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Schwarzau (Waldviertel)


Schwarzau wird bereits im ersten Viertel des 12. Jahrhunderts im Zusammenhang mit einer Immobilientransaktion des Bischofs Heinrich von Freising, der ein Spross der Grafenfamilie von Peilstein war, erwähnt. Im Tauschweg übergab er seinem Bruder, dem Grafen Friedrich II von Peilstein, um 1120 sein Gut Suarze, das er als freies Eigen besessen hatte. Nach 1142 dürfte ein Teil davon als Schenkung an das Kloster Neustift bei Freising gekommen sein. Der bescheidene Wehrbau, der sich hier befand, dürfte noch im 11. Jahrhundert errichtet worden sein. Er war damals noch völlig aus Holz gebaut, doch wurde er um die Mitte des 13. Jahrhunderts durch ein gemauertes „Festes Haus“ ersetzt, das von Palisaden umgeben war. 1179 wird in einer Urkunde Herzog Leopolds V ein Egelolf de Suarzahe als Zeuge genannt. Er dürfte zum Gefolge des Herzogs gehört haben. Bei dieser Gelegenheit wurde Schwarzau erstmals als Adelssitz bezeichnet. Zwischen 1218 und 1237 scheinen weitere Mitglieder der ursprünglich Peilstein`schen Ministerialenfamilie auf. Sie ließen den Wehrbau durch die Anlage einer Vorburg vergrößern. Ulricus de Swarcza trug den Titel „dominus“, der damals nur Edelfreien und Ministerialen zustand. Zwischen 1340 und 1366 lebte hier Konrad der Fritzelsdorfer, der sich auch nach Schwarzau nannte. 1394 wird Schwarzau noch als Pfandbesitz des Niklas des Höflinger erwähnt, doch dürfte die Burg bald nach 1400 abgekommen sein, da sie in keinen Urkunden mehr aufscheint. Möglicherweise blieb der vermutlich bereits unbewohnbar gewordene Bau aber noch im Besitz der Familie Fritzeldorfer oder der Rogendorfer, da das Dorf Schwarzau 1548 zum Amt Fritzelsdorf der Herrschaft Pöggstall gehörte. Das unmittelbar anschließende Gebiet ging später in bäuerlichen Besitz über und wird seither landwirtschaftlich genutzt. Die Ruine wurde in den letzten Jahrzehnten vorbildlich restauriert. Sie ist eine gut gesicherte, gepflegte und leicht zugängliche hochmittelalterliche Ruine, die einen Einblick in die damalige Architektur kleinerer Wehrbauten gibt.

Die Ruine der ehemaligen Burg Suarzahe liegt auf einer künstlich bearbeiteten kleinen Anhöhe am Südrand des Dorfes Schwarzau im südlichen Waldviertel. Vom turmartigen Festen Haus hat sich lediglich die 13 m lange Nordwand vollständig erhalten. An diese schließen nur mehr Ansätze der Ost- und Westfront an. Völlig verschwunden sind die Südfront sowie sämtliche Trennmauern im Inneren. Das Feste Haus war ca. 12 m hoch. Es war in drei Geschosse unterteilt, die durch Tramdecken getrennt und durch eine Holztreppe verbunden waren. Das flache Dach, das als Wehrplattform diente, war von rechteckigen Zinnen begrenzt, die zum Teil noch vorhanden sind. Das relativ schwache Bruchsteinmauerwerk (ca. 1,5 und 1,8 m) weist auf sein hohes Alter hin. Der einstige Hocheinstieg lag im ersten Stock der Nordfront. Der unter dem Hocheinstieg befindliche große Torausbruch im Erdgeschoß erfolgte in einer späteren, aber friedlicheren Zeit. Bei einem tonnengewölbten Raum neben dem Hocheinstieg könnte es sich möglicherweise um die ehemalige Kapelle gehandelt haben. Die Struktur der erhaltenen Mauerteile lassen eine Erbauung des Festen Hauses in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts vermuten. Die Vorburg dürfte noch gegen Ende des gleichen oder zu Beginn des folgenden Jahrhunderts im rechten Winkel an die Nordseite der Kernburg angeschlossen worden sein. Von ihr hat sich nur die acht Meter hohe Westmauer erhalten. Sie ist mit Zinnen versehen und fensterlos. Ein 60 cm breiter Mauerabsatz unterhalb des Zinnenkranzes dürfte einen gedeckten hölzernen Wehrgang getragen haben. Von der Innenverbauung der Vorburg hat sich nichts erhalten. Zwei Kragsteine lassen einen Abtritt vermuten. Bei einer runden Bodenvertiefung innerhalb der Vorburg schließt man auf eine ehemalige Zisterne. Vom einstigen Meierhof im Süden der Burg haben sich keine Reste erhalten. Im Norden und Westen war der Wehrbau durch ein Grabensystem geschützt, doch wurde dieses beim Bau der unmittelbar am Burggelände vorbeiführenden Landesstraße weitgehend zerstört.

Lage: ca. 7 km südlich von Pöggstall

Besichtigung: ganzjährig frei zugänglich


Weitere Literatur:


20.06.2020