Die Herren von Rabenstein waren im 13. Jahrhundert die wichtigsten Grundherren auf dem Gebiet des heutigen Kirchbergs. Ihr Besitz ging im 14. Jh. an die Kling von Weissenberg-Watenstein über. Im 15. Jh. verlegten diese ihren Wohnsitz von der unbequemen Burg Watenstein in das benachbarte Kirchberg und begannen um 1480 mit der Errichtung eines Schlosses. Der großzügige Ausbau, der ihm seine heutige Gestalt gab, erfolgte aber erst 1531 durch Christoph von Mamming, der die Herrschaft mittlerweile gekauft hatte. Sein Nachfolger Georg von Mamming war ein eifriger Protestant und widmete die Schlosskirche dem evangelischen Gottesdienst. 1645 kam Kirchberg durch Kauf an den Freiherrn Adam von Gienger und 1656 an den Freiherrn Johann von Kunitz. Dieser legte die Herrschaften Weissenberg und Kirchberg verwaltungsmäßig zusammen. 1683 konnte das nur schwach befestigte Schloss der Bevölkerung keinen Schutz bieten. Diese flüchtete daher in die Kirchenburg, die aber von den Türken belagert und erobert wurde. Beide Herrschaften hatten in der Folge die gleichen Besitzer: 1673 Graf Georg Ludwig von Sinzendorf, 1703 Fürst Hans Adam Andrä von Liechtenstein, 1744 Fürstin Maria Carolina von Löwenstein-Wertheim. 1751 kaufte Freiherr Johann Georg Grechtler beide Güter und vereinigte sie mit seinem Besitz Fridau in Obergrafendorf. Ihm gehörte der Großteil des mittleren und oberen Pielachtales. Nun wechselten die Besitzer wieder häufig. Der letzte Eigentümer aller drei Herrschaften war Freiherr Rudolf von Isbary. Nach seinem Tod wurde 1932 sein Besitz geteilt. Kirchberg kam an seinen Sohn Lothar, der 1934 begann, Teile des Schlosses zu veräußern. Nach der Errichtung des Bezirksgerichtes wurden dessen Amtsräume in das Schloss verlegt. 1961 wurden sie wieder frei gemacht. Schließlich erwarb die Marktgemeinde das Gebäude, fasste die Räume in einzelne Wohnungen zusammen und verkaufte diese an Privatpersonen.
Von den Verteidigungseinrichtungen der einstigen Wasserburg haben sich Teile der 3,5 m hohen Ringmauer mit einem starken zweigeschossigen Torbau im Südwesten erhalten. Der ehemalige Wassergraben ist noch in der Parkanlage vor dem Schloss erkennbar. Dieses besteht aus dem Alt- und dem Neuschloss. Das Altschloss ist ein unregelmäßiger, dreigeschossiger Baublock. Seine Bruchsteinmauern sind durchwegs verputzt. An der gegen den Brunnenhof gekehrten Westfassade dominiert ein fünfgeschossiger Mittelturm den Bau. Er wird von einem Zeltdach abgeschlossen. Der außen eingemauerte Grabstein des Jorg Mamming von 1613 befand sich ursprünglich an der Pfarrkirche. Das Portal am Turm weist einen gedrückten Rundbogen und einen gesprengten Giebel auf. Es ist aus rotem Marmor und mit 1674 bezeichnet. Der Turm beinhaltet das alte Stiegenhaus des Schlosses. Nördlich von ihm liegt unter einem Flacherker ein bescheidener rundbogiger Eingang. Durch ihn gelangt man in einen gewölbten Raum, von dem man in den kleinen Innenhof kommt. Seine Nord- und Ostseite ist in allen Stockwerken mit offenen Arkaden ausgestattet. Deren Bögen ruhen auf zierlichen, aber ungewöhnlich niedrigen Säulchen. Im ersten Obergeschoß sind mehrere Steinwappen angebracht. Von der Nordostecke des Hofes aus hat man durch eine Vorhalle Zutritt zur Kirche. Sie ist längst profaniert und liegt in einem schmucklosen Anbau, der nach Osten zu halbrund abschließt. Der Kirchenraum ist zweigeschossig, ist aber nur mit einer Fensterreihe ausgestattet. Über mehreren, noch etwas spitzbogigen Stichkappen spannt sich ein Gratgewölbe aus dem 16. Jh. mit sternartigen Grundformen. Über der ehemaligen Kirche liegen Wohnräume mit modernisierten Fenstern. Der Nordtrakt des Schlosses hat an seiner Nordostkante im obersten Geschoß einen Runderker vorgesetzt. Seine Fensterbrüstung ist mit einer Reihe von Wappenkartuschen geschmückt. Unter seinem Kegeldach ist ihm ein Wehrgeschoß aufgepfropft. Das sog. Neuschloss ist dem Altbau mit seiner Schmalseite angebaut. Es nimmt die Stelle eines alten Rundturmes ein. Der dreigeschossige Kastenbau hat eine sechsachsige Längsseite, aber nur zwei Fenster an der Schmalseite. Im Neuschloss waren herrschaftliche Wohnräume eingerichtet, doch blieben diese unbenutzt, seitdem das Zentrum der Herrschaft nach Fridau verlegt wurde.
Lage: Niederösterreich/Pielachtal – ca. 23 km südwestlich von St. Pölten
Besichtigung: nur von außen möglich
Weitere Literatur:
26.02.2003