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Aich


Um 1220 gehörte das Gut Aich zur Herrschaft Zellhof. Seine erstmalige urkundliche Erwähnung erfolgte zehn Jahre später unter der Bezeichnung „huba Alrami in Aych. Noch im 13. Jahrhundert wurde aus der bisherigen Burg ein immer noch wehrhaftes Schloss. In der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts war Aich ein Lehen der Herren von Kapellen, das an die Herren von Tanpeck vergeben war. Allerdings verloren die Tanbecker im 15. Jahrhundert ihre festen Schlösser Aich und Windhaag, da Kaspar Tanpeck und sein Sohn Hans in den Ungarnkriegen beide Schlösser kampflos den Feinden übergeben hatten, die nicht zögerten, beide Wehrbauten umgehend niederzubrennen. Kaiser Friedrich III ließ daraufhin Kaspar und Hans Tanbeck wegen Hochverrats gefangen nehmen und ihre Lehen als verfallen erklären. Aich fiel 1485 an Laßla Praga und Ulrich von Starhemberg. Hans Tanpecks Tochter Regina heiratete Laßla Praga. Als 1492 Christoph von Lichtenstein, der als Lehensherr der Herren von Kapellen deren Ansprüche auf Aich zugunsten Reginas zurückzog, konnten diese und ihr Ehemann sich durchsetzen und den ehemaligen Tanbeckschen Besitz wieder vereinen. 1590 war Georg Schattauer Schlossherr. 1597 verkaufte Freiherr Friedrich von Prag die vereinigten Herrschaften Windhaag und Aich an Lorenz Schütter. Dessen Sohn Georg musste aber 1630 seinen Besitz an Michel Pernauer zu Pernegg verkaufen. Der nächste Eigentümer war Hilprant Jörger, der zu den militantesten Anhänger des Protestantismus in Oberösterreich zählte und im Gegensatz zum Kaiser stand. Natürlich verlor auch er in der Gegenreformation seine Lehen. Bereits 1631 war das kleine Schlössl im Besitz des Gotthard von Scherffenberg. 23 Jahre später verkaufte seine Witwe, die mittlerweile Hans Reichard von Starhemberg geheiratet hatte, die im Umkreis des heutigen Bad Zell liegenden Güter Aich, Zellhof und Habichrigl ihrem Schwiegersohn Georg Siegmund Graf von Salburg, dem das unweit gelegene Schloss Prandegg bereits gehörte. Aich verblieb nun bei dieser Familie für längere Zeit. Erst 1823 gelangte es in bäuerlichen Besitz und war für die neuen Eigentümer nur mehr aus landwirtschaftlichen Gründen interessant. Turm und Kapelle wurden abgetragen und der Palas auf ein simples Wohngebäude reduziert. Aich gehört seit 1885 der Familie Mayr, worauf der Hofname „Meier in der Aich“ hinweist.

Das von ausgedehnten Wiesen und Feldern umgebene ehemalige Schloss liegt im Hügelland des mittleren Mühlviertels, unweit der Gemeinde Bad Zell. Es ist eine dreiflügelige Anlage um einen großen Innenhof. Nach Jahrzehnten der Vernachlässigung und umfangreichen Renovierungen in der Zeit um 1998 ist es heute ein großer, gepflegter Bauernhof. Der ursprüngliche Wehrbau war teilweise durch einen steilen Felshang vor feindlichen Annäherungen geschützt. Dort wo dieser Schutz nicht gegeben war, befand sich ein Graben, der aber heute nicht mehr vorhanden ist, da er völlig eingeebnet wurde. Wenn auch der mit einer welschen Haube geschmückte Wehrturm seit dem Umbau zum Schloss verschwunden ist, kann dieses seinen ursprünglichen Burgencharakter nicht leugnen. Dafür sorgt schon der klobige Torturm bei der Einfahrt. An ihn sind zwei Seitenflügel angebaut. Man benutzte dabei die ehemalige Ringmauer, an der hofseitig Wirtschaftsbauten hochgezogen wurden. Ein kurzer Mauerzug verband hier die Ringmauer mit der für das kleine Landschloss ungewöhnlich großen Schlosskirche. Sie stand schräg über Eck und stellte die Verbindung zwischen den parallel liegenden Wohn- und Wirtschaftstrakten her. Am Westende des Hofes wurde der linke Flügel des Wirtschaftstraktes durch Reste der Ringmauer mit dem Palas verbunden, der im heutigen Wohntrakt steckt. Diese Mauer wurde später abgerissen und an ihrer Stelle ein Stadel errichtet. Der Palas war ursprünglich zweistöckig, doch hat er beim Umbau ein Geschoß verloren. Noch vorhanden ist jedoch ein Teil seines einstigen Baudekors. Dieser besteht im Wesentlichen aus einem in Stein gefassten und mit 1591 datierten Doppelwappen (Georg und Magdalena Schattauer) über der hofseitigen Eingangstüre. Außerdem haben sich ein ornamentaler Sgraffitofries sowie eine Ortsteinquaderung erhalten. Die aus der Bauzeit (1591 bis 1597) stammenden Fenster des Obergeschosses zeigen gerade Verdachungen und Sohlbänke. Im Inneren fallen zwei Holzdecken sowie zwei Türgewände aus der Renaissancezeit auf. Der Ansitz war von einem Obstgarten umgeben, der mit Palisaden vor neugierigen Besuchern geschützt war.

Lage: Oberösterreich/Mühlviertel- ca. 1,5 km nordöstlich von Bad Zell

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


27.03.2020