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Freistadt - Salzhof


Der Salzhof ist eine uralte Befestigung, die schon lange vor der um 1220 erfolgten Stadtgründung existierte. Sie hatte die Aufgabe, den wichtigen, von der Donau nach Böhmen führenden Handelsweg zu sichern. Manche Lokalhistoriker nehmen an, dass es sich um einen einfachen hölzernen Turm handelte, der keinen Namen hatte, aber bereits im 9. Jahrhundert seinen Zweck erfüllte. Allerdings gibt es keine Urkunden aus dieser Zeit. Von ihm hat sich natürlich auch kein aufgehendes Mauerwerk erhalten, doch stellen die massiven Grundmauern des Turmes die Reste der einstigen landesfürstlichen Burg dar, die als Stützpunkt und Verwaltungssitz für das nördliche Mühlviertel fungierte. Im Kern stammt diese aus dem 14. Jahrhundert. Nach der Errichtung der Neuen Burg durch Herzog Rudolf IV an der Nordostecke der Stadt ab 1363 verlor deren Vorgängerbau in der heutigen Salzgasse an Bedeutung und diente vorwiegend als Speicher. Nach dem Tod Herzog Albrechts III 1395 stand er seiner Witwe Herzogin Beatrix von Zollern-Nürnberg vorübergehend als Witwensitz zur Verfügung. Als Ende des 14. Jahrhunderts die Stadt mit Mauern und Graben umgeben wurde, hatte man noch den Turm des Gebäudes in die neuen Stadtbefestigungen integriert. Seit damals ist er von der Stadtseite aus nicht mehr sichtbar, sondern nur mehr von der Außenseite des Grabens aus. Der nunmehr “Altenhof“ genannte Wehrbau wurde ab der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts als Salzstadel verwendet, was seinen heutigen Namen erklärt. Noch bis in die Jahre nach dem Ersten Weltkrieg wurde hier Salz gelagert. In der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts wurde der Bau durch zwei große Stadtbrände (1507 und 1516) schwer in Mitleidenschaft gezogen. 1563 zogen die Habsburger den Salzhandel an sich. Das Salzlager in Freistadt wurde landesfürstlich. Bei einem neuerlichen Brand im Jahr 1815 wurde der Turm des Salzhofes schwer beschädigt und danach nicht mehr in seiner alten Form erneuert. Mit dem Bau der Pferdeeisenbahn Linz – Budweis verlor der einstige Wehrbau endgültig seine Bedeutung. 1850 verkaufte das k. k. Salzärar (Salzamt) das Gebäude an private Interessenten, wodurch es zum Wohnhaus wurde. Seine einstige Wehrhaftigkeit hatte es längst verloren. 1897 erwarb die Stadtgemeinde Freistadt das bereits stark vernachlässigte historische Gebäude und ließ es restaurieren. 2003 fand die letzte großangelegte Sanierung des Salzhofes statt. Dieser ist heute das Kulturzentrum der Stadt und beherbergt neben Veranstaltungsräumen u. a. die Musikschule Freistadt.

Die heutigen Bauten, die den Salzhof umgeben, stammen aus dem 14., 15. und 16. Jahrhundert, wurden aber im 17. und 18. Jahrhundert umgebaut und dem jeweiligen Verwendungszweck angepasst. Von der ersten, hochmittelalterlichen Burg hat sich lediglich ein viereckiger Turmstumpf mit den Maßen 7,8 x 9 m am Hintertrakt des Gebäudes erhalten. Als Baumaterial wurde bester Mühlviertler Granit verwendet. Der Turm wurde 1390 erstmals urkundlich erwähnt und ist heute restauriert sowie aufgestockt. Allerdings hat er alle Wehreinrichtungen verloren, so dass man ihm seine ursprüngliche Verwendung kaum ansieht. Die erst im 18. Jahrhundert entstandene Fassade des Salzhofes an der Stadtseite ist wesentlich größer und stattlicher als die der benachbarten Bürgerhäuser. Sie zeigt gebrochene, kräftig profilierte Fensterverdachungen aus der Zeit um 1730. Der Schlussstein des Renaissancetores ist mit einer Salzkufe geschmückt, was auf die damalige Verwendung des Gebäudes hinweist. Der Salzhof bestand bis zum letzten Umbau aus vier zweigeschossigen Trakten, die um einen quadratischen Innenhof angeordnet waren. Ältester Bauteil ist der an die innere Stadtmauer angebaute Westtrakt. Der Nordtrakt ist ein im Kern spätgotischer Speicher. Beim Umbau wurde massiv in die Bausubstanz eingegriffen, wodurch der Salzhof im Inneren stark verändert wurde. Der südliche Verbindungstrakt wurde komplett abgerissen, wodurch der Innenhof wesentlich vergrößert wurde. Durch den Einbau eines Glasdaches entstand ein 311 m² großer Veranstaltungsraum. Ein weiterer 170 m² großer Saal im Dachgeschoß wird vom Gemeinderat benützt, der hier seine öffentlichen Sitzungen abhält. Merkwürdigerweise wurden diese beträchtlichen Veränderungen, die mit dem seinerzeitigen Zweck des Gebäudes und seiner Geschichte in keinerlei Beziehung stehen, vom Bundesdenkmalamt anstandslos akzeptiert.

Lage: an der Nordwestgrenze der Altstadt

Ort/Adresse: 4240 Freistadt, Oberösterreich, Salzgasse 15

Besichtigung: bei Veranstaltungen möglich

Homepage: www.salzhof.at


Weitere Literatur:


28.12.2019