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Tillysburg


Etwa zwei Kilometer östlich des heutigen Schlosses lag die 1256 erstmals erwähnte Burg Volkensdorf. 1616 starb Wolf Wilhelm von Volkenstorff, Landeshauptmann von Österreich unter der Enns und der letzte seines Geschlechtes. Seine Tochter Katharina wanderte während der Gegenreformation aus und verkaufte die Burg 1629 an Werner Wenzel t’Serklaes Graf Tilly. Er war ein Neffe des berühmten Feldherrn der katholischen Liga im Dreißigjährigen Krieg, Johann t’Serklaes Graf Tilly. Werner Wenzel ließ den alten Bau abtragen und errichtete mit dem Abbruchmaterial 1633 bis 1645 das Schloss Tillysburg. Der österreichische Zweig der Familie starb mit Ferdinand Lorenz 1724 aus. Seine Schwester verkaufte die Herrschaft 1730 an den Freiherrn Johann Josef von Weichs. Er wirtschaftete jedoch schlecht, so dass nach seinem Ableben der Konkurs über sein Vermögen erklärt werden musste. Seine Tochter Ludovika veräußerte Tillysburg 1767 an das Stift St. Florian. Während der Franzosenkriege diente das Gebäude als Feldspital, so vor allem 1809 nach der Schlacht von Ebelsberg. Danach wurde der weitgehend geplünderte Bau nur noch teilweise – vor allem landwirtschaftlich – genutzt. 1841 kaufte der aus Irland stammende Graf Karl O’Hegerty den Besitz. Er war zuvor Marstallmeister am französischen Hof gewesen. O’Hegerty richtete Stallungen für etwa 40 Pferde ein und begann eine Pferdezucht, die u. a. die Ennser Kaserne mit Kavallerierössern versorgte. Damals weilte oft Anton Bruckner als Gast im Schloss. Durch Heirat gelangte der Besitz 1897 an die Familie der Grafen Eltz. Sie behielten das Schloss, das gegen Kriegsende durch Plünderungen und die Einquartierung von Flüchtlingen stark zu leiden hatte, bis 1989, als es Dr. Georg Graf Spiegelfeld übernahm. Er ließ den Bau revitalisieren. Tillysburg wird von verschiedenen Mietern bewohnt. Im Schlosshof finden fallweise Konzerte statt.

Das Schloss ist heute von einem schönen 18-Loch-Golfplatz umgeben. In der Gartenanlage vor dem Gebäude stehen Steinfiguren, die die vier Jahreszeiten darstellen. Schloss Tillysburg ist ein zweigeschossiger Bau in einem Übergangsstil zwischen Renaissance und Barock. Vier mächtige Flügel umschließen einen großen Arkadenhof, dessen Bögen von 36 schön gemeißelten Granitsäulen getragen werden. Von den vier quadratischen, aus den Fronten vorspringenden, Ecktürmen wurden drei in der ersten Hälfte des 20. Jh. gestutzt, so dass nur mehr einer die übrigen Bauten um drei Stockwerke überragt. An der Nord- und der Südseite führen barocke Steinportale mit Fußgängerpforten in den Innenhof. Seine Fassaden sind mit reicher Stuckierung aus der Zeit um 1730 verziert. Um 1720 war der Linzer Baumeister Johann Michael Prunner hier tätig. Er baute die ebenerdigen Arkaden um und errichtete das prachtvolle Treppenhaus im Ostflügel, wobei ihm jenes vom Stift St. Florian als Vorbild diente. Es war ursprünglich offen, die Verglasungen wurden erst später hinzugefügt. Bemerkenswert ist die an die Nordwand des Hofes gemalte Sonnenuhr, die von den Wappen der Besitzerfamilien umrahmt ist. Das Schloss hat, etwas überraschend, keinen Festsaal. Wichtigster Raum war offenbar die über beide Stockwerke reichende Kapelle. Ihre Ausstattung stammt noch aus dem 17. Jh. Das Bild des Hochaltars zeigt die damalige Ansicht des Schlosses. In den ehemaligen Repräsentationsräumen des ersten Stocks finden sich Stuckdecken mit figurellen Flachreliefs und Türen mit schönen Einlegearbeiten. Anlässlich der letzten Generalrenovierung konnte der Pferdestall in seiner Ausstattung von 1849 rekonstruiert werden

Lage: Oberösterreich/Linz-Land - ca. 5 km südöstlich von Enns

Besichtigung: nur von außen möglich, der Hof ist zugänglich


Weitere Literatur:


24.02.2003