Herzog Bernhard von Sponheim ließ 1226 am linken Drauufer die Burg Werdenberch errichten, die durch eine Brücke mit dem rechten Ufer verbunden war. Dieser geschützte Übergang sollte in Verbindung mit einem Markt auf der Drauinsel dem bambergischen Villach wirtschaftlich den Rang ablaufen, das die Handelsrouten nach Italien und Slowenien kontrollierte. Ein Jahr später kam es durch Vermittlung von Herzog Leopold dem Glorreichen und dem Salzburger Erzbischof Eberhard zu einem Vergleich, wobei der Kärntner Herzog Wernberg dem Bischof Eckbert von Bamberg schenkte und es gleichzeitig von ihm als erbliches Lehen annahm. Die Draubrücke musste allerdings abgebrochen werden. Der Streit flammte 1233 noch einmal auf, wobei Bischof Eckbert gefangen genommen und nur nach Bezahlung eines hohen Lösegeldes wieder freigelassen wurde. 1256 überließ Herzog Ulrich III die Burg seinem Bruder Philipp, der als letzter Sponheimer von 1275 bis 1279 Kärnten regierte. Zu Beginn des 14. Jh. kam Wernberg in den Besitz der Herzöge von Tirol, die es 1312 an Heinrich von Hohenlohe verpfändeten. Die ehemalige bambergische Lehenshoheit war zu diesem Zeitpunkt bereits obsolet. Nach 1335 wurde die Herrschaft des öfteren verpfändet oder als Lehen vergeben. So verlieh sie Herzog Friedrich von Tirol 1425 an Hans und Rupert Kreutzer. 1519 wird Wolfgang Khevenhüller, ein angesehener Villacher Stadtbürger, als Herr auf Wernberg genannt. Als sein Sohn Sigmund ohne männliche Nachkommen starb, erbten seine Vettern den Besitz. Georg Freiherr von Khevenhüller zahlte die anderen aus und wurde Alleinbesitzer. Er war Landeshauptmann von Kärnten, Oberstkämmerer und Präsident der innerösterreichischen Hofkammer. Zwischen 1570 und 1575 ließ der die alte Burg in ein stattliches Renaissanceschloss verwandeln, das ihm als Sommersitz dienen sollte. Als die Religionsfehden der Gegenreformation ihren Höhepunkt erreichten, war Paul Freiherr von Khevenhüller 1629 gezwungen, das Schloss an Sigismund von Wagensperg zu verkaufen und auszuwandern. Als königlich-schwedischer Obrist kämpfte er im Dreißigjährigen Krieg für König Gustav Adolf gegen Kaiser und Reich, was ihm vom Kaiser natürlich als Hochverrat ausgelegt wurde und ihm seine Besitzungen kostete. Im Erbweg kam Wernberg schließlich an die Freifrau Galler von Schwamberg, die es 1672 dem Abt Christoph Kaponig von Ossiach verkaufte. Dieser stockte die Gebäude auf und stattete sie im Inneren neu aus. Das Schloss galt damals als eines der schönsten von ganz Kärnten. Die Benediktinermönche behielten es bis zur Aufhebung des Klosters Ossiach durch Kaiser Josef II im Jahr 1783. Der Staat zog Wernberg ein und verkaufte es bald. Nun folgten bis in das 20. Jh. hinein nicht weniger als zwanzig Besitzer, zu denen 1783 Gottlieb-Karl Ankershofen, 1809 der französische Bürgermeister von Villach Anton Nagele und von 1929 bis 1934 Leo Graf Zeppelin gehörten. 1935 kaufte der Orden der Missionsschwestern vom Kostbaren Blut das Schloss. Es dient ihnen noch heute als Kloster und Fremdenpension.
Schloss Wernberg liegt auf einer dominierenden Anhöhe über der Drau. Es ist ein stattlicher dreigeschossiger Renaissancebau. Seine drei Trakte bilden eine nach Süden offene Anlage. An den vier Ecken stehen wuchtige, quadratische Türme mit Zeltdächern, die die übrigen Bauten um ein Stockwerk überragen. An den Nordwestturm schließt die Schlosskapelle an. Sie wurde um 1730 durch den Abt Virgilius Gleißenberger erbaut. Der Kärntner Barockmaler Josef Ferdinand Fromiller schmückte sie mit Scheinmalerien aus. Selbst die Architektur des Hochaltares ist lediglich an die flache Wand gemalt. Marx Josef Pittner ergänzte die Fresken durch zarte Stuckarbeiten. Später wurde die Kapelle profaniert und sogar zeitweise als Pferdestall verwendet. Zwischen 1962 und 1964 wurde der Raum wieder als Kirche eingerichtet. Über ihrem Eingang ist ein Relief eingemauert, das Christus als Welterlöser mit den Wappen der Khevenhüller und Thurzo zeigt. An den Bauherrn erinnert aber vor allem das an der Nordseite des Schlosses gelegene Einfahrtstor, das zu den schönsten Renaissanceportalen des Landes zählt. Seine Pfeiler und der darauf ruhende Bogen weisen eine doppelreihige Diamantquaderrahmung auf. Der Keilstein trägt das Wappen Georg Khevenhüllers von 1575. Als Supraporte dient eine schöne Steinmetzarbeit, die die Brustreliefs des Erbauers und seiner beiden Gattinnen Sybille Weitmoser und Anna Freiin von Thurzo zeigt. Die Wappen der beiden Frauen sind in den Torzwickeln angebracht. Den Abschluss über dem Portal bildet ein profiliertes gekuppeltes Doppelbogenfenster mit einer zarten Mittelsäule. Das schwere, mit Eisenblech beschlagene Holztor aus dem 16. Jh. dient noch immer seinem Zweck. An der Ostfront befindet sich ein barockes Sandsteinportal, das von Vasen und einer Kartusche mit der Jahreszahl 1755 gekrönt ist.
Durch das Haupttor und eine dreijochige Einfahrt gelangt man in den rechteckigen Innenhof. Er ist an der Ost- und Westseite in allen drei Geschossen von Arkadengängen umgeben, die im 19. Jh. zum Teil vermauert bzw. verglast wurden. Im Erdgeschoß ist in einem Bogenzwickel ein marmornes Brustbild Georg Khevenhüllers eingelassen. Ursprünglich blieb die Südseite des Arkadenhofes offen. Sie wurde erst später geschlossen. Den Abschluss nach Süden bildet nun eine Brüstungsmauer mit außen auf Kragsteinen ruhenden zwölf Bogen, die sich in weitere, von Substruktionen unterbrochene, stufenweise angeordnete Stützmauern fortsetzen. Diese Mauer ist heute als Verbindungsgang zwischen den anschließenden Flügeln ausgebildet. Hier standen Steinbüsten von Jesus Christus und den zwölf Aposteln, doch wurden diese 1929 verkauft. Im Hof ist ein aus einem Stück gearbeiteter und reich ornamentierter Fischkalter vom Ende des 16. Jahrhunderts als Brunnentrog aufgestellt. Im Inneren des Schlosses sind zwei Räume besonders bemerkenswert. Um 1675 ließ Abt Christoph Kaponig im Westtrakt den Speisesaal gestalten. Wegen seiner Stuckausschmückung mit Engelsköpfen wird er auch Engelssaal genannt. Einen Stock darüber liegt der Prälatensaal mit Stukkaturen und Deckenmalereien aus der zweiten Hälfte des 17. Jh. Letztere zeigen die Tätigkeiten der Mönche, wie wissenschaftliche Studien, Vorlesungen und Konzerte. Merkwürdigerweise verzichteten die Benediktiner beim damaligen Umbau auf die Anlage einer Bibliothek. Im ersten Obergeschoß des Osttraktes liegen einige gewölbte Räume, die ebenfalls mit Stuckarbeiten und Fresken geschmückt sind. In einem Flur steht eine überlebensgroße Schnitzfigur des hl. Georg (um 1700).
Lage: Kärnten/Drautal – ca. 9 km östlich von Villach
Ort/Adresse: 9241 Wernberg
Besichtigung: Hof und Kirche sind frei zugänglich, ansonsten ist das jetzige Kloster nur von außen zu besichtigen.
Weitere Literatur:
28.02.2003