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Personenverzeichnis






Admontbichl


Die Gegend um Obdach gehörte bereits im 10. Jahrhundert zum Großteil den Herren von Eppenstein. Ihre Besitzungen fielen 1122 weitgehend an die Traungauer, aber auch an die Wildoner und Murecker. Das Benediktinerstift Admont war ebenfalls bereits seit etwa1160 hier begütert, als ihm Markgraf Otakar V umfangreichen Grundbesitz am Zirbitzkogel und beim Lavantsee schenkte. Gegen Ende des 12. Jahrhunderts führten diese Schenkungen zu Streitigkeiten mit Herrand von Wildon und Reinbert von Mureck. Das Stift konnte sich aber schließlich durchsetzen. Die riesigen Wälder wurden von einem ihm gehörigen Haus in Obdach aus bewirtschaftet. 1367 konnte Stift Admont den Mereinhof zu Pichl, das heutige Admontbichl, erwerben. Da der Hof sich in einem schlechten Bauzustand befand, wurde er umfassend renoviert, befestigt und zu einem Verwaltungssitz des admontischen Herrschaftsbereiches in dieser Gegend ausgebaut. Der Ansitz diente auch bei Gefahr als Zufluchtsort für die Zivilbevölkerung der Umgebung. Er wurde meist verpachtet. Zu den Verwaltern bzw. Pächtern zählten im 15. und 16. Jahrhundert die Kainacher, Gallenberger, Zach und Goltschän. So wurde 1435 Albrecht von Kainach mit der Verwaltung betraut. Zur Grundherrschaft gehörten ausgedehnte Waldgebiete, in denen im großen Ausmaß Holzkohle produziert wurde, die an die Hüttenwerke im benachbarten Kärnten geliefert wurden. Ab 1530 ließ Daniel Ritter von Gallenberg im Auftrag des Stiftes das Schloss zu seinem heutigen Umfang ausbauen. Als Baumeister und Steinmetzen sind Hans de la Porta, Bernardo de Nova und Meister Thomas Püchler aus Knittelfeld überliefert. Der Maler Veit von Seckau schmückte das Sommerhaus mit Wandgemälden. Damals entstanden die Kapelle und eine vorgelagerte Bastei.

Daniel von Gallenberg galt als Bauernschinder, da er seine Untertanen über Gebühr belastete und deren Getreideabgaben willkürlich erhöhte, um die Baukosten in den Griff zu bekommen. Von ihm ist bekannt, dass er das alte Getreidemaß von Obdach, das bei einem Türkeneinfall 1480 verbrannte und das bis dahin als Grundlage für die Bemessung der Pacht gedient hatte, durch das wesentlich umfangreichere der Propstei Zeiring ersetzte. Die Beschwerden der Bauern hielten bis in das 17. Jahrhundert an, waren aber wenig erfolgreich. Beim großen Ortsbrand von Obdach im Jahr 1599 wurde auch das stiftseigene Verwalterhaus, ein wohnturmartiges zweistöckiges Gebäude, vernichtet. Zu Beginn des 17. Jahrhunderts verkaufte das Stift die Brandstätte an die Bürger von Obdach und verlegte die Propsteiverwaltung des Stiftes nach Admontbichl. 1617 wurde das Schloss auch Sitz des Landgerichtes von Obdach. Bereits 1602 hatte der damalige Pfleger Hans Goltschän wegen der unruhigen Zeiten die Rüstkammer des Schlosses erneuern lassen. Um 1662 erfolgte eine Modernisierung des Gebäudes. In dieser abgeschiedenen Gegend der Steiermark hielt sich der Hexenglaube besonders lange. 1676 wurde eine Frau wegen Zauberei vom Landgericht zum Feuertod verurteilt. Nach Folterungen verloren 1694/95 mehrere Personen als Wolfsbanner ihr Leben. Sogar noch 1841 musste sich der Landrichter mit einem Geisterprozess beschäftigen, der aber kein Opfer mehr forderte. 1748 richtete ein Brand schwere Verwüstungen an. Danach wurde die Nordhälfte des Schlosses nicht mehr aufgebaut, wodurch sein burgartiger Charakter verlorenging. Admontbichl diente dem Stift Admont bis in das erste Viertel des 21. Jahrhunderts hinein als Sitz der Forstverwaltung seines ausgedehnten Waldbesitzes. Seit 2012 gehört es dem vermutlich reichsten Österreicher, dem durch die weltweite Vermarktung des Energydrinks „Red Bull“ bekannten Dieter Mateschitz. Schloss und Gutshof wurden in den letzten Jahren aufwändig restauriert.

Das Renaissanceschloss liegt auf einer bewaldeten Anhöhe oberhalb des zu Obdach gehörenden Ortsteiles Rötsch. Schloss Admontbichl war ursprünglich durch seine sumpfige Umgebung zumindest vor räuberischen Angriffen recht gut geschützt. Lediglich im Süden war es durch einen flachen Sattel mit dem hügeligen Bergland verbunden. Dieser am meisten gefährdeten Angriffsseite wurden daher zwei Kanonenrondelle vorgelagert. Zusätzlichen Schutz bot die Wehrmauer, die das gesamte Schloss umgab. Der einstige Wehrbau ist heute ein zweistöckiger, stark gegliederter Vierkanter, vor dem einige Wirtschaftsbauten stehen. Die meisten Bauteile stammen aus dem 16. Jahrhundert. Das Schloss hat aber sein einst wehrhaftes Aussehen längst verloren, wenn auch noch Reste der Ringmauer und des einst tiefen gemauerten Grabens vorhanden sind. Von den seinerzeitigen drei runden Ecktürmen existiert nur mehr einer, da die beiden Türme des Nordtraktes beim Brand von 1748 so schwer beschädigt wurden, dass sie anschließend abgetragen werden mussten. Auch die ehemalige Zugbrücke ist längst verschwunden. Sie wurde durch eine gemauerte Brücke ersetzt. Die einzelnen Trakte umschließen einen kleinen rechteckigen Innenhof. Dem Erdgeschoß des Osttraktes sind Rundpfeilerarkaden vorgelagert, denen im Obergeschoß verdoppelte schlankere Säulenarkaden entsprechen. Auch der erste Stock des Südtraktes ist mit Säulenarkaden versehen. Der 1639 gegrabene Ziehbrunnen ist noch vorhanden. Die Außenfassaden sind durch breite Putzbänder bzw. Lisenen sowohl horizontal, als auch vertikal gegliedert. Über dem einfachen Rundbogentor des Südtraktes springt ein mit einem Zeltdach ausgestatteter Erker vor. Daneben ist eine Sonnenuhr angebracht. Die Einfahrt weist ein einfaches Stichkappengewölbe auf. Bemerkenswert ist der quadratische Gerichtssaal im Inneren des Südtraktes, der später unterteilt wurde. Aus der Zeit um 1530 haben sich zwei Balkendecken sowie eine Eisentür erhalten. Die Mauer im Nordteil des Hofes ist mit einem umlaufenden Gang versehen.

Lage: Steiermark/Murboden – nordwestlich des Marktes Obdach (ca. 15 km südlich von Zeltweg)

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


19.04.2020