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Litzlhof


Der Ansitz ist heute ein ausgedehnter dreigeschossiger Schulkomplex, dessen Gebäude allerdings zum Großteil aus dem 20. Jahrhundert stammen. Lediglich im Erdgeschoß des Südtraktes haben sich einige Gewölbe aus dem 16. Jahrhundert erhalten. Der Name Litzlhof leitet sich vom Mittelhochdeutschen lützel ab, was so viel wie klein, also in unserem Fall „kleiner Hof“ bedeutet. Der Ortsname „Litzldorf“ scheint bereits 1446 urkundlich auf. Der spätere Ansitz Litzlhof wird 1501 erstmals genannt, als sein Bewohner „Peter in dem Litzlhof“ als Zeuge in einer Stiftungsurkunde fungierte. Der Litzlhof war damals nur ein bescheidener Bauernhof. Er zeigt aber, dass es schon im ausgehenden Mittelalter für eine strebsame Familie möglich war, durch eine gute Ausbildung der Kinder und eine geschickte Heiratspolitik es zu Ansehen und Vermögen zu bringen und sogar innerhalb weniger Jahrzehnte in den Adelsstand aufgenommen zu werden. Der einfache Wirtschaftshof hatte damals zwei Eigentümer, nämlich Christoph von Weissbriach und Heinrich Saller, einen Bürger von Sachsenburg. Der Hof war freies Eigen, aber zur Bewirtschaftung verpachtet. Er blieb weiterhin bürgerlicher Besitz, doch wurden die beiden Hälften schließlich vereint. Die Eigentümer nannten sich nun nach dem Gut Litzlhofer. Adam Litzlhofer wurde durch Heirat 1590 Gewerke in Obervellach und 1603 Marktrichter. Zu bescheidenem Wohlstand gekommen, nahm er am Litzlhof größere Um- und Ausbauarbeiten vor. Sein Sohn Adam II studierte in Bayern und Italien und wurde nach 1635 landschaftlicher Sekretär. Sein Bruder Wilhelm wurde 1648 von Graf Martin Widmann in den Adelstand erhoben. Als kaiserlicher Obristbergmeister und landschaftlicher Steuereinnehmer konnte er seine wirtschaftliche Situation weiter verbessern. 1709 verlieh Kaiser Josef I ihm und seinem Bruder das Adelsprädikat „von und zu Litzlhof“. Der Aufstieg der Familie hielt auch im 18. Jahrhundert an. 1718 gelangte Schloss- und Herrschaft Oberrosenheim als Lehen der Ortenburger in ihrem Besitz. Der Ansitz Litzlhof wurde weiter ausgebaut, eine Wasserleitung ins Haus geführt und der Wirtschaftsgarten neu angelegt. Die bisherige Verpachtung wurde aufgelöst und die Bewirtschaftung selbst übernommen.

1731 besaß Ferdinand Chrisanth auf seinem Hof bereits eine kleine Bibliothek, die vorwiegend aus juridischen und geschichtlichen Werken bestand. Er hatte von zwei Gattinnen insgesamt 27 Kinder. Dennoch starb die Familie Litzlhofer etwa hundert Jahre später aus. Sein Enkel Johann geriet um 1830 in wirtschaftliche Schwierigkeiten. Oberstleutnant Eduard von Litzelhofen wurde 1859 wegen seines tapferen Verhaltens in der Schlacht von Solferino zum Ritter des Maria-Theresien-Ordens, der mit der Baronie verbunden war, ernannt. 1861 verkaufte Josef Leopold den Litzlhof an Theodor Freiherrn von Aichelburg, der das Gut aber nicht selbst bewirtschaftete sondern an einen Schweizer Land- und Gastwirt verpachtete. Die nach wie vor bescheidene Herrschaft hatte damals lediglich 26 Untertanen. Das zweigeschossige Schloss war eher ein größeres Bauernhaus. Drei Fenster waren nach Süden gerichtet, fünf nach Westen. Das Innere bot aber bereits etwas an bescheidenen Wohnkomfort. Neun Wohnräume sowie ein kleiner Saal waren mit einfachen Stuckdecken versehen. Zwei gewölbte Keller sowie eine gewölbte Laube im Erdgeschoß dienten wirtschaftlichen Zwecken. In den Stallungen konnten neben 14 Pferden, 65 Rinder, 60 Schafe und 36 Schweine gehalten werden. Das zum Schloss gehörende Ackerland hatte die Größe eines heutigen mittleren Bauernhofes. Nach dem Tod des Pächters 1874 erwarb Benno Martiny aus Danzig das Gut, verkaufte es aber bereits 1880 nach einem Brand an den Wiener Notar Dr. Josef Damian. 1908 ging es durch Kauf an das Land Kärnten über, das hier eine landwirtschaftliche Fachschule einrichtete und die bestehenden Gebäude entsprechend adaptieren ließ. Um den für den Schulbetrieb und das Internat nötigen Platz zu gewinnen wurden 1910 die bisher zweigeschossigen Bauten um ein Stockwerk erhöht. 1944 wurde im Litzlhof, der seinen Schulbetrieb kriegsbedingt kurz zuvor einstellen musste, ein großes Lazarett und Lager von Sanitätsmaterial eingerichtet. Dieses Lazarett wurde im Juni 1945 nach Spittal verlegt. Die englische Besatzungsmacht zog zwei Jahre später wieder ab, so dass dann der Schulbetrieb wieder aufgenommen werden konnte. Der Litzlhof ist heute die einzige land- und forstwirtschaftliche Fachschule des Landes, die über eine eigene Almwirtschaft verfügt. In den Jahren 2003 bis 2006 wurden die Gebäude generalsaniert und ausgebaut.

Lage: Kärnten/östlich von Pusarnitz am Fuß des Hühnersberges

Ort/Adresse: 9811 Lendorf

Besichtigung: meist nur von außen möglich

Homepage: www.litzlhof.at


Weitere Literatur:


04.03.2019