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Fuchsenhof (St. Peter)


Der Fuchsenhof ist ein schlossähnlicher Bauernhof im Ausmaß eines stattlichen Gutsbetriebes. Er liegt in der Streusiedlung St. Peter, knapp außerhalb der westlichen Stadtgrenze von Freistadt. Der damals adelige Freisitz wurde 1377 erstmals urkundlich erwähnt und nach seinen damaligen Besitzer Rasstayn genannt. Die mittelalterlichen Bezeichnungen Rasteinhof und Luzengut leiteten sich von den damaligen Besitzerfamilien ab, sind aber heute weitgehend unbekannt. Im späteren 14. Jahrhundert lebten hier Heinrich von der Aue und sein gleichnamiger Sohn. 1398 ging er durch Kauf in bäuerliche Hände über. Auf den Freistädter Bürger Heinrich Hafanpier, der das Schloss als Freies Eigen erwarb, folgte Hans Brunner und dann Friedrich von Rastein. 1478 hatte Ulrich Luczer den Hof erworben, der nun als Luzengut bekannt wurde. Ab 1528 befand sich hier der Sitz des Freistädter Bürgermeisters und vormaligen Stadtrichters Gabriel Weissenauer. Dieser gehörte zum Freistädter Stadtpatriziat. Er bemühte sich jahrelang zu beweisen, dass der Fuchsenhof nach wie vor ein adeliger Freisitz und dadurch der Stadtgerichtsbarkeit nicht unterworfen sei. Die Stadt hingegen beharrte darauf, dass der Ansitz kein freies Eigen und daher auch steuerlich der Stadt zinspflichtig sei. Außerdem lag er innerhalb des Burgfriedens von Freistadt. Bewaffnete Auseinandersetzungen konnten nur mit Mühe und dem Tod Weissenauers und seines Sohnes (1562) verhindert werden. Letzten Endes entschied Kaiser Maximilian II 1573, dass der Fuchsenhof kein Adelssitz und daher der Stadt Freistadt unterworfen sei. 1594 verkaufte Hans Weissenauer den Hof an Georg Kholneder. Fünf Jahre später erwarb Samuel Fux das Gut. 1623 gelangte dieses durch Ankauf in den Besitz von Ulrich Fux und bekam seinen derzeitigen Namen. Zu diesem Zeitpunkt war aber aus dem Schloss bereits ein Bauernhof geworden. Die Familie Fuchs (Fux) dürfte auch weitgehend für das heutige Aussehen des Hofes verantwortlich sein. Durch Erbschaft fiel der im 16. Jahrhundert so sehr umstrittene Besitz nach 1623 an die Freiherren von Kaiserstein, bevor der Vormund von sechs unversorgten Kindern der Maria Catharina Freiin von Kaiserstein den Fuchsenhof 1698 an den Edlen Franz Adam von Wöbern zu Hagenberg verkaufte. Bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts gehörte der Fuchsenhof nun zum Herrschaftsbereich der Familie Harrach, die das Gut als bäuerliches Lehen vergab. Im Zuge der Auflösung der Grundherrschaften dürfte der Hof um die Mitte des 19. Jahrhunderts an bäuerliche Interessenten verkauft worden sein

Der Hof ähnelt mehr einem kleinen Schloss als einem landwirtschaftlichen Nutzbetrieb, obwohl er von ausgedehnten Feldern umgeben ist. Auf einem davon wurde 1997 beim Pflügen ein bedeutender Silberschatz gefunden, der unter anderem aus ca. 6800 Münzen und 366 Schmuckstücken aus dem dritten Viertel des 13. Jahrhunderts bestand. Diese Funde gehören zu den umfangreichsten aus der Zeit des hohen und späteren Mittelalters in Europa. Möglicherweise wurde er in den Wirren der Kämpfe zwischen Rudolf von Habsburg und Ottokar II Przemysl von einem Goldschmied vergraben, der keine Möglichkeit mehr fand, ihn später zu bergen. Nach seiner wissenschaftlichen Aufarbeitung ist der Schatz im Schlossmuseum Linz ausgestellt. Sein adeliges Aussehen erhielt der Fuchsenhof in erster Linie durch die Südfassade seines zwei- bis dreigeschossigen Wohntraktes. An ihn ist der rechte Seitenflügel angebaut. Der linke Flügel ist bis auf einen kurzen Stumpf, der später als Schweinestall diente, abgetragen. Neben anderen Bauteilen aus dem 17. Jahrhundert fällt vor allem der viergeschossige, schmale, aus dem Mauerverband vorspringende Turm mit seinem Spitzdach auf, der möglicherweise bereits aus dem 16. Jahrhundert stammt und im 17. Jahrhundert umgebaut wurde. Der Turm ruht auf zwei Granitsäulen, auf denen das Gewicht des halb in die Mauern integrierten Gebäudeteiles ruht. Durch den Torbau gelangt man in eine gewölbte Halle, die in den Hof führt. Über eine Treppe gelangt man in den ersten Stock, wo ein großer hoher Saal und ein etwas kleinerer daneben den ganzen rechten Flügel einnehmen. Die Fenster sind noch teilweise mit den in Blei gefassten Butzenscheiben ausgestattet. Der „Rittersaal“ zeigt an den Wänden Ölbilder der einstigen Besitzer. Er ist mit altdeutschem Mobiliar eingerichtet. Im Saal ist der Totenschild des Georg Fux zu Rasteyn aufgehängt. Ein Ölbild über dem Eingang zeigt ihn auf dem Totenbett. Die Säle sind mit einfachen Stuckdecken aus der Zeit um 1700 ausgestattet.

Lage: Oberösterreich/Mühlviertel - ca. 800 m südwestlich von Freistadt

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


12.01.2020