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Baumkirchen - Wohlgemutsheim


Das kleine Kloster des Ordens der Don-Bosco Schwestern in Baumkirchen unweit von Hall in Tirol geht bis auf das Jahr 1405 zurück, als hier ein Turm erwähnt wird, der Katharina von Mernstein gehörte. Zu den 15 Häusern, die Paul Heuberger im dritten Viertel des 15. Jahrhunderts in Baumkirchen errichten ließ, gehörte auch der Ansitz Wohlgemutsheim, der durch den Umbau des Turmes entstand. Sein Enkel Georg Heuberger verkaufte das Gut 1514 an den Pfleger von Rettenberg, Jakob III Kripp, der sich bereits „zu Wohlgemutsheim“ nannte. Dieser ließ um 1517 die „Vierzehn Nothelfer-Kapelle“ unmittelbar neben dem Ansitz errichten. Um 1550 erwarb Christoff von Währingen zu Sigmundsried das Schloss, musste es aber wenige Jahre später aus finanziellen Gründen wieder verkaufen. Auch der neue Besitzer, die Familie Schretter behielt es nicht sehr lange. 1587 erwarb es Erzherzog Ferdinand II. Er schenkte den adeligen Wohnsitz im nächsten Jahr seiner zweiten Gattin, der Erzherzogin Anna Katharina von Mantua. Trotz etlicher Investitionen wurde das Gebäude wenige Jahre später als baufällig bezeichnet. Nach dem Tod ihres Gatten trat die Erzherzogin in ein nahe gelegenes Kloster ein. 1620 gelang es ihrem Sekretär, Dr. Johann Balthasar Clementi, die alte Dame davon zu überzeugen, dass er der geeignete Besitzer des Ansitzes sei. Er erwarb ihn zu einem sehr günstigen Preis und verkaufte ihn bereits zwei Jahre später wesentlich teurer an das Damenstift in Hall. Bis 1670 wurde nicht nur das Schlössl, sondern auch die Schlosskapelle restauriert. Letztere wurde neu geweiht und erhielt das Patrozinium der Hl. Dreifaltigkeit. 1702 blieb der Ansitz gegen Bezahlung von 85 Gulden von der Einquartierung kaiserlicher Truppen verschont. 1783 wurde das Damenstift aufgehoben. Bei der darauf folgenden Versteigerung erhielt der bisherige Pächter Michael Jenewein den Zuschlag für das Wohlgemutsheim. Franz Fuchs, der nächste Besitzer, war 1834 ebenfalls Bestbieter bei einer Versteigerung. 1860 erwarb Amalie Baronin Hornstein den Besitz. Ihr Gatte ließ sowohl den Ansitz, als auch die Kapelle restaurieren. Durch die Heirat ihrer Tochter mit Paul Graf Galen kam das Gut 1875 an dessen Familie. 1959 wurde Wohlgemutsheim vom Orden der Don Bosco Schwestern erworben. Seither dient der Ansitz kirchlichen Zwecken. Seit 2014 lebt hier der emeritierte Erzbischof von Salzburg Dr. Alois Kothgasser.

Der oft umgebaute und restaurierte Ansitz liegt am Nordende des Dorfes Baumkirchen. Der zweigeschossige Turm vom Ende des 13. Jahrhunderts wurde Ende des 16. Jahrhunderts nach Süden hin erweitert. Bis in das 21. Jahrhundert hinein kam es immer wieder zu Aus- und Umbauten. Der Dachausbau mit den modernen Fenstern erfolgte erst bei der letzten Restaurierung. Mit Ausnahme der Kapelle ist der ehemalige Ansitz von außen kaum sichtbar, da er sich hinter einer hohen Umfassungsmauer verbirgt. Wohlgemutsheim lag ursprünglich in einem großen Garten, doch ist dieser längst verschwunden. Heute liegt das Schlösschen im verbauten Ortsgebiet. Das bemerkenswerteste Architekturdetail sind die beiden Ecktürme an der südlichen Schmalseite des Gebäudes. Sie sind einachsig und ruhen auf gestuften Konsolen. Durch ihr verkröpftes Kranzgesims sind die Turmhelme mit dem Satteldach verbunden. Ansonsten sind die Fassaden einfach und schmucklos gehalten. Baron Hornstein hatte zwischen 1861 und 1864 die Mauern mit neugotischen Zinnen behübscht. Dies entsprach zwar dem damaligen Zeitgeschmack, aber nicht dem historischen Aussehen. Sie wurden daher bei der Restaurierung von 1954/55 wieder abgebrochen. Auch der unpassende hölzerne Portalvorbau wurde 1966 wieder entfernt. Bis 1959 standen in der Halle des Erdgeschosses drei Terrakottastatuen von Hans Reichle aus der Zeit um 1600. Zwei befinden sich heute im Museum Ferdinandeum, die dritte in deutschem Privatbesitz. Von einem Zimmer im ersten Stock führt ein gedeckter Gang zur Empore der Kapelle. Sie ist der hübscheste und meistdekorierte Raum des ohnehin sehr gepflegten Ansitzes. Bei seiner Restaurierung wurden 1955 drei Deckengemälde vom Ende des 17. Jahrhunderts aufgedeckt. Zur Zeit der Aufhebung des Damenstiftes war die Kapelle noch wesentlich reicher ausgestattet, wie ein Inventar vom April 1783 zeigt, doch wurde anschließend ein Teil der vorhandenen Kunstgegenstände veräußert.

Ort/Adresse: 6121 Baumkirchen, Schlossstraße 4

Besichtigung: kaum möglich


Weitere Literatur:


26.03.2021