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Kundlburg


Die erste urkundliche Erwähnung des kleinen Wehrbaues erfolgte 1213 als regensburgisches Lehen castrum Chontil, das sich damals im Besitz der Herzöge von Bayern befand. Es wurde von bayerischen Dienstleuten verwaltet. Allerdings erscheint bereits in einer Urkunde des Salzburger Domkapitels 1163 ein Liutold de Quantel (Leutold von Kundl) als Zeuge auf. Die Herren von Kundl dürften die Kundlburg gegen Ende des 12. Jahrhunderts erbaut und ihr den Namen gegeben haben. Sie waren eine lokale Adelsfamilie, die die niedere Gerichtsbarkeit über die Schranne von Kundl ausübte. Außerdem stellte sie die Vögte von Kundl und Söll sowie für einige Güter des Stiftes Ebersberg. Über die Herren von Kundl gibt es nur spärliche Nachrichten. So wird 1259 ein ermordeter Ritter Leutold von Kundl erwähnt. Gertrud von Kundl war im 14. Jahrhundert mit dem bayrischen Jägermeister Konrad Kummersbrucker verheiratet, wodurch die Kundlburg um 1340 an dessen Familie kam. Die reichen und angesehenen Kummersbrucker übten bereits um 1330 das einflussreiche Hofamt des kaiserlichen Jägermeisters von Oberbayern aus. Konrad Kummersbrucker erhielt 1358 vom Tiroler Landesfürsten Markgraf Ludwig von Brandenburg die Erlaubnis zum Umbau der Burg, die er dann als Lehen erhielt. Seine Familie stifteten auch das Kloster der Augustiner Eremiten in Rattenberg. Als Hans Kummersbrucker ohne direkte Nachkommen zu hinterlassen 1393 starb, erbte sein Neffe Hans Thorer, Ritter zum Horenstein, den Besitz. Er geriet jedoch mit seinem Lehensherrn, Herzog Stefan III von Bayern in Streit. Dieser belagerte 1405 die Kundlburg, nahm ihn gefangen und entzog ihm das Lehen. Der Herzog setzte darauf verschiedene Pfleger ein. Nach 1410 wurde das Gericht Kundl dem Gericht Rattenberg angeschlossen, wodurch die Burg Kundl bedeutungslos geworden war, was zu ihrem baldigen Verfall führte. Es folgte eine Reihe von Tiroler Kleinadeligen als Verwalter, bis die Kundlburg schließlich ab 1550 dem endgültigen Verfall preisgegeben wurde. Zu Beginn des 17. Jahrhunderts waren bereits nur mehr wenige Mauerreste vorhanden. Heutiger Eigentümer der Ruine ist die Gemeinde Kundl.

Die spärlichen Ruinen liegen auf einem exponierten Felsen in der Kundler Klamm und lassen kaum mehr Details erkennen. Zur Zeit ihrer Errichtung war die Burg durch die steil abfallenden Felshänge des Burghügels gut geschützt. Der Zugang zur Burg erfolgte ursprünglich über einen gewundenen Fußweg von der Schlucht her. Heute gelangt man an der Nordostseite zu einem etwas tiefer liegenden Sattel und dann weiter zum ehemaligen Burgtor. Die Ostseite war leider für Feinde auch die leichteste Angriffsseite, so dass sie zusätzlich durch einen Bergfried gesichert werden musste. An ihn erinnert heute nur mehr ein zwei Meter langes Mauerstück. Es ist noch gute acht Meter hoch, dürfte aber früher deutlich höher gewesen sein. Die Bergfriedmauer ist im unteren Bereich etwa 1,5 m stark. Der Burgplatz ist durch einen Halsgraben vom Gegenhang getrennt. Dahinter erkennt man einzelne höher aufragende Reste der östlichen Beringmauer aus zwei Bauperioden. Die wenigen Burgbauten nahmen fast die gesamte halbwegs ebene Hügelkuppe ein. Diese hatte eine Länge von 35 m, war aber nur maximal 11 Meter breit. Die einstige Innenverbauung ist nicht mehr erkenntlich. Bemerkenswert sind vor allem Teile der Ringmauer und des Bergfrieds sowie ein noch etwa 3 Meter langer Kriechgang, der vom Burginneren steil nach unten führte und dann in der fast senkrechten Felswand knapp außerhalb der Ringmauer endete. Er gab lange Zeit zur Vermutung Anlass, dass es sich hier um einen ehemaligen Fluchtgang handeln könnte. Wahrscheinlicher ist es jedoch, dass es ein alter Bergwerksstollen war, der später für Lagerzwecke genutzt wurde. Ein weiterer erhaltener Bauteil ist der Rest einer 15 m langen und 5 m hohen Mauer am Rand des südlichen Steilhanges, bei der es sich möglicherweise um die ehemalige Palasmauer handeln könnte, die vermutlich von Konrad Kummersbacher errichtet worden war. Auffallend ist die Buntheit der aus der Wildschönauer Ache gewonnen Bachsteine, die zum Bau der Burg verwendet wurden.

Lage: auf einem steil abfallenden Felskopf hoch über dem Eingang in die Kundler Klamm

Ort/Adresse: 6250 Kundl

Besichtigung: frei zugänglich


Weitere Literatur:


23.02.2020