ARCHIV


Gefährdete Objekte

Schlosshotels

Personenverzeichnis






Ladendorf


Ladendorf tritt erstmals 1170 mit Hugo von Ladendorf in Erscheinung. 1228 befand sich die damalige Burg im Besitz von Otto von Ladendorf. Als letzter seiner Familie wird Wolfgang von Ladendorf 1454 erwähnt. Von 1550 bis 1658 gehörte die Herrschaft der Familie Steger. 1450 wurde die Burg vom böhmischen Söldnerführer Pangrácz von Liptau verwüstet und 1645 von den Schweden verheert. Danach wurde der aus dem 16. Jh. stammende Kernbau durch die Familie Steger zu einer Vierkantanlage umgestaltet. 1658 erwarb Wilhelm Johann Anton Graf Daun die Herrschaft. 1663 muss Ladendorf noch sehr wehrhaft gewesen sein, denn damals wurde es als Zufluchtsort für die Bevölkerung genannt. Feldmarschall Wirich Philipp Lorenz Graf Daun ließ nach 1722 den alten Wehrbau in ein prunkvolles Schloss umbauen. Als Baumeister vermutet man Donato Felice d’Allio. Damals wurde auch die lange Lindenallee, die zum Schloss führt, angelegt. 1751 wurde Johann Josef Fürst Khevenhüller-Metsch Herr auf Ladendorf. Zur Hochzeit einer der Töchter ihres Obersthofmeisters war 1756 auch Kaiserin Maria Theresia mit dem 15-jährigen Thronfolger Josef erschienen. Wie aus einem Tagebuch der Khevenhüller hervorgeht, gab es ein großes Fest mit Bauerntanz und Tombola. 1805 und 1809 wurde das Schloss von den vorrückenden Franzosen beschädigt. Nach der Schlacht von Königsgrätz defilierten vor dem Schloss 1866 die siegreichen preussischen Truppen vor ihrem König. Karl Fürst Khevenhüller-Metsch, der Adjutant Maximilians von Mexiko, war um die Wende zum 20. Jh. der letzte regelmäßige Bewohner des Schlosses. Seine Erben bevorzugen andere Güter der Familie. 1928 kam Ladendorf an die Familie Huck. 1940 war das Gebäude noch in einem vorbildlichen Zustand. Danach ging es rasch bergab. Die Besitzer lebten bis 1957 im Ausland. In der Zwischenzeit wurde das prachtvolle Schloss zur Ruine. Zuerst wurden deutsche Rückwanderer hier untergebracht, dann diente es den Russen als Lazarett und schließlich wurden neuerlich Flüchtlinge einquartiert. Die Inneneinrichtung ging dabei komplett verloren. Dafür sorgte die russische Besatzung, aber auch die einheimische Bevölkerung. Alles Brennbare wurde verheizt, auch Dachsparren, Fensterstöcke, Türen und Wandverkleidungen. Der trostlose Zustand hat sich bis heute nicht verändert. Lediglich das Dach konnte in den 70er-Jahren auf Kosten des Bundesdenkmalamtes ausgebessert werden. Der jetzige Besitzer, Dipl. Ing. Max Eduard Huck, ein Nachkomme der Fürsten Khevenhüller-Metsch, ist an einer Restaurierung offenbar nicht interessiert.

Das stark ruinöse Schloss liegt an der Nordseite des Marktes und wendet seine Schauseite diesem zu. Es ist ein mächtiger, vierflügeliger Bau, der einen Innenhof umschließt und von einem Graben mit gemauerten Böschungen umgeben ist. Die dreigeschossige Hauptfront weist elf Fensterachsen auf. Vor dem dreiachsigen Mittelrisalit der Parkfront liegt eine geschwungene Freitreppe, die zum Festsaal im Hauptgeschoß führt. Er nimmt die Breite des gesamten Mittelrisalites ein. Über seinen hohen Fenstertüren befinden sich drei Ochsenaugen, die den zweigeschossigen Saal zusätzlich beleuchten. Der durch Doppelpilaster gegliederte Mittelrisalit wird von einem Mansardgeschoß über dem Hauptgesims abgeschlossen. Einige die Attikazone belebenden Putengruppen und Vasen wurden wegen Baufälligkeit abgenommen. Unter der Parktreppe liegt eine Sala terrena, in der sich noch Reste von Malereien aus dem 18. Jh. finden. Nahezu alle der 128 Fenster sind zerschlagen und mit Brettern vernagelt. Die Decken sind durchgemorscht und teilweise eingestürzt. Der große Saal ist einsturzgefährdet. Seine Decke, deren Stuckaturen von Santino Bussi stammen und die Taten des Herkules zeigen, wird von zahlreichen Holzstangen notdürftig gestützt. Von Türen flankierte Prunkkamine nehmen die Schmalseiten des Sales ein. Sie sind reich mit Wappen und Trophäen geschmückt. In der Nordostecke des Schlosses liegt die durch zwei Geschosse reichende Kapelle. Sie stammt aus dem Jahr 1730 und ist ebenfalls reich stuckiert. Bemerkenswert sind ihr retabelartiger Altar aus Stuckmarmor sowie das aus Eiche geschnittene barocke Kommuniongitter. An der Ostseite des Schlosses liegt ein rechteckiger, zweigeschossiger Bau, das einstige Verwaltergebäude. Neben der Amtskanzlei waren hier Angestelltenwohnungen, Schüttkasten und Stallungen untergebracht. Es wurde vom derzeitigen Eigentümer zu einem standesgemäßen Wohnsitz umgebaut.

Lage: Niederösterreich/Weinviertel – ca. 10 km südwestlich von Mistelbach am Ortsrand von Ladendorf

Besichtigung: nicht möglich


Weitere Literatur:


16.02.2003