über dem Eingangstor ist jenes von Bischof Guidobald Graf Thun. Trotz der damaligen Barockisierung blieben die Schießscharten unter dem Dachgesims erhalten. Im rechteckigen Burghof sind Wappenfresken aus dem 17. Jahrhundert zu erkennen. Die Türen und Fenster der ihn umgebenden Gebäude sind zum Teil spätgotisch profiliert. Während der Nordtrakt dreigeschossig ist, sind die übrigen Bauten nur zweigeschossig. In der Mitte des Ostflügels steht der mit einem barocken Zwiebelhelm gedeckte Eingangsturm. In sechs Sälen des Hauptgeschosses finden sich bemerkenswerte Deckenstukkaturen aus dem ersten Drittel des 18. Jahrhunderts. Sie dürften von Kilian Pittner stammen. Das Deckengemälde Esther beim Mahle im Hauptsaal wurde in den Jahren 1750/60 vermutlich von Josef Ferdinand Fromiller geschaffen. In der nordöstlichen Ecke des Schlosses liegt die einst freistehende ehemalige Kapelle. Sie wird 1530 erwähnt und war ursprünglich den Heiligen Benedikt und Bernhard geweiht. Bei ihren Laub- und Bandlwerkstukkaturen könnte es sich ebenfalls um ein Werk Pittners handeln. Beachtung verdient auch die alte Burgküche mit ihrem offenen Herd.

Lage: Kärnten/Bezirk St. Veit – ca. 23 km westlich von Friesach

Ort/Adresse: 9362 Grades, Schlossstraße 1

Besichtigung: zwischen April und Oktober finden nach Voranmeldung Führungen statt


Weitere Literatur:


18.10.2021