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Leombach


Der kleine Ort Leombach wurde bereits im Jahr 777 urkundlich erwähnt. Damals wurde er als Liupilinspach bezeichnet. Schon Karl der Große hatte die Schenkung von Herzog Tassilo III an das Stift Kremsmünster bestätigt. Es gab jedoch bald Schwierigkeiten mit den Grafen von Wels-Lambach, die ihren Machtbereich vergrößern wollten und sich immer wieder Güter des Klosters aneigneten. Dadurch ging auch Leombach dem Stift zeitweise verloren. Graf Arnold versprach 993 dem Bischof Christian von Passau von dieser Vorgangsweise abzurücken. 1140 gab Benedikta von Julbach ihren umfangreichen Besitz um Leombach dem Stift wieder zurück. Ein Schloss bzw. ein bescheidener Wehrbau wird erst 1213 mit Walchun von Leubenbach genannt. Um die Mitte des 14. Jahrhunderts stand hier das „haus zu Leobmbach“, das Eberhard von Wallsee im Erbrecht besaß. Leombach wurde 1380 erstmals als „Veste“ bezeichnet. Damals war das Lehen im Besitz des Chunrad Klingenfurter. Eberhard verlieh es dann an seinen Kämmerer Hans Meurl. Als dessen Lehensherr starb, betraute ihn das Kloster Kremsmünster mit dem Lehen. Im Jahr 1514 verkaufte Bernhard Meurl die bereits stattliche Wasserburg an den kaiserlichen Rat Georg Sigharter. 1592 fiel sie durch Erbschaft an Christoph von Schallenberg. Vor allem im 18. Jahrhundert erfolgte der Ausbau zum prächtigen Wasserschloss. Margarete von Schallenberg war von 1601 bis zu seinem Tod mit Job Hartmann von Enenkl verheiratet. Dieser war ein führender Protestant in Oberösterreich, was ihm aber nicht daran hinderte, dem Kaiser gegenüber loyal zu sein und vom Kaiser mit wichtigen politischen und kulturellen Aufgaben betraut zu werden. Als bekannter Humanist legte er sich im Laufe seines Lebens eine Bibliothek mit mehreren tausend Bänden zu. Diese befand sich von 1601 bis 1613 im Schloss Leombach. Nach dem Tod seiner Gattin, gelangte die Bibliothek 1614 in das Schloss Lichtenegg (bei Wels), das er kurz zuvor erworben hatte. Trotz ihrer oft „ketzerischen“ Inhalte übernahm schließlich das Stift Kremsmünster die Bücher und ergänzte damit seine eigene Bibliothek. Heute werden sie im Stift Schlierbach aufbewahrt. Auf die Schallenberg folgte 1692 Jakob Friedrich von Eiselsberg als Besitzer von Schloss Leombach. Er hatte es aus der Verlassenschaft von Graf Christof Ehrenreich von Schallenberg erworben. Zwar wurde 1710 wieder das Stift Kremsmünster Eigentümer, doch wurde es 1769 an bürgerliche und bäuerliche Interessenten verkauft, was wohl dazu führte, dass es gegen Ende des 18. Jahrhunderts bis auf einen Teil der Wirtschaftsgebäudes abgerissen wurde.

Wie ein Stich von Georg Matthäus Vischer aus dem Jahr 1674 zeigt, stand hier noch im späten 17. Jahrhundert ein großes vielgliedriges Wasserschloss, das heute bis auf geringe Reste, die in einem Bauernhof verbaut sind, verschwunden ist. Der erhaltene Baubestand geht hauptsächlich auf das Schloss der Schallenbergs zurück und besteht vorwiegend aus dem zweigeschossigen ehemaligen Getreidekasten, der schon lange als Wohnbau dient. Das ehemalige Gerichtsgebäude liegt dem Schloss gegenüber. Auf dem ehemaligen Schlossgelände wurden im 20. Jahrhundert Reihenhäuser errichtet. Die freistehende Kapelle hat nichts mit der einstigen Schlosskapelle zu tun. Sie wurde erst 1914 erbaut – lange nachdem die ursprüngliche Schlosskapelle gemeinsam mit dem Hauptschloss abgetragen wurde. Das Schloss war von Teichen und Wassergräben umgeben, die zum größten Teil eingeebnet worden sind. Der Damm, der den großen Teich vom Schloss trennte, ist noch zu erkennen. An der Straße von Kremsmünster nach Sipbachzell steht die ehemalige Schlosstaverne, die bis in die Gegenwart als Gasthaus verwendet wurde. Zwei Kilometer östlich von Leombach stand ein weiteres Wasserschloss, das „Weyer am Bach“ genannt wurde. Von ihm hat sich ebenfalls nur der Meierhof erhalten.

Lage: ca. 8 km südöstlich von Wels in Leombach, einem Ortsteil von Sipbachzell

Besichtigung: das heute unverbaute Schlossareal kann betreten werden, die Kapelle ist meist verschlossen


Weitere Literatur:


13.02.2021