ARCHIV


Gefährdete Objekte

Schlosshotels

Personenverzeichnis






Falkenstein (Weinviertel) - Burgruine


Auf dem 80 m hohen Falkensteiner Schlossberg wurde bereits um 1050 zum Schutz vor Einfällen aus dem Böhmischen ein erster Wehrbau errichtet. Angeblich wurde er durch Kaiser Heinrich III zur Reichsfeste erklärt. Die frühen Falkensteiner waren Gefolgsleute der Vohburger. Nach dem Investiturstreit dürften sie sich den Babenbergern als Vasallen und spätere Ministeriale angeschlossen haben. Sie sind ab 1115 in den Klosterneuburger Traditionen mehrfach bezeugt. Falkenstein war von der Mitte des 12. bis zum Ende des 13. Jahrhunderts ein landesfürstliches Lehen. 1177 ist mit Wernhart II der letzte echte Falkensteiner bezeugt. Seine beiden Erbtöchter heirateten zwei Brüder aus der Familie Streun von Schwarzenau, die das Lehen übernahmen und sich ebenfalls nach Falkenstein nannten. Ulrich von Falkenstein war Marschall des Herzogs Leopold VI. Er begleitete ihn 1218 auf einen Kreuzzug ins Heilige Land. Wegen seiner Beteiligung am missglückten Adelsaufstand gegen Herzog Albrecht I musste Friedrich II von Liechtenstein, der damalige Lehensinhaber, 1296 fliehen. Die Burg wurde ihm entzogen und bis 1571 nur mehr als landesfürstlicher Pfandbesitz vergeben. Der Wiener Bürger Konrad von Falkenstein wird bis 1313 mehrfach als Pfleger der Burg erwähnt. Hans von Liechtenstein, der von 1369 bis 1395 Pfandherr war, ließ sie erweitern und den Graben um sie anlegen. 1379 erfolgte die erste gesicherte Erwähnung der Burg. Merkwürdigerweise gibt es aus der Zeit der Hussitenkriege, in der das Weinviertel mehrfach verwüstet wurde, keine Nachrichten über das Schicksal Falkensteins. 1538 wurden in den Gewölben und Kellerräumen der Burg kurzfristig 150 aus Mähren vertriebene Wiedertäufer inhaftiert. Die Frauen und Kinder wurden bald wieder freigelassen, während die Männer nach Triest gebracht wurden, wo sie auf die Galeeren kamen. Zur Erinnerung an diese Episode wurde vor einigen Jahren in einem Kellergewölbe der Burg ein kleines Museum eingerichtet. Zu den zahlreichen Pfandherren, die im 15. und 16. Jahrhundert auf Falkenstein tätig waren, zählten u. a. die Maidburg-Hardegg, die Sonnberger, die Dachsbeck, Eitzinger und Fünfkircher. Eines der wichtigsten Adelsgeschlechter, die für Falkenstein von Bedeutung sind, waren die Trautson. Sie kamen ursprünglich aus Südtirol, wo sie seit dem 12. Jahrhundert als Dienstmannen der Grafen von Tirol, aber auch der Bischöfe von Brixen fungierten. Sie besaßen hier mehrere wichtige Burgen, die den Verkehr über den Brenner kontrollieren konnten (z. B. Sprechenstein, Matrei und Reifenstein).

Regionale Bedeutung war den Trautson aber nicht genug. Hans III Freiherr von Trautson wollte den Habsburgern näher sein. Er zog nach Niederösterreich, wo er bald neuerlich Karriere machen konnte. Nachdem er bereits Obersthofmeister geworden war, erwarb er ein Haus in Wien sowie einige Herrschaften in Niederösterreich, darunter 1572 die Herrschaft Falkenstein im nördlichen Weinviertel. Er hatte sie 1571 von Hans III Fünfkirchen, dem letzten Pfandinhaber gekauft. Ein Jahr später erhielt er sie als kaiserliches Lehen von Kaiser Maximilian II bestätigt. Spätestens 1590 begann die letzte Ausbaustufe der mittelalterlichen Burg zu einem großen Schloss im Renaissancestil. Durch die Einbeziehung des alten Burggrabens im Norden, Osten und Süden und der Errichtung der langen Südmauer erhielt die Gesamtanlage ihre heutige Ausdehnung. Damals entstanden der erste und dritte Burghof, das Tor im Westen und der dem Kapellentrakt angefügte Rundturm. Der jüngster Sohn von Hans III Trautson, Paul Sixtus III Freiherr von Trautson, brachte es bis zum Obersthofmarschall und Präsidenten des Reichshofrates. 1598 wurde er in den Reichsgrafenstand und die Herrschaft Falkenstein vom Lehensbesitz zu einer freien Grafschaft erhoben. Unter Kaiser Rudolf II fiel er jedoch aus unbekannten Gründen in Ungnade und musste sich auf seine Güter Falkenstein und Poysbrunn zurückziehen, wo er eine rege Bautätigkeit entfaltete. Obwohl die Zeit des Burgenbaues eigentlich längst vorbei war und es auch keine militärische Notwendigkeit mehr gab, ließ er Falkenstein weiterhin demonstrativ großzügig befestigen und erweitern. Kaiser Matthias übertrug ihm neuerlich wichtige Ämter. 1615 wurde ihm sogar das Recht der Münzprägung verliehen, das er in Wien, aber auch auf Falkenstein ausübte. Nach seinem Tod erhielt er ein prächtiges Hochgrab in der Wiener Michaelerkirche.

Im Dreißigjährigen Krieg wurde die Burg 1645/46 schwer beschädigt aber nicht zerstört. Nachdem sich die Schweden unter General Lennard Torstenson in der Burg fünfzehn Monate lang festgesetzt hatten, wurden sie vom kaiserlichen General Jean Louis Raduit de Souches darin belagert, erhielten aber schließlich freien Abzug. Danach zogen 100 Stadtguardiknechte als Besatzung ein. Als auch diese Falkenstein verlassen hatten, wurden die beschädigten Gebäude notdürftig wieder instand gesetzt. Während der Türken- und Kuruzzengefahr in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts wurde Falkenstein für die umliegende Bevölkerung als Fluchtort bestimmt. Auch eine Kreidfeuerstation wurde eingerichtet. Bald danach hatte die Anlage ihre militärische Bedeutung aber endgültig verloren und wurde nicht mehr gepflegt. Schließlich diente sie den Bauern der Umgebung als willkommener Steinbruch zum Bau ihrer Häuser. Der Abtransport brauchbaren Materials hörte erst auf, als 1830 das Burgtor zugemauert wurde. Die 1711 in den Fürstenstand erhobenen Trautson hatten sich aber längst eine wohnlichere Bleibe gesucht. Sie bevorzugten das unweit gelegene Schloss Poysbrunn, das zuvor entsprechend ausgebaut worden war. Als Reichsfürst Johann Wilhelm von Trautson 1775 ohne männliche Erben gestorben war, kam es zu längeren Erbschaftsstreitigkeiten, die damit endeten, dass der zweitälteste Sohn seiner Tochter Maria Josefa Rosalia, Karl Josef Anton Graf Auersperg, die Herrschaft übernahm. In Folge eines Erbstreites mit dem Fürsten Johann Friedrich von Lamberg verkaufte Karl Graf Auersperg Falkenstein aber bereits 1799 an den Freiherrn Johann Baptist von Bartenstein. Dessen Schwiegertochter heiratete nach dem Tode ihres ersten Gatten den k. k. Kämmerer und Gesandten Max Josef Freiherr Vrints-Berberich von Treuenfeld, der 1860 die Grafenwürde erhielt. Seine Familie starb 1974 mit Maria Gräfin Vrints aus. Falkenstein und Poysbrunn kamen als Erbe an ihren Adoptivsohn Georg Graf Thurn, der seinem Namen den Zusatz Vrints beifügte. Seine Familie stellt noch heute die Grundeigentümer der Ruine. Diese wurde ab 1990 vom Schutt befreit, archäologisch untersucht und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Ihre laufende Betreuung erfolgt durch einen örtlichen Burgverein. Im Sommer wird der dafür bestens geeignete Hof für Theateraufführungen und Burgfeste genutzt.

Die Ruine ist ein Musterbeispiel für die im Weinviertel extrem seltenen Höhenburgen. Die Lage der Burg auf der Kalksteinklippe war ideal gewählt. Wie archäologische Ausgrabungen zeigten, hatten dies bereits die Strategen der Bronzezeit erkannt. Aufmerksame Wächter konnten von hier aus die militärische Lage bis weit nach Südmähren hinein beobachten und kontrollieren. Der Zugang zur Burg erfolgt heute wieder durch das von 1830 bis 1990 vermauerte, ehemalige Renaissanceportal an der Westseite der ausgedehnten Anlage. Oberhalb desselben erkennt man schon bei der Annäherung die mächtige romanische Ringmauer. Von der noch 1690 erwähnten Zugbrücke und dem damaligen Burggraben ist heute nichts mehr zu sehen. Das Tor selbst war durch eine mächtige, 3,6 m starke Wehrmauer geschützt, die mit einem Kanonenstand und einem darüber liegenden Wehrgang, sowie mit Schlüssellochscharten für Feuerwaffen ausgerüstet war. Hat man das Burgtor passiert, gelangt man in den ersten Burghof. Er ist relativ jung und erst durch die Ausbauarbeiten des 16./17. Jahrhunderts entstanden. Unter ihm befand sich eine Zisterne, in die das Oberflächenwasser der Dächer geleitet wurde. Der zweite Burghof wurde bereits gegen Ende des 14. Jahrhunderts im Südwesten der Hochburg zwecks Verbesserung ihrer Verteidigungskraft als Vorwerk angelegt. Er war von einer Mauer umgeben, die vermutlich einen überdachten Wehrgang trug. Die Aufnahmelöcher für die Holzkonstruktion sind noch ersichtlich. Das zweite Burgtor war mit einer Wippvorrichtung ausgerüstet. Ihm war ein 4 m tiefer Graben vorgelegt, der ebenfalls längst verschwunden ist. Der Hof wurde unter Herzog Albrecht III vom damaligen Pfandinhaber Falkensteins, Hans von Liechtenstein 1369 errichtet, um Belagerungsmaschinen etwaiger Angreifer auf Distanz zu halten.

Paul Sixtus III Graf Trautson ließ vor der Hauptburg im Süden eine 90 m lange, bis zu 4 m dicke und 15 m hohe Wehrmauer errichten. Dadurch entstand der 3200 m² große dritte Burghof. Der bereits im 14. Jahrhundert in den Felsen gehauene, 4 m tiefe Burggraben wurde dabei in das Befestigungssystem einbezogen. Der zur Flankensicherung im 14./15. Jahrhundert erbaute runde Wehrturm an der Ostecke ist durch eine 8 m hohe Schildmauer mit dem im 17. Jahrhundert erneuerten Rondell an der Nordostseite der Hochburg verbunden. Das an der Südwestecke liegende zwingerartige Vorwerk Rosengarten dürfte im späten 16. Jahrhundert entstanden sein. Zwei kleine Pforten ermöglichten hier den Burgbewohnern den kürzesten Zugang zur Pfarrkirche des Ortes. Seine eher dünnwandigen Mauern (ca. 80 cm) passen sich in Windungen dem steil abfallenden Gelände an. Seine Südspitze ist durch einen kleinen Batterieturm verstärkt. Bereits die erste Steinburg der Falkensteiner war von der acht bis zwölf Meter hohen Ringmauer der Hochburg umgeben. Ihr romanisches Schalenmauerwerk war im 11. und 12. Jahrhundert üblich. Im Gegensatz zu fast allen anderen Bauten der Burg, für die der örtliche Kalkstein verwendet wurde, bestehen Teile dieses ältesten Walles aus rotem Sandstein. Die ca. 1,3 m dicke Mauer war mit Zinnen bewehrt, hinter denen sich ein hölzerner Wehrgang befand. Über eine schmale Felszunge war das innere Burgtor zu erreichen, das heute nur mehr als Öffnung zwischen den Sandsteinquadern erhalten ist. Lediglich die Radabweissteine und die Aufnahmelöcher für den Verriegelungsbalken weisen darauf hin, dass sich ursprünglich hier ein wehrhaftes Tor befand. Hier im Inneren Burghof befindet sich der Abgang zu einem interessanten Felsenkeller. Vermutlich im Zuge der ersten Burgerweiterung dürfte man auf eine Naturhöhle im Kalkgestein gestoßen sein, die im 12. Jahrhundert erweitert und zum Vorratskeller ausgebaut wurde.

Der romanische Palas stammt aus der zweiten Ausbaustufe der Burg. Er wurde auf einem künstlich eingeebneten Felsplateau neben der ältesten Ringmauer errichtet. Die Außenmauern des dreigeschossigen Baues sind bis zur Dachgleiche vollständig erhalten. Bei ihrer Errichtung wurden zahlreiche spolierte Sandsteinquadern des damals teilweise abgetragenen alten Berings aus dem 12. Jahrhundert verwendet. Ein 13 m langer, 6 m breiter und 5,5 m hoher gewölbter Saal im Untergeschoß diente als Wohnraum für das Gesinde. Zu Beginn des 16. Jahrhunderts wurde im großen Saal eine spätgotische Kapelle eingebaut. Die qualitätsvollen Ansätze eines netzartigen mehrjochigen Rippengewölbes aus dem späten 15. oder beginnenden 16. Jahrhundert sind die letzten Reste des Sakralraumes. Der schlanke Rundturm der Burgkapelle aus dem Jahre 1602 ist der am besten erhaltene Bauteil der Burg. Er diente als Glockenturm. Seine Mauern sind nur 50 bis 70 cm stark. Im Inneren führte eine Wendeltreppe aus Sandstein bis zum Dachgeschoß. Sämtliche Stufen wurden jedoch im 18. Jahrhundert entfernt und von der Bevölkerung der Umgebung anderwärts als Baumaterial verwendet. Wer heute einen Blick auf die Gesamtanlage wirft, dem fällt sofort das Fehlen eines Bergfrieds auf, was bei einer Burg der Größe und Bedeutung von Falkenstein äußerst ungewöhnlich ist. Der schmale Glockenturm hatte keine militärische Bedeutung. Selbstverständlich gab es auch hier einen entsprechend starken Turm. Das sechseckige, ummauerte Gipfelplateau des Burghügels ist heute eine Wiese und frei von Gebäuden. Hier befand sich einst die älteste Burg Falkenstein mit ihrem romanischen Bergfried. Von ihm bzw. den anderen Gebäuden der einst dort befindlichen Erstburg sind keine Spuren in situ mehr vorhanden. Es gibt auch keine entsprechenden Abbildungen. Wie üblich waren die Holzbauten des Hofes direkt an die Innenseite des Berings angebaut und haben die Jahrhunderte nicht überstanden. Spolien, wie zahlreiche bearbeitete Sandsteinquader vom ersten Bering bzw. dem Bergfried sind aber an mehreren Stellen der späteren Mauern vorhanden.

Lage: ca. 10 km nordwestlich von Poysdorf

Ort/Adresse: 2162 Falkenstein bei Poysdorf

Besichtigung: vom 1. April bis 31. Oktober täglich von 10.00 bis 18.00


Weitere Literatur:


12.01.2021