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Greisingberg


Dem ehemaligen Herrensitz sieht man sein angeblich besonders hohes Alter nicht an. Bei dem Gebäude könnte es sich auf den ersten Blick auch um ein großes Wohnhaus oder um einen umgebauten Bauernhof handeln. Manche Heimatforscher führen den Namen des Ortes bzw. des ehemaligen Schlosses auf Arnold de Grejczing zurück, der in den Jahren zwischen 1160 und 1170 mehrfach urkundlich erwähnt wird. Da die nächste Namensnennung, die sich zweifelsfrei auf den kleinen Wehrbau oberhalb der Waldaist bezieht, erst 1427 mit Peter Greisenegger erfolgte, dürften die gleichnamigen Burgherren des 12. Jahrhunderts nicht hier sondern in einem anderen Teil des Mühlviertels sesshaft gewesen sein. Der Wohnsitz des Peter Greiseneggers gelangte 1574 an die mit ihm verschwägerte Familie Kienast. Deren Lehensherren, die Liechtensteiner, verkauften ihn aber bereits 1582 an Georg Gundaker von Neuhaus. Seine Witwe Scholastika von Hoheneck übergab Greisingberg 1633 dem Inhaber der unweit gelegenen Feste Reichenstein, Reichart von Sprinzenstein, der den leichtbewehrten Bau als Jagdschloss nutzte. 1729 erwarb Gundaker Thomas von Starhemberg das damals bereits als Landgut bezeichnete Greisingberg und schloss es seiner Herrschaft Haus bei Wartberg ob der Aist an. Der Braumeister von Pregarten Sigmund Rittmannsperger konnte 1799 den kleinen Ansitz ersteigern, aber sich nicht an seiner Neuerwerbung erfreuen, da er bereits kurz nach der Versteigerung verstarb. Sein Sohn Josef Rittmannsperger konnte das Gut erst vier Jahre später übernehmen. Greisingberg hatte nie militärische Bedeutung und war für eine ertragsorientierte Bewirtschaftung wohl zu klein. Dennoch blieb es nun längere Zeit in bürgerlichen oder bäuerlichen Familienbesitz bis es ab 1929 als gemeindeeigenes Armenhaus Verwendung fand. Seit 1942 ist es wieder in Privatbesitz. Das ehemalige Schlösschen wurde renoviert und dient auch als Fremdenpension.

Das zweigeschossige Schlösschen liegt auf einem Bergrücken über dem Tal der Waldaist. Es war einst wesentlich größer als heute. Als es Georg Matthäus Vischer für sein umfangreiches Burgenwerk zeichnete (um 1674), war es ein attraktiver Wohnsitz für lokale Adelige und wohlhabende Bürger, zu dem ein Meierhof (Greisingberg 2) und eine Hoftaverne (Greisingberg 3) gehörten. Gegenüber dem Eingang stand ein viereckiger Turm mit Zwiebelhelm, der später im unteren Bereich als Stall diente. Vor dem Turm befand sich ein Graben, der aber längst aufgefüllt wurde. Gut erhalten ist ein hakenförmiger, zweiflügeliger Wohnbau. Der ursprüngliche Torbau des hofseitigen Portals ist längst abgekommen. Die Außenfront der den Hof begrenzenden Wohn- und Wirtschaftsgebäuden war durch eine hohe Mauer verstärkt. Allerdings fällt das Gelände zur Aist hin ohnehin relativ steil ab, was einen guten natürlichen Schutz gegen Überfälle und sonstige ungebetene Besucher gab. Wie ein heute nicht mehr sichtbarer Kragstein zeigte, lag an dieser relativ unzugänglichen Stelle der Abtritt des Hauses. Im Vorraum des Wohntraktes hat sich ein Kreuzrippengewölbe aus dem 17. Jahrhundert erhalten. An der Nord- und Ostseite des Hügels finden sich noch spätmittelalterliche Mauerreste eines Gemäuers, bei dem es sich um einen ehemaligen Turm gehandelt haben könnte. Unterhalb des einstigen Ansitzes liegt der einstige Meierhof. Dieser hat heute nichts mehr mit dem seinerzeitigen Herrensitz zu tun und ist ein selbständiger Bauernhof.

Lage: Oberösterreich/Mühlviertel – Greisingberg ist heute ein Ortsteil von Pregarten

Ort/Adresse: 4230 Pregarten, Greisingberg 1

Besichtigung: meist nur von außen möglich


Weitere Literatur:


09.12.2020