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Gneixendorf - Wasserhof


Schloss Wasserhof liegt am nördlichen Rand der heute zu Krems gehörenden ehemaligen Gemeinde Gneixendorf. Es bestand ursprünglich aus zwei, etwa 60 m von einander entfernt gelegenen Teilen: dem eigentlichen Schloss, auch Wasserhof genannt und dem Trautingerhof, der auch als Beethovenhaus bezeichnet wurde, obwohl Ludwig van Beethoven nie hier lebte. Sein Bruder Johann hatte ihm natürlich ein repräsentatives Zimmer im Wasserhof zur Verfügung gestellt. Gneixendorf scheint 1170 erstmals unter der Bezeichnung Gnoissindorf in einer Göttweiger Traditionsnotiz urkundlich auf. Damals schenkte Otto von Machland sein Haus und einen Weingarten dem Zisterzienserstift Baumgartenberg. 1203 bestätigten Herzog Leopold VI und Papst Innozenz III dem Kloster diesen Besitz, bei dem es sich um den Wasserhof gehandelt haben dürfte. 1606 verkaufte Abt Georg das Gut an Leopold von Pierpaumb, doch erwarb es bereits 1630 Adolf Graf Althan für die Kremser Jesuiten. Von diesen gelangte es 1642 an Michael Amstetter. Unter den rasch wechselnden Eigentümern der nächsten 200 Jahre sind u. a. Hanns Ferdinand Freiherr von Geymann (1665), Karl Michael Tobias Graf Sinzendorf (1732), Johann Anton Graf Locatelli (1755) und Franz Graf Kuefstein (1792) zu nennen. 1819 kam Gneixendorf in den Besitz des Apothekers Johann van Beethoven. Sein bereits damals berühmter Bruder Ludwig verbrachte hier 1826 seinen letzten Herbst und schuf das F-Dur Quartett op. 135. Schon erkrankt verließ er im Dezember Gneixendorf, um nach Wien zurückzukehren, wo er drei Monate später verstarb. Möglicherweise hatte die Fahrt im offenen Wagen zu einer Lungenentzündung geführt, die der ohnehin bereits geschwächte Beethoven nicht überlebte. Bereits 1825 hatte der Historiker Franz Wissgrill die Grundherrschaft Gneixendorf gekauft, die bis zu seiner Aufhebung 1803 dem bayerischen Zisterzienserstift Aldersbach gehört hatte. Sein Sohn kaufte 1836 das Gut mit dem Wasserhof und dem Trautingerhof, so dass erstmalig Gut und Herrschaft den gleichen Besitzer hatten. 1866 wurde der Trautingerhof verkauft. Seither haben beide Höfe verschiedene Eigentümer. Lediglich zwischen 1945 und 1955 wurden sie von der russischen USIA gemeinsam verwaltet. Noch in der Nachkriegszeit machte der Trautingerhof einen durchaus gepflegten Eindruck, während das Schloss, also der Wasserhof, dem Verfall preisgegeben schien. Nach Auszug der zuletzt darin untergebrachten Arbeitslosen, stand das Gebäude leer und wirkte, wie der es umgebende Gutshof ziemlich verlottert. Doch im Jahr 2007 kam die nicht mehr erwartete Rettung. Der Architekt Ernst Linsberger kaufte das völlig desolate Gebäude. Im Rahmen der von ihm bis 2015 durchgeführten umfassenden Revitalisierung, wurde auch das Architekturbüro des neuen Schlossherrn eingeplant.

Der barocke Wasserhof stammt im Kern aus der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts, wurde aber im 18. und vor allem im 19. Jahrhundert stark verändert. Er ist ein rechteckiger, dreigeschossiger Baukörper, dem an der Mitte der Westfront ein viergeschossiger Turm mit Pyramidendach vorgestellt ist. Seine beiden unteren Geschosse sind mit Ortsteinen eingefasst. An der Gartenseite werden die beiden Nordecken durch übereck gestellte, turmartige Vorbauten gebildet, die bis zur Traufe reichen. Die Fassadengestaltung des Schlosses stammt aus den Jahren 1725 bis 1730. Das Untergeschoß ist glatt verputzt. Die beiden Obergeschosse werden durch Doppel-Lisenen zusammengefasst. Die Parapetfelder sind mit Bandlwerkstuck geschmückt. Die Sonnenuhr mit Fresko an der Südseite stammt aus dem späten 18. Jahrhundert. Sie erinnert an das daneben liegende Zimmer, das Beethoven bei seinen Besuchen zur Verfügung stand. Im ersten Turmobergeschoß befand sich eine kleine Kapelle. Der quadratische Raum ist kreuzgratgewölbt und mit figuralen Chiaroscuromalereien vom Anfang des 19. Jahrhunderts versehen. Die bis vor wenigen Jahren devastierten Innenräume wurden bereits im 19. Jahrhundert verändert und nach dem zweiten Weltkrieg in Substandardwohnungen unterteilt. Auf der großen Wiese östlich des Schlosses wurden vor Jahren noch Beethovenkonzerte abgehalten. Interessant ist der Schüttkasten mit seinen großen Pfeilerhallen. Durch ein Rundbogenportal mit einem Steinwappen im Giebelfeld gelangt man von der Schlossstraße zum Trautingerhof. Das heutige Gebäude wurde im 18. Jahrhundert gestaltet, doch geht seine Substanz zum Teil noch auf das 16. Jahrhundert zurück. Es ist ein wuchtiger zweigeschossiger Bau unter einem hohen Mansardwalmdach. Die Innenräume wurden um 1800 klassizistisch neu ausgestattet. Sehr hübsch sind die mit romantischen Landschaften in scheinarchitektonischer Rahmung bemalten Papiertapeten.

Lage: ca. 3 km nördlich von Krems

Ort/Adresse: 3500 Krems an der Donau

Besichtigung: meist nur von außen möglich


Weitere Literatur:


30.12.2020