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Salzburg - Villa Trapp


Das heute als Trapp Villa bezeichnete Gebäude wurde 1863 durch den Friauler Baumeister Valentin Ceconi im gepflegten Salzburger Stadtteil Aigen errichtet. Nach ihrer Fertigstellung wurde die Villa 1864 an Walburga Weinwurm verkauft und Villa Walburga genannt. 1883 erwarb Berta Gräfin Lamberg das Anwesen. Ihr Gatte war der Salzburgs Landeshauptmann Hugo Raimund Reichsgraf von Lamberg, der den Bau um zwei Achsen vergrößern und mit Ziertürmen „bewehren“ ließ. Er kümmerte sich auch um die Pflege und Ausgestaltung des 3,5 Hektar großen Parks. 1923 übernahm Korvettenkapitän Freiherr Georg Ludwig von Trapp, der ein Enkel von Graf Lamberg war und es im Ersten Weltkrieg zum hochdekorierten Kommandanten der österreichischen U-Boot Staffel brachte - nachdem er unter anderem in der Adria einen vergleichsweise riesigen und schwer bewaffneten französischen Panzerkreuzer versenkt hatte - die Villa der Großeltern seiner Gattin Agathe. Baron Trapp war zuvor Kommandant des kleinen österreichischen U-Bootes U 5, das glücklicherweise mit einer Erfindung seines Schwiegervaters John Whitehead ausgerüstet war, die noch im Zweiten Weltkrieg die Seekriegsführung dominieren sollte. Der sogenannte Torpedo konnte auch von einem getauchten U-Boot abgefeuert werden und war daher in den meisten Fällen für sein Zielobjekt mehr oder weniger unsichtbar. Moderne Ortungssysteme gab es damals noch nicht. Die Familie Trapp lebte zuerst in Pula, dem Kriegshafen der Monarchie, in einer großen herrschaftlichen Villa, zog aber bald in das friedlichere Zell am See um, wo sie den Erlhof, den Sommersitz der Familie bewohnte. Dieser war jedoch bald für die insgesamt neun Kinder zu klein, so dass 1923 die Villa in Aigen erworben und bezogen wurde. Zuvor wurde sie neuerlich durch die Architekten Spindler und Rehrl vergrößert. Nachdem Agathe von Trapp plötzlich an Scharlach verstorben war, wurde die Betreuung der Kinder von Maria Augusta Kutschera, einer Novizin der Benediktinerinnen-Abtei Nonnberg übernommen, was 1927 zur Heirat mit Baron Georg von Trapp führte.

Die Familie war anfangs durch die Erfindungen und industriellen Tätigkeiten des Schwiegervaters sehr gut situiert, doch ging ihr beträchtliches Vermögen durch die Weltwirtschaftskrise und den Konkurs der Lammer-Bank, die es verwaltet hatte, bald verloren. Es musste also eine neue Überlebensstrategie gefunden werden. Die Opernsängerin Lotte Lehmann hatte das Talent der Trapp-Kinder für den Chorgesang entdeckt und sie zur Anmeldung für einen Sängerwettbewerb der Salzburger Festspiele motiviert, der ein voller Erfolg wurde. Es begann die Verwandlung der Kinderschar in den schließlich weltbekannten Chor der Trapp-Familie. Dieser war jedoch bald wieder durch den am 12. März 1938 erfolgten Einmarsch deutscher Truppen in Österreich gefährdet. Baron Trapp sollte von der deutschen Wehrmacht übernommen und in deren Marine integriert werden. Als altösterreichischer Marineoffizier zählte er aber nicht gerade zu den Bewunderern Adolf Hitlers. Die ehemalige österreichisch-ungarische Monarchie stand ihm sichtlich näher als das Deutsche Reich. Als er schließlich ein Konzert zu Ehren des Geburtstages von Adolf Hitler in München verweigerte, waren die Tage der Familie in Salzburg gezählt. Im August 1938 verließ sie schweren Herzens ihre Villa in Aigen und ging auf eine Tournee, die sie bis in die New Yorker Town Hall führte. Nach dem Ablauf des amerikanischen Visums und der Rückkehr nach Europa folgte eine weitere Tournee durch Skandinavien. Als 1939 der Zweite Weltkrieg ausbrach emigrierte die Familie endgültig in die USA. Eine von ihr 1942 erworbene Farm in Vermont befindet sich noch heute im Familienbesitz. Die Salzburger Villa wurde natürlich enteignet und diente bis Kriegsende dem SS-Reichsführer Heinrich Himmler als standesgemäße Residenz. 1947 starb Freiherr Georg von Trapp. Die Vermarktung der Familiengeschichte führte aber zu einem Welterfolg. Dafür sorgte u. a. der Musikfilm „The Sound of Music“ sowie ein Musical von Richard Rodgers und Oscar Hammerstein, dass es allein in London zu mehr als 2400 Vorstellungen brachte. Die Villa wurde zuerst an den „Missionsorden vom Kostbaren Blut“ vermietet und schließlich 1953 verkauft. Der Orden errichtete im Park 1961/64 das Kolleg St. Josef. Die mittlerweile verpachtete Villa wird seit 2008 als Gartenhotel geführt. Bis heute ist sie ein Anziehungspunkt für vorwiegend amerikanische Touristen geblieben.

Lage: Traunstraße 34

Ort/Adresse: 5026 Salzburg-Aigen

Besichtigung: nur im Rahmen des Hotelbetriebes möglich

Homepage: www.villa-trapp.com


Weitere Literatur:


16.08.2021