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Fürstenfeld - Pfeilburg


Wer heute durch das rundbogige Tor den prächtigen Renaissancehof betritt, kann sich wohl nur schwer vorstellen, dass die ihn umgebenden Bauten vor fünfundzwanzig Jahren völlig desolat waren und nur knapp dem Abriss entgangen waren. Die Pfeilburg ist eines der ältesten Gebäude von Fürstenfeld. Sie enthält Teile des „Swartzturmes“ aus dem 13. Jahrhundert, der damals als Mittelturm die Stadtmauer an der Angriffsseite verstärkte und die Altstadt schützte. Als ältester Profanbau der Stadt gehört er zu den wenigen erhaltenen mittelalterlichen Wohntürmen der Steiermark. Beim Ungarneinfall von 1480 wurde er in Brand gesetzt und schwer beschädigt. Die Bezeichnung Schwarzturm rührt entweder daher, dass er gegen Ende des 15. Jahrhunderts noch eine ausgebrannte Ruine war oder weil er zeitweise als Pulvermagazin diente. 1490 wurde der wiederhergestellte Wehrbau von Hans Pfeilberg erworben und zu Beginn des 16. Jahrhunderts wieder aufgebaut. Max Ruepp, der 1550 in den Besitz des Turms und der anschließenden Behausung gelangte, ließ beides ausbauen. Dafür durfte er sich ab 1568 „von Pfeilberg“ nennen. 1583 wurde der kleine Wehrbau als „befreiter Edelmannsitz“ bezeichnet, der das Recht hatte, Wein auszuschenken. Caspar Ruepp, der Stadtrichter von Fürstenfeld war, erwarb den Ansitz 1646 von Jonas Freiherrn von Wilfersdorf. Seine Erben veräußerten ihn 1691 an Johann Christoph Liscutin. Dieser richtete darin die erste Tabakfabrik Österreichs ein. Da die Räumlichkeiten bald zu klein wurden, übersiedelte die Fabrik 1784 in das „Schloss am Stein“, die landesfürstliche Burg in Fürstenfeld. Die Pfeilburg war bereits 1725 von der Stadt erworben worden und diente in der Folge als Schule, Kaserne, Militärspital, Kriegsgefangenenlager und Armenhaus. Bei diesen Verwendungen ist es verwunderlich, dass die von 1995 bis 1999 durchgeführte Sanierung des total devastierten Gebäudes noch ein voller Erfolg werden konnte. Heute beherbergt die ausgezeichnet renovierte Pfeilburg das auch als Kruzitürkenmuseum bekannte Fürstenfelder Stadtmuseum, in dem neben einer historischen Sammlung auch das angeschlossene Tabakmuseum, die Bedeutung der Tabakindustrie für Fürstenfeld dokumentiert.

Fürstenfeld ist von einem umfangreichen Bastionssystem umgeben. Dieses war durch die Randlage der Stadt unbedingt erforderlich. Nur so konnte man die immer wieder einfallenden ungarischen und türkischen Streifscharen und Räuberbanden auf Distanz halten. Das Schloss besteht aus zwei zweistöckigen Gebäuden, die im spitzen Winkel aneinanderstoßen. Gemeinsam mit einem Teil der Umfassungsmauer bilden sie einen kleinen, von Bogengängen umgebenen Hof. Durch eine, in den Stadtgraben vorspringende Bastei, auch Kavalier genannt, war das Schloss ab 1656 zusätzlich geschützt. Der dreigeschossige Hauptbau der Pfeilburg stammt im Kern aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Er weist an der Hofseite einen auf Konsolen vorkragenden Renaissance-Erker und ein kleines Rustikaportal auf, das an die Rückseite der Pfeilburg führt. Hier sind an der Südostecke des Gebäudes noch die Mauerteile des mittelalterlichen Wehrturms erkennbar. Seine Ecken sind durch Haustein- und Buckelquader verstärkt. Im vierten Viertel des 17. Jahrhunderts wurde an der Ostseite im rechten Winkel ein turmartiger Bau angefügt. Ob weitere Türme der Stadtmauer mit Buckelquader ausgestattet waren ist zu vermuten, aber heute nicht mehr zu beweisen, da sie der Stadterweiterung längst zum Opfer gefallen sind. Mehrere dieser Türme wurden bis in die frühe Neuzeit an Kleinadelige verliehen und in deren Ansitze einbezogen. Meist mussten sich die Mieter um ihre Erhaltung kümmern. Später wurden dem Hauptgebäude der Pfeilburg an der Hofseite fünf zweigeschossige Pfeilerarkaden vorgebaut. Bei der Renovierung Ende des 20. Jahrhunderts erneuerte man die alte Wandgliederung der Hoffassade durch Felderteilung. Im Gegensatz dazu lässt die Schlichtheit der Rückseite des Gebäudes noch die alte Wehrhaftigkeit erkennen. In den Innenräumen der Pfeilburg, die vorwiegend als Stadtmuseum dienen, haben sich einige einfache Stuckdecken erhalten.

Lage: Steiermark/Oststeiermark – 8280 Fürstenfeld, Klostergasse 16

Besichtigung: von April bis Oktober täglich außer Montag von 10.00 bis 12.00 und von 15.00 – 18.00

Homepage: www.festungsweg.at


Weitere Literatur:


14.01.2020