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Spittal - Vicedomhaus


Das sog. Vicedomgebäude von Spittal an der Drau liegt am Burgplatz unmittelbar dem Schloss Porcia gegenüber. Es war das Amtshaus der Grafschaft Ortenburg und Sitz des Landrichters. Vicedom war die Amtsbezeichnung eines Stellvertreters oder Statthalters des Landesherrn vor allem in geistlichen, aber auch in weltlichen Fürstentümer. Später war er der Titel eines hohen landesfürstlichen Beamten, der für die Leitung des Finanzwesens und die Ausübung richterlicher Aufgaben in einem Regierungsbezirk zuständig war. In Österreich hatte der Vicedom vor allem in Kärnten Bedeutung, wo mehrere, meist deutsche Bistümer großen Grundbesitz hatten, wie z. B. Bamberg oder Salzburg. Das heutige Vicedomgebäude in Spittal wurde vermutlich vom gleichen Architekten entworfen, der auch 1533 das Modell des Schlosses Porcia erstellte. An einer Tafel an der Fassade ist zu lesen, dass das Gebäude 1537 fertiggestellt wurde. Es wurde also gleichzeitig mit dem Schloss errichtet und entlastete dieses vom täglichen Verwaltungskram. Dadurch ist zwar nicht der Architekt, aber der Bauherr bekannt. Dieser ist Gabriel Graf von Ortenburg-Salamanca. Er war ein Günstling von Erzherzog Ferdinand, der ihn aus Spanien, wo er ihm als Sekretär gedient hatte, nach Österreich holte und zum Generalschatzmeister und Hofkanzler machte. In dieser Position machte er sich aber in Österreich sowohl beim Adel als auch bei der breiten Bevölkerung sehr unbeliebt, so dass er sie nach wenigen Jahren wieder aufgeben musste. Sie dürfte aber sehr einträglich gewesen sein, da er nicht nur in Kärnten das prächtige Schloss Porcia mit dem Vicedomgebäude errichten ließ, sondern auch in Wien das ebenfalls architektonisch interessante Palais Porcia. In Kärnten und Tirol erwarb er mehrere Herrschaften und großen Grundbesitz. Die Herrschaft Ortenburg wurde ihm bereits von Kaiser Karl V verliehen. Das prächtig restaurierte Vicedomhaus dient heute der Stadtgemeinde Spittal als Rathaus.

Es ist ein dreieinhalbgeschossiger Bau, der an drei Seiten einen geräumigen Hof begrenzt. Die Schauseite ist vierachsig. Die Westecke wird durch einen schmalen achteckigen Turm verstärkt. Während die meisten Fenster eher einfach gehalten sind, aber vorkragende gerade Verdachungen und Sohlbänke aufweisen, zeigt die Mittelachse der Hauptfront, ein reich verziertes Portal, das von reliefierten Pilastern begrenzt wird. Diese, aber auch ihre hohen Sockeln sind mit grotesken Masken geschmückt. Die Pilaster stützen ein verkröpftes Gebälk. Im Fries erkennt man die drei Wappen der Salamanca, Eberstein und Baden. Die Portalachse weist auch in den beiden Hauptgeschoßen interessanten Bauschmuck auf. Die hier befindlichen rundbogigen Renaissance-Biforenfenster zeigen zusätzlich zu den vorkragenden Sohlbänken und Verdachungen schlanke Mittelsäulen und seitliche Pilasterbegrenzungen. Besonders aufwändig gestaltet ist das untere Doppelfenster, das im Bogenzwickel das Doppelwappen der Familie Khevenhüller-Manstorf sowie die Jahreszahl 1537 zeigt. Die Renaissancefenster des Vicedomgebäudes gleichen jenen der Nordfassade des gegenüber liegenden Schlosses Porcia und das Portal ist eine abgespeckte Version des Hauptportals des Schlosses. Die zwölfachsige Seitenfront des Vicedomhauses ist bis auf die in Kratzputz gehaltenen Fensterrahmungen schmucklos gehalten. Die Eingangshalle ist kreuzgratgewölbt. Die Südwand des Hofes wird durch die vier großen Pfeilerarkaden im Erdgeschoß sowie durch die zahlreichen, von schlanken Säulen gestützten Fensterbögen in den beiden darüber liegenden Stockwerken weitgehend aufgelöst. An ihrer Stelle befanden sich ursprünglich offene Säulenarkaden. Im hinteren Hoftrakt befand sich einst das Gefängnis des Landgerichtes. Bemerkenswert sind die Malereien in einem Raum des zweiten Obergeschosses aus der Zeit um 1600. Sie sollen darauf hinweisen, dass hier die Rechte der Untertanen geschützt wurden.

Ort/Adresse: 9800 Spittal an der Drau, Burgplatz 5

Besichtigung: während der Bürozeiten zum Teil auch im Inneren möglich


Weitere Literatur:


13.05.2019