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Kellersperg`sches Stadthaus


Eines der elegantesten Adelspalais der Grazer Altstadt ist das von Freiherr Bernhard von Kellersperg um 1728 erbaute Kellersperg`sche Stadthaus in der Sackstraße, in der sich die Residenzen der bedeutendsten steirischen Familien aneinander reihen. Obwohl es schon durch seine leuchtende lachsrote Fassade unter den meist grauen Bauten der Straße auffällt, zählt das vierstöckige Gebäude zu den eher weniger bekannten Adelshäusern der Stadt. Das bereits stark vernachlässigte Palais wurde im Jahr 2000 saniert und teilweise rekonstruiert, so dass wieder zu einem Blickpunkt der an historischen Gebäuden ohnehin nicht gerade armen Sackstraße geworden ist. Die ehemaligen Freiherren bzw. Barone von Kellersperg sind eine alte steirische Adelsfamilie, die zwar nicht mehr Eigentümer ihres einstigen Stadthauses ist, die aber nach wie vor das 1685 erworbene prächtige Schloss Frauheim in der Südsteiermark besitzt. Ihr Palais in der Sackstraße wurde um 1910 zweckentfremdet genutzt, als hier das Reform-Speisehaus der Guttempler, einer internationalen Organisation, die schon frühzeitig gegen Alkohol und Drogen kämpfte, etabliert war. Im Gegensatz zu den meisten Grazer Stadtpalästen hat das Kellersperg‘sche Stadthaus sogar zwei rustizierte rundbogige Steinportale, die Maskaron-Schlusssteine aufweisen, allerdings nur weil das Palais im 18. Jahrhundert aus zwei Hofstättenhäusern des 15. bzw. 16. Jahrhunderts hervorgegangen ist. Eines erfüllt noch seinen ursprünglichen Zweck als Hauseinfahrt. Das zweite wurde in jüngerer Zeit in ein Geschäftslokal verwandelt. An der achtachsigen Rokoko-Fassade erkennt man im Erdgeschoß profilierte gotische Überhangbögen auf Kragsteinen, die sich über die gesamte Breite des Hauses hinziehen. Sie wurden erst 1963 durch Rudolf Wendler freigelegt, der die nicht besonders attraktiven Holzvorbauten entfernte. Ansonsten ist das Erdgeschoß nicht in seinem ursprünglichen Zustand erhalten, da es wie bei vielen Palais durch die Auslagen und Portale der später eingebauten Geschäfte verunziert wird. Das schönste am Palais ist jedoch ohnehin der zarte Rokoko-Stuck, der die oberen Stockwerke der gesamten Fassade bedeckt. Die hellgrauen Laub- und Bandlwerk-Verzierungen stammen aus der Zeit um 1740/45. Sie bedecken den Platz unterhalb der wellenförmigen Fensterverdachungen sowie die Parapete. Der Stuck ist so fein gearbeitet, dass er an Textilstickereien erinnert. Als Architekt der Fassade wird der steirische Hofbaumeister Johann Georg Stengg vermutet. Man könnte glauben, dass das Haus ein einheitlicher Rokokobau sei. Die beiden Innenhöfe sind jedoch klein und einfach gehalten, was bereits auf ein höheres Alter hinweist. Erhalten sind die dreigeschossigen Säulenarkaden im östlichen Hoftrakt, von denen allerdings jene im Erdgeschoß vermauert wurden. Eine Rauchküche unter dem Dach hätte man hier jedenfalls nicht erwartet. Sie stammte noch aus der Zeit, als Rauchfänge noch nicht allgemein üblich waren und sich der Rauch einen Abzug durch Fenster und Luken selber suchen musste. Immerhin schützte bereits ein Steingewölbe die darunter liegenden Räume vor der offenen Feuerstelle. Vom stichkappengewölbten Erdgeschoß führt eine Treppe aus dem 15. Jahrhundert in den ersten Stock. In den Wohnräumen des ersten und zweiten Obergeschosses sind mehrere Stuckplafonds aus der Zeit um 1730/35 bemerkenswert sowie die geschnitzten Supraporten vom Ende des 18. Jahrhunderts im ersten Stock. Im ersten Obergeschoß steht ein schöner Empire-Kachelofen von 1810/15.

Ort/Adresse: 8010 Graz, Sackstraße 14

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


21.06.2019