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Wimberg (Wimburg)


Die Burgruine Wimberg, auch Wimburg genannt, ist von der Architektur her vorwiegend romanisch, doch stammt sie nicht, wie bis vor wenigen Jahrzahnten noch vielfach vermutet, aus dem 11. sondern aus dem 13. Jahrhundert. Die wenigen Wehrbauten des 11. Jahrhunderts bestanden im Waldviertel fast ausschließlich aus Holz. Wunneberg, die „Burg am Berg der Wonne“ wird 1264 erstmals urkundlich genannt. 1280 scheinen Adelheid, die Witwe des Friedrich von Wunberch, sowie ein Konrad von Wonberch in den Urkunden auf. Der Überlieferung nach soll im 14. Jahrhundert die verwitwete Königin Agnes von Ungarn zeitweise hier gelebt haben. Sie war eine Habsburgerin, die zuvor mit dem ungarischen König Andreas III verheiratet war. Allerdings finden sich keine zeitgenössischen Berichte darüber, ob sie sich überhaupt je hier aufgehalten hat. Möglicherweise gehörte Wimberg zum Witwengut der Königin und wurde von ihr an befreundete Adelige verliehen, die sich dann nach der Burg nannten. Ab 1332 befand sich Wimberg im Lehenbesitz der Seisenegger, wobei einzelne Familienmitglieder verschieden große Anteile hielten. 1367 belehnte Herzog Albrecht III den Hans Posch und dessen Schwager Walter von Seisenegg mit einem Viertel des „Hauses zu Wunnenberg“. 1403 gehörte den nunmehrigen Freiherren von Seisenegg bereits die halbe Burg. Schließlich belehnte König Ladislaus 1455 den Freiherrn Georg d. Ä. von Seisenegg mit dem gesamten Besitz. Als 1470 Wolfgang II von Seisenegg das Lehen innehatte, war dieses bereits landesfürstlich. Kaiser Maximilian I tauschte 1513 Wimberg mit Georg d. J. von Seisenegg gegen Weitenegg und schloss es seiner Herrschaft Yspertal an. Die Burg Wimberg war allerdings 1572 bereits verödet. Ab 1615 setzte der Verfall ein. Folgerichtig wurde die Ruine dann auch „ödes Schloss in der Klaus“ genannt. Sie gehörte bis ins 21. Jahrhundert hinein zur Herrschaft Persenbeug und damit zum Habsburger Familienbesitz. Heute sind die Ruine sowie der umliegende Wald bäuerliches Privateigentum.

Die langgestreckte Burganlage ist derzeit kaum gepflegt und völlig von Wald und Buschwerk umgeben. Die Bebauung des Burgareals ist dreiteilig und wird zum Teil noch von Resten des einstigen Berings begrenzt. Das großformatige Bruchsteinmauerwerk weist auf eine Errichtung in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts hin. Die Kernburg liegt ganz im Osten am Ende eines bescheidenen Bergspornes. Der Felskopf, der ihr als Basis diente, fällt an drei Seiten relativ steil ab. Im Westen ist er durch einen 5 Meter tiefen Halsgraben von den anderen Teilen des Wehrbaues getrennt. Der Zugang war hier über einen angeschütteten Damm möglich. Diese Hauptburg wurde in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts von den Seiseneggern durch den Ausbau des Wohn- und Wehrbereiches bedeutend vergrößert. Das damals verwendete spätgotische Bruchsteinmauerwerk ist noch bis in eine Höhe von etwa 10 m erhalten. Interessanterweise verfügte Wimberg über keine eigene Burgkapelle. Dies war aber auch nicht nötig, denn auf einer an die Burg anschließende Wiese stand eine Kapelle aus dem 11. Jahrhundert. Sie ist mittlerweile komplett verschwunden. Ende des 15. Jahrhunderts wurde eine im Westen vorgelagerte Terrasse zur Vorburg ausgebaut. Hier steht ein rechteckiger Batterieturm, dessen Südseite halbrund verstärkt wurde. Sein Obergeschoß weist mehrere große Kanonenscharten auf. Das 15 x 14 m große Gebäude dürfte aus einem spätromanischen Festen Haus hervorgegangen sein. Es war zumindest dreigeschossig, doch wurde das oberste Stockwerk um 1835 abgetragen. Eine militärische Schwachstelle der Burg Wimberg war es, das ca. 70 m nordwestlich der Hauptburg eine deutliche Überhöhung des Geländes bestand, die jeden Angreifer begeistern, aber die Verteidiger in Schwierigkeiten bringen musste. Zur Problemlösung errichtete man hier einen zumindest viergeschossigen mächtigen Rundturm mit einem Durchmesser von ca. 10,6 m und etwa 3,5 m starken Mauern. Sein Inneres war nur über einen rundbogigen Hocheinstieg im zweiten Geschoß der geschützten Ostseite erreichbar. Mit Ausnahme des Einstieges ist der heute noch etwa 10 m hohe Turm fensterlos. Die Verbindung der einzelnen Stockwerke erfolgte durch schmale Treppen in der Mauerstärke. Der Turm stammt ebenfalls aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts, war aber offensichtlich noch nicht für die Artillerieverteidigung vorgesehen.

Lage: Niederösterreich/Waldviertel – ca. 5,5 km nördlich von Altenmarkt im Yspertal

Besichtigung: jederzeit frei zugänglich


Weitere Literatur:


12.07.2020