Das prächtige Barockhaus an der Ecke Mariahilfer Straße und Südtiroler Platz wurde zu Beginn des 17. Jahrhunderts errichtet. 1663 wurde es erstmals urkundlich erwähnt. Im 18. Jahrhundert wurde es von der Kaufmannsfamilie Dobler übernommen. 1768/69 wurde es restauriert und durch den steirischen Baumeister Joseph Hueber neu fassadiert. Die Familie Dobler gehörte zu den reichsten der Stadt Graz. Ihr bekanntester Vertreter war Franz Kaspar Dobler, dessen Handelsbeziehungen damals über den größten Teil Europas reichten. Er sprach mehrere Sprachen, darunter auch Französisch. Es ist daher nicht verwunderlich, dass er von seiner Heimatstadt auch für diplomatische Aufgaben herangezogen wurde. Ab 1972 war er Oberst des Grazer Bürgerkorps. Als sich 1797 nach einem verlorenen Krieg Österreichs gegen Frankreich eine Besetzung der Stadt durch französische Truppen abzeichnete, wurde er auf Grund seiner Sprachkenntnisse beauftragt, mit General Napoleon Bonaparte, dem späteren französischen Kaiser, zu verhandeln. Er lud ihn zu einem Abendessen in sein Palais ein, wobei es ihm angeblich gelang, die verlangten Reparationsleistungen in Grenzen zu halten. Dobler machte sich 1809 nochmals verdient um seine Heimatstadt, da er nach einem neuerlichen verlorenen Krieg gegen Frankreich durch finanzielle Zuwendungen die Sprengung von Uhr- und Glockenturm abwenden konnte. 1847 gestaltete der Grazer Architekt Georg Hauberrisser d. Ä. das Erdgeschoß um. Im späteren 19. Jahrhundert wurde das Palais u. a. durch den Ausbau des Dachgeschosses neuerlich verändert. Zu Beginn des 21. Jahrhunderts erfolgte eine bereits erforderliche Außensanierung, die dem Gebäude sein herrschaftliches Äußeres wieder zurückgab. 2014 wurden auch die Repräsentationsräume restauriert.
Die spätbarocke, leicht gebogene Fassade des dreigeschossigen Eckhauses wird wie es im 18. Jahrhundert fast nur bei Adelspalästen und Regierungsbauten üblich war, durch Kolossalpilaster gegliedert. Sie zeigt an der Seite zum Südtirolerplatz vier und an der verkürzten Hauptfront zur Mariahilferstraße sieben Fensterachsen, wobei auf den asymmetrischen Mittelrisalit vier Achsen entfallen. An der Stelle der einstigen achten Fensterachse befindet sich heute eine barocke Einfahrt, die in einen Innenhof führt. Sie ist als ein von Pilastern flankiertes Segmentbogenportal gestaltet. Die Fassade wird durch die reich geschmückte Parapetzone zwischen dem ersten und zweiten Obergeschoß gegliedert. Die Südostecke des Gebäudes wird im ersten Stock durch eine lebensgroße Sandsteinfigur der hl. Maria Immaculata betont. Sie wird Philipp Jakob Straub zugeschrieben. Bei der Erneuerung der Dachzone im 19. Jahrhundert, die keine architektonische Großtat war, verzichtete man auf die Wiederherstellung des hübschen Uhrturmes. Auch der Balkon über dem Eingang sowie die Dachgaupen wurden weggelassen. Im gebänderten Erdgeschoß haben sich die meisten der schmiedeeisernen Verschlussplatten der Geschäftsportale erhalten. Die schmiedeeisernen Gitter im ersten und zweiten Stock des Stiegenhauses stammen aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Der kunstgeschichtlich interessanteste Raum des Palais ist der 70 m² große Festsaal im zweiten Obergeschoß. Seine Wände sind mit handgemalten Papiertapeten bespannt, die der Theatermaler Alois Gleichenberger 1804 schuf und erst 2014 aufwendig restauriert wurden. Sie zeigen Scheinarchitekturen und italienische Landschaften. Am Deckenfresko sind allegorische Darstellungen zu sehen. An den Details ist zu erkennen, dass Franz Kaspar Dobler Freimaurer war. Die Fensterlaibungen sowie die Ofennische des Saales sind in Stuckmarmor ausgeführt.
Ort/Adresse: 8020 Graz, Mariahilfer Straße 1
Besichtigung: meist nur von außen möglich
Weitere Literatur:
29.04.2021