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Petronell Schloss


Schloss Petronell zählt neben der Schallaburg und dem Schloss Ambras zu den bedeutendsten Renaissancebauten Österreichs. Es liegt am Nordostrand des gleichnamigen Ortes auf einer Terrasse über der Donau. An dieser Stelle befand sich einst der Zivilbereich der römischen Grenzstadt Carnuntum. Wie archäologische Ausgrabungen der letzten Jahrzehnte zeigen, war sie die damals größte römische Ansiedlung an der mittleren Donau. Die Lage war gut gewählt, denn hier kreuzte die aus dem Norden kommende Bernsteinstraße die Donau, den wichtigsten Verkehrsweg von Mitteleuropa zum Schwarzen Meer. Carnuntum war also nicht nur für die Verteidigung mehrerer Provinzen, sondern auch für wirtschaftliche und diplomatische Beziehungen mit den nördlichen Nachbarn sehr wichtig. Damals gab es hier natürlich noch kein Schloss, sondern ein bedeutendes Militärlager und eine große Zivilstadt. Erst als die Römer Österreich wieder verlassen hatten und das einstige Carnuntum weitgehend in Vergessenheit geraten war, entstanden hier mittelalterliche Herrschaftsstrukturen mit einem bescheidenen Wehrbau. Agnes von Poitou, die Witwe Kaiser Heinrichs III, besaß vor 1077 die Herrschaft Petronell. Sie wohnte zeitweise in Rom beim Kloster der hl. Petronilla und wählte diese Heilige auch als Patronin für ihr Gut an der Donau. Wenige Jahre später waren hier die Markgrafen von Vohburg begütert. 1142 gab Markgraf Diebold von Vohburg die Herrschaft an Kaiser Konrad III zurück und ersuchte ihn, Petronell dem Hugo von Liechtenstein als freies Eigen zu überlassen. Nach den Liechtensteinern übernahmen 1306 die Herren von Kranichberg den Besitz. In einem Teilungsvertrag von 1436 wird die Feste Petronell gemeinsam mit einem Meierhof erstmals genannt. 1496 vermachte einer der Kranichberger das Gut testamentarisch dem Hochmeister des St. Georgsordens, Hans Geumann. Bis in das 16. Jahrhundert hinein erfolgte ein Ausbau zu einer von Gräben umgebenen wehrhaften Wasserburg. Als 1541 Wolfgang Prantner, der letzte Hochmeister starb, ließen die Habsburger die niederösterreichischen Lehen des Ordens durch die niederösterreichische Regierung verleihen. Im folgenden Jahr übernahm der kaiserliche Hofkriegsrat Andreas Eberhard Rauber die Feste. 1573 wurde Hans Khobenzl, der Erzherzog Karl als Kanzler diente, von diesem mit der Verwaltung der Ordensgüter betraut.

1602 kam die Herrschaft an das Jesuitenkollegium in Graz, das sie acht Jahre später dem bisherigen Pächter, Hans Christoph Freiherrn von Unverzagt, veräußerte. Dieser ließ in den Jahren 1599 bis 1601 einen neuen Schlossflügel errichten. Truppen des siebenbürgischen Fürsten Gabriel Bethlen richteten 1619 im Schloss große Zerstörungen an. Als Christoph Freiherr von Unverzagt 1627 starb, erbte sein Sohn Wolf Sigmund den ramponierten Bau. Er verkaufte ihn zwei Jahre später an die Freiin Margarete von Weber. Ihre Tochter Katharina Ursula heiratete 1637 Ernst III von Traun, der sich ab 1653 Graf von Abensperg-Traun nennen durfte, da er im gleichen Jahr durch Kaiser Ferdinand III in den Grafenstand erhoben worden war. 1650 erbte die Familie Traun die Schlösser Petronell und Bisamberg. Petronell blieb nun bis 2006 im Besitz ihrer Nachkommen. In der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts erfolgten ein Abbruch mittelalterlicher Bauanlagen und der Neubau eines Traktes im Südosten. Nach dem Aussterben der Petroneller Linie der Traun fiel die Herrschaft an die Maissauer-Linie der Reichsgrafen von Abensperg-Traun. Die Trauns zählten in Österreich zu den sog. „Apostelgeschlechtern“. Es waren dies ursprünglich 12 hochadelige Familien, die schon zur Zeit der Babenberger existierten. Ernst III Graf Abensperg und Traun war Landmarschall des Erzherzogtums Österreich unter der Enns. Er hatte es als Hofkriegsrat und Kämmerer Kaiser Ferdinands III weitgebracht. Zu seiner Zeit war er vermutlich der mächtigste Mann Niederösterreichs. Um seine neue Würde und seinen Reichtum zu zeigen, ließ er in Petronell ein neues Schloss errichten. Nachdem um die Mitte des 17. Jahrhunderts die Mauern der mittelalterlichen Wasserburg inklusive der bestehenden Wehranlagen abgetragen worden waren, begann der oberitalienische Baumeister Domenico Carlone im Sommer 1660 mit der Errichtung des Südtraktes des heutigen Schlosses. 1663 folgte der Osttrakt. Domenico wurde von seinem Bruder Carlo Martino Carlone und ab 1667 durch Carlo Carnevale unterstützt. Obwohl es eine riesige Anlage war, fehlten wie es ein Stich von Matthäus Merian zeigt, noch der West- und der Nordtrakt. Schließlich entstanden 1667 der Westtrakt mit der Freitreppe und 1670 der Nordtrakt.

Beim Bau und bei der Ausstattung des Schlosses wurden von den zur Verfügung stehenden Künstlern und Handwerkern nur die besten beschäftigt. Ihre Namen sind uns auf Grund der im Schlossarchiv aufgefundenen Rechnungen und Arbeitsbestätigungen überliefert. So übernahm der Zimmermann Mathias Mündl gemeinsam mit Blasius Oberhofer die Konstruktion des riesigen Dachstuhls des neuen Traktes. Die Steinmetzarbeiten schuf Giorgio Regondi. Für die Maurerarbeiten waren örtliche Fachkräfte wie Siegmund Mitterlehner und Andreas Lueger zuständig. Die Dachdeckerarbeiten wurden Hans Lackhner übertragen. Für den Fassadenschmuck des Hofes sowie die Stuckplafonds der Innenräume waren Johann Castello sowie Johann Piazoll und Donato Rueber verantwortlich. Während der Türkenkriege wurden die Arbeiten weitgehend eingestellt, aber 1666 fortgesetzt. Am Westtrakt war vor allem der Maler Carpoforo Tencalla gefragt. Sein Meisterstück ist die Ausgestaltung des Festsaales. Aber auch die Wand- und Gewölbemalereien der Sala terrena und der Schlosskapelle stammen von ihm. Daneben schuf er auch die Fresken in den Wohnräumen des Schlossherrn sowie in der Galerie des Südflügels. Graf Ferdinand Ernst hatte nach dem Tod seines Vaters 1668 diesen beerbt und durch eine zügige Finanzierung für das rasche Tempo der Arbeiten gesorgt. Trotz der hohen Ausgaben für den Schlossbau hatte die finanzielle Situation der Familie nicht wirklich gelitten. 1670 konnten mit Bisamberg und Bockfließ zwei neue kleinere Herrschaften von den Abensperg-Traun übernommen werden. 1678 kam noch Groß-Schweinbarth, allerdings nur als Lehen, hinzu. Als der Hofsteinmetzmeister Giorgio Regondi in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts das Steinportal an der Ostfassade gestaltete, war das Schloss weitgehend vollendet.

Es wäre jedoch besser gewesen, wenn die Grafen erst 25 Jahre später ihr prächtiges Schloss gebaut hätten, denn 1683 zog eine 120.000 Mann starke türkische Armee gegen Wien und vernichtete alles, was nicht wehrhaft genug war um sich zu verteidigen. Graf Otto Ehrenreich von Abensperg-Traun hatte noch kurz vor dem Eintreffen der ersten Feinde in den umliegenden Wäldern starke Verhaue anlegen lassen, um den Vormarsch der Türken zu bremsen, doch dürfte er seinen Anstrengungen selbst nicht getraut zu haben. Er und seine Familie brachten sich gerade noch rechtzeitig in Sicherheit. Die Verteidigung des Schlosses wurde dem Pfleger der Herrschaft Petronell Sebastian Schadt überlassen. Auf Grund der großen Übermacht des türkischen Heeres wäre dies wohl ein Himmelfahrtskommando gewesen. Glücklicherweise zog die Hauptarmee ohne großen Aufenthalt weiter nach Wien. Die in Petronell zurückgebliebenen Streifscharen konnten das Schloss mangels schwerer Artillerie nicht einnehmen und schossen es gemeinsam mit dem Ort Petronell lediglich in Brand. Dadurch wurden die Wirtschaftsgebäude völlig zerstört. Das Hauptschloss mit seinen Kunstschätzen konnte aber gerettet werden, wenn es auch schwer beschädigt wurde. Mit dem Entsatz von Wien und den darauf folgenden Siegen Prinz Eugens war zwar die unmittelbare Türkengefahr bald gebannt, doch dauerte es dennoch Jahrzehnte bis das Schloss völlig wiederhergestellt war. Dabei zeichnete sich vor allem der Maler Johann Bernhard Weillern aus, der 1699 nicht nur die Sala terrena mit ihren Grottensälen restaurierte, sondern auch die Decke des Festsaales malerisch erneuerte. Die von Carpoforo Tencalla gestalteten Scheinarchitekturen unterhalb der Deckengemälde wurden weitgehend beibehalten. Sowohl das 18. als auch das 19. Jahrhundert verliefen für das Schloss relativ ruhig. Lediglich die Kuruzzeneinfälle sorgten gelegentlich für Aufregung, doch hatte der Landmarschall Otto Ehrenreich Graf Abensperg-Traun rechtzeitig auch sein Stammschloss mit Hakenbüchsen und Munition versorgt. Die mächtigen Bastionen, die es umgaben, erschwerten jeden ernsthaften Artillerieangriff. Schloss Petronell wurde festungsmäßig ausgebaut und erstmals mit einer nennenswerten und gut geschulten Besatzung versehen. Als 1704 etwa 600 Kuruzzen das Schloss angriffen hatten sie keine Chance und mussten bald wieder abziehen. Hingegen wurde der wehrlose Ort Petronell wieder einmal niedergebrannt. Mit dem Frieden von Szatmar von 1711 wurden die von ungarischen Magnaten zuvor aufgestachelten Kuruzzen endgültig besänftigt und im östlichen Teil Niederösterreichs zog wieder Ruhe ein. Man konnte wieder an den Ausbau und die Verschönerung des Gebäudes denken. So wurden ab 1830 die Fassaden erneuert und verändert.

Erst 1866 wurde es wieder etwas ungemütlich, als ein gegen die Preußen vorrückendes österreichisches Regiment mit fast 1.000 Mann auf dem Schlossareal untergebracht und verpflegt werden musste, was zu nicht unbeträchtlichen Problemen führte. Wirklich ernst wurde es aber erst anfangs April 1945, als das Schloss von der vorrückenden russischen Artillerie beschossen wurde und eine Fliegerbombe den Südtrakt schwer beschädigte. Danach wurde im Schloss eine russische Kommandantur eingerichtet, die die ärgsten Übergriffe der hier einquartierten 200 Soldaten, nicht aber neuerliche Plünderungen verhindern konnte. Bis 1960 konnten die meisten Bauschäden behoben werden. Dem Schlossherrn Otto Abensperg-Traun war es hier aber zu ungemütlich geworden. Er zog mit seiner Familie in einen Teil des Gutshofes. 1956 wurde im Nordtrakt ein „Donaumuseum“ und 1963 als Außenstelle des Museums für Angewandte Kunst ein Kunstgewerbemuseum eingerichtet. Beide Museen wurden bis 1987 geschlossen und Schloss Petronell verfiel in einen Dornröschenschlaf. Mangels größerer Investitionen wurden die Fassaden immer unansehnlicher bis sich die Familie Abensperg-Traun entschloss, sich von ihrem Stammschloss nach fast 360 Jahren zu trennen. Das bereits stark vernachlässigte Gebäude war bereits 1996 an den Architekten Dipl. Ing. Walter Hildebrand verpachtet worden, der plante, es zu restaurieren und in ein Studien- und Seminarhotel umzuwandeln. Vermutlich waren finanzielle Gründe dafür maßgelblich, dass das Schloss bereits 2006 an einen Wiener Geschäftsmann verkauft wurde, der mittlerweile Teile des Objektes bereits restauriert hat. Auf Grund seiner Größe wird es aber wohl noch einige Jahre dauern, bis Schloss Petronell wieder im alten Glanz erstrahlen kann. Da die Dächer schon völlig erneuert sind, ist keine besondere Eile geboten.

Erst 1866 wurde es wieder etwas ungemütlich, als ein gegen die Preußen vorrückendes österreichisches Regiment mit fast 1.000 Mann auf dem Schlossareal untergebracht und verpflegt werden musste, was zu nicht unbeträchtlichen Problemen führte. Wirklich ernst wurde es aber erst anfangs April 1945, als das Schloss von der vorrückenden russischen Artillerie beschossen wurde und eine Fliegerbombe den Südtrakt schwer beschädigte. Danach wurde im Schloss eine russische Kommandantur eingerichtet, die die ärgsten Übergriffe der hier einquartierten 200 Soldaten, nicht aber neuerliche Plünderungen verhindern konnte. Bis 1960 konnten die meisten Bauschäden behoben werden. Dem Schlossherrn Otto Abensperg-Traun war es hier aber zu ungemütlich geworden. Er zog mit seiner Familie in einen Teil des Gutshofes. 1956 wurde im Nordtrakt ein „Donaumuseum“ und 1963 als Außenstelle des Museums für Angewandte Kunst ein Kunstgewerbemuseum eingerichtet. Beide Museen wurden bis 1987 geschlossen und Schloss Petronell verfiel in einen Dornröschenschlaf. Mangels größerer Investitionen wurden die Fassaden immer unansehnlicher bis sich die Familie Abensperg-Traun entschloss, sich von ihrem Stammschloss nach fast 360 Jahren zu trennen. Das bereits stark vernachlässigte Gebäude war bereits 1996 an den Architekten Dipl. Ing. Walter Hildebrand verpachtet worden, der plante, es zu restaurieren und in ein Studien- und Seminarhotel umzuwandeln. Vermutlich waren finanzielle Gründe dafür maßgelblich, dass das Schloss bereits 2006 an einen Wiener Geschäftsmann verkauft wurde, der mittlerweile Teile des Objektes bereits restauriert hat. Auf Grund seiner Größe wird es aber wohl noch einige Jahre dauern, bis Schloss Petronell wieder im alten Glanz erstrahlen kann. Da die Dächer schon völlig erneuert sind, ist keine besondere Eile geboten.

Das stattliche Schloss ist ein dreigeschossiger Vierflügelbau. Seine Ecken werden von deutlich vorspringenden achteckigen Türmen mit Pyramidendächern überragt. Die Außenfronten sitzen auf einem 3 m hohen Sockel. Die einzelnen Geschosse sind durch Gesimse getrennt. Über den heute trockenen Schlossgraben führt eine lange Steinbrücke zum rustizierten Barocktor in der Mitte der 16-achsigen Ostfront. Dieses repräsentative Hauptportal wurde von Giorgio Regondi gestaltet. Es besteht aus dem großen Haupttor und den beiden daneben liegenden Fußgängerpforten. Über dem Torbogen wurde 1699 ein Steinwappen der Familie Abensperg-Traun angebracht, das vom Bildhauer Ferdinand Groß angefertigt worden war. Die mit Steinkugeln bereicherten Volutenaufsätze beziehen auch das übergiebelte Fenster über dem Haupttor in die Portalzone ein. Man erkennt noch die Schlitze der Aufhängung einer einstigen Zugbrücke, doch sind diese so schmal, dass sie vermutlich eine Rekonstruktion aus späterer Zeit sind. Die zahlreichen Fenster des Schlosses könnten der Alptraum eines Fensterputzers sein. Andere würden vielleicht von einer Lebensstellung träumen. Allein die Eingangsfront weist 64 Fenster auf. Gemeinsam mit jenen der übrigen Außenwände, der Türme und der Hoffronten kommt man auf eine Zahl, die bei mehr als 350 liegt. Im Ostflügel führt eine dreiarmige Treppe zur Beletage empor. Die Fassaden des großen rechteckigen Innenhofes sind in rosa, gelben und grauen Pastellfarben gehalten. In der Mitte des Hofes steht ein achteckiges steinernes Brunnenbecken. Seine 1699 von Giovanni Giuliani geschaffenen Plastiken sind leider nicht mehr vorhanden. Wie die Außenfassaden sind auch die Wände des Hofes durch Riesenpilaster gegliedert. Die Blendfelder über den Fenstern des ersten Stocks wurden vom Wiener Maler Michael Holl mit fiktiven Porträts römischer Cäsaren geschmückt, die sich derzeit (2019) leider witterungsbedingt in einem schlechten Zustand befinden. Sie sind fiktiv, da wie bei unseren Kathedralen niemand mehr weiß, wie die dort abgebildeten Heiligen bzw. hier die Cäsaren tatsächlich ausgesehen haben, auch wenn es noch jede Menge römischer Münzen mit Cäsarenköpfe gibt. Dieses Konzept wurde an drei Seiten eingehalten. Lediglich die der Hofeinfahrt gegenüberliegende Westfront ist anders gehalten. Sie ist das Schmuckstück der Anlage. In ihrem Mittelteil weisen vier hohe Fenster auf den dahinter liegenden riesigen Festsaal hin. In den Nischen darüber stehen vollplastische Kaiserbüsten. Eine zweiarmige gegenläufige Freitreppe führt zum Eingang der Beletage hinauf. Sie wurde von Giorgio Regondi geschaffen.

Zentrum des Westtraktes ist der von zwei toskanische Säulen gestützte viereckige Uhrturm aus dem Jahr 1673. Er passt sich höhenmäßig den ihn umgebenden Dachfirsten an. Durch ihn wird eine baldachinartige offene Vorhalle gebildet. Zwischen den beiden Treppenläufen liegt im Erdgeschoß die kreuzgratgewölbte Sala terrena, von der eine Stiegenanlage in den Park führt. Dieser mit Stuck und Farbe überladener Saal wurde grottenartig ausgestaltet. Die Illusionsmalereien, die meist Ruinen darstellen, stammen aus der Zeit nach 1670. Sie passen sehr gut in die Sala terrena eines lange vernachlässigten Schlosses, da man auf den ersten Blick oft kaum erkennen kann, ob die Beschädigungen nur gemalt oder doch echt sind. Über dem Gartensaal liegt der zweigeschossige fünfachsige Festsaal, der die ganze Gebäudebreite einnimmt. Er wurde 1666 vollendet. Seine mit Fresken überzogene Spiegeldecke wurde 2011/12 restauriert. Über den beiden Kaminen mit ihren barocken Schmiedeeisengittern sind Wappenkartuschen der Abensperg-Traun und Palffy angebracht. Zu seiner Ausstattung gehören scheinarchitektonische Wandmalereien von Carpoforo Tencala. Auch das Deckenfresko stammte von ihm, doch wurde es 1683 zerstört und 1696 durch ein neues von Johann Bernhart von Weillern ersetzt. Es zeigt im großen Mittelfeld in allegorischer Form den Sieg über die Türken, den man hier großzügiger Weise dem Kriegsgott Mars überließ, während in den beiden Seitenfeldern die militärischen und kulturellen Erfolge der Familie Abensperg-Traun vorgestellt werden. Bemerkenswert war der Ahnensaal im Südflügel des Schlosses, in dem heute keine Ahnen mehr zu bewundern sind. In seine Wandvertäfelungen waren zahlreiche Familienporträts eingelassen, die aber beim Verkauf das Schlosses 2006 im Besitz der Familie Abensperg-Traun geblieben und gemeinsam mit anderen kunsthistorisch interessanten Gegenständen aus dem Schloss entfernt worden sind. Erhalten blieb die elegante Kassettendecke sowie die leere Vertäfelung der Wände. Eine kunsthistorische Besonderheit des Schlosses ist der Petronellische Willkhumb, ein Glaspokal aus der Zeit um 1480. Er war ein Prunkstück des Ahnensaals, wurde aber von der Familie Abensperg-Traun 1999 dem Wiener Kunsthistorischen Museum geschenkt. Auch die ursprünglich mit Deckenfresken von Tencalla (1673) geschmückte Ahnengalerie beherbergte großformative barocke Familienporträts. Die über zwei Geschosse reichende Schlosskapelle befand sich ursprünglich im Südostturm, wurde aber von Graf Ernst III von Traun in den Südtrakt verlegt. Tencalas dortige Fresken wurden weitgehend von den Türken vernichtet. Der ebenfalls zerstörte Deckenstuck wurde 1726 von Johann Piazoll erneuert. Die Kapelle wurde 1678 dem hl. Antonius geweiht. Dieser findet sich sowohl auf den noch vorhandenen Bildnisses Tencallas als auch am Gemälde des Hochaltars. Dieses zeigt die Erweckung einer verstorbenen Mutter auf Fürsprache des hl. Antonius. Der Altar wurde erst 1724 von Antonio Beduzzi entworfen und entging daher dem Brand von 1683.

Die wandfeste barocke und klassizistische Innenausstattung des West- und Nordtraktes ist zum Teil erhalten. Im Nordtrakt wurden im Jahr 2000 Wandmalereien vom Ende des 17. Jahrhunderts freigelegt, die Landschaften und Ornamente zeigen. Das Treppenhaus ist für ein so großes und beeindruckendes Schloss betont schlicht gehalten. Seit 1676 führt an der Rückseite des Westtraktes eine Freitreppe in den Garten hinab. Über dem dortigen Rundbogenportal ist das Allianzwappen des Grafen Franz Anton von Abensperg-Traun mit seiner Gattin Maria Eleonora Gräfin Palffy aus dem Jahr 1720 angebracht. Westlich des Schlosses liegen die hakenförmigen Wirtschaftsgebäude. Zu ihnen zählt auch eine Reitschule. Sie wurde 1673 vom Maurermeister Andreas Lueger errichtet und ist noch erhalten. Gelegentlich dient sie der Gemeinde als Festhalle. Vor der Südfront der Gartenseite befindet sich eine ehemalige Fontäne. Sie war mit Delphinen geschmückt, die aber nicht mehr erhalten sind. Die Anlage ist von einem weitläufigen Park umgeben. Bei Probegrabungen wurden hier 1996 Reste des antiken Forums von Carnuntum entdeckt. Von den überraschend starken Bastionen, die das Schloss umgaben, ist vor allem die Südbastion erhalten, sowie ein Teil des Grabens. Die Befestigung im Osten hatte die Aufgabe, die unmittelbar daneben vorbeiführende Brücke zum Hauptportal zu schützen. Sie wurden aber bereits Ende des 17. Jahrhunderts zum Teil wieder abgerissen. Die zur Verstärkung in die Mauern eingesetzten Eckquader dürften wohl von den Ruinen des benachbarten römischen Zivillagers stammen. Der 1774 im Nordosten errichtete Schüttkasten ist ein monumentaler viergeschossiger Bau. Er birgt in seinem Mauerwerk zahlreiche römische Grab- und Inschriftsteine. An der weitgehend aus Bruchsteinen erbauten barocken Umfassungsmauer des weitläufigen ehemaligen Tiergartens bzw. späteren Schlossparks stößt man immer wieder auf Spolien antiker Skulpturen und Gedenksteine.

Lage: ca. 5 km südwestlich von Hainburg

Ort/Adresse: 2404 Petronell

Besichtigung: derzeit meist nur von außen möglich


Weitere Literatur:


21.07.2019