ARCHIV


Gefährdete Objekte

Schlosshotels

Personenverzeichnis






Plankenberg


Der unterhalb des Schlosses Plankenberg liegende Ort am Nordufer der Großen Tulln hieß bis 1928 Loipersdorf und wurde erst dann in Plankenberg, den Namen des nahe gelegenen Schlosses, umbenannt. Dieses war gegen Ende des 12. Jahrhunderts erbaut worden, hat aber sein heutiges Aussehen erst 1923 erhalten. Der Ort ist nur wenig älter als das Schloss. Er wurde 1136 erstmals urkundlich erwähnt. Als erster Schlossherr ist Heinrich von Plankenberge überliefert, der bis 1216 mehrfach urkundlich aufscheint. Im 13. und 14. Jahrhundert besaß das Bistum Passau in Leuprehtsdorf einen Wirtschaftshof, der mit der niederen Gerichtsbarkeit ausgestattet war. Daneben gab es noch ein landesfürstliches Gut. Beide waren zeitweise an Philipp von Atzelsdorf verlehnt bzw. an Heinrich von Wallsee verpfändet. Im 15. und 16. Jahrhundert werden hier die Wehinger zu Sitzenberg, die Freiherren von Jörger und Georg Andreas von Hofkirchen genannt. Um 1608 hatten die Grafen von Hardegg und danach die Zinzendorfer das Lehen inne. 1622 schenkte der Passauer Bischof Erzherzog Leopold von Österreich den Sitz Leoberstorff seinem Kammeramtsdirektor Stephan Plankh. Nach seiner Familie wurde das neuerbaute Jagdschloss nunmehr Plankenberg genannt. 1647 wurde es an den Hofkanzler des Bistums Passau, Johann Kaltschmidt von Eisenberg, verkauft, der es seinerseits 1682 an Karl Bartholotty von Partenfeld veräußerte. Ihnen gehörten auch die benachbarten Herrschaften Alt- und Neulengbach, Raipoltenbach, Unterthurm sowie Waasen-Anzbach. Damit begann ein häufiger Besitzerwechsel, der darauf hindeutet, dass die Herrschaft Plankenberg für ein profitables Wirtschaften zu klein war. Als sich der polnische Fürst und Palatin von Krakau, Johann Theodor Constantin Lubomirsky 1739 in Niederösterreich ansiedelte, übernahm er den gesamten Besitz der Familie Partenfeld. Damit konnte er die Aufnahme in den niederösterreichischen Herrenstand erreichen.

Nach ihm kam, wie in Neulengbach, 1778 Karl Abraham Wetzlar Freiherr von Plankenstern, von dem es 1797 die gräflich Moritz Friesische Vormundschaft käuflich erwarb. 1813 wurde der sagenhaft reiche Bankier Graf Moritz von Fries Eigentümer der Herrschaft. Auf Grund seines Lebensstiles und seines Schicksals bildete er für den österreichischen Schriftsteller Franz Raimund die Vorlage für den Flottwell, die Hauptfigur seines Theaterstückes „Der Verschwender“. Nach dem finanziellen Zusammenbruch der Familie Fries und der Flucht Moritz I von Fries nach Paris, wo er verarmt verstarb, übernahm Fürst Johann I von Liechtenstein 1826 einen Großteil seiner Besitzungen in Wien und Niederösterreich. Prinz Karl von und zu Liechtenstein fasste Plankenberg, Neulengbach und Totzenbach zu einem Fideikommiß zusammen. Um 1822 war im Schloss ein von den Grafen Fries gegründetes Internat für adelige Zöglinge untergebracht, an dem auch Anton Alexander Graf Auersperg unterrichtet wurde, der wenige Jahre später unter dem Pseudonym Anastasius Grün ein bekannter Freiheitsdichter und Lyriker der Romantik wurde. 1884 verpachteten die Liechtenstein Plankenberg an den Landschaftsmaler Emil Jakob Schindler. Der von ihm gegründete Malerkreis „Schule von Plankenberg“ hatte hier vor allem in den Sommermonaten seinen Sitz. Seine Tochter Alma, die hier ihre Jugendzeit verbrachte, heiratete später Gustav Mahler und Franz Werfel. Zum Freundeskreis Schindlers zählte auch sein Schüler Karl Moll, der ebenfalls hier wohnte. Nach Schindlers Tod 1892 bezog der österreichische Landschaftsmaler Hugo Darnaut mit seinen Schülern das Schloss, in dem er 18 Jahre lang arbeitete und wichtige Werke schuf. 1912 verkaufte Fürst Franz von und zu Liechtenstein Plankenberg an Karl Ritter von Harrasofsky. Ihm folgten Hugo Goldschmid, Heinrich Mautner und Dr. Harry Redlich, der umfangreiche Ausbauten vornehmen ließ, aber 1938 emigrieren musste. Die anschließende Konfiskation durch NS-Behörden wurde erst 1945 beendet. Nach Abzug der russischen Besatzungsmacht wurde das geplünderte Schloss 1956 von Kommerzialrat Heinrich Schmidberger erworben, der es als Erholungsheim für die Arbeitnehmer seiner Kunststofffabrik einrichtete. Heute befindet es sich wieder in Privatbesitz und wird bewohnt. 1962 wurde das Gebäude unter Denkmalschutz gestellt.

Das Schloss steht auf einer leichten Anhöhe über dem kleinen Ort, der seit 1972 zur Großgemeinde Sieghartskirchen gehört. Es ist von einem gepflegten Landschaftspark aus dem 19. Jahrhundert umgeben. Seine barockisierende Gartenmauer, die eine Besichtigung aus der Nähe verhindert, wurde erst 1923 errichtet. Lediglich ein eisernes Gittertor gibt zumindest in der vegetationsarmen Jahreszeit teilweise den Blick auf das Schloss frei. Das stattliche Gebäude liegt an der höchsten Stelle des unterkellerten Schlosshügels. Bis zu den umfangreichen Umbauarbeiten des 17. Jahrhunderts war es ein schlichter dreigeschossiger Bau mit einem fast quadratischen Grundriss. Auf einem Stich von Georg Matthäus Vischer von 1672 sind an den Eckpunkten der Schlossterrasse noch vier freistehende Rundtürme mit Zwiebelhelmen zu sehen. Sie sind heute längst verschwunden, ebenso die zweiarmige, in den Garten führende Freitreppe vor dem Portal. Das Schloss besteht aus dem schmäleren zweigeschossigen Altbau im Südosten und einem angefügten breiteren Neutrakt im Nordwesten. Beide Trakte wirken wie aus einem Guss obwohl zwischen ihrer Erbauung etwa 300 Jahre liegen. Dies ist auf die einheitliche Fassadierung zurückzuführen. Beide erhielten 1923 gerade Fensterverdachungen und ein Kordongesims sowie an den Hauptfronten barockisierende Giebeln. Der von der Straße aus zu sehende Altbau stammt aus der Zeit um 1630. Er weist an der Vorderfront sechs und an den Schmalseiten je vier Fensterachsen auf. Die dreigeschossige Schauseite wird durch einen geschwungenen Giebel betont, in dem sich über zwei kleinen Fenstern eine Uhr befindet. Er ist dem hohen Walmdach vorgeblendet und ersetzt das noch von Vischer gezeichnete schlanke Uhrtürmchen. Darunter springt ein von Kragsteinen gestützter Balkon vor, der von einem gusseisernen Geländer begrenzt wird. Über dem Portal ist das Wappen der Grafen Fries angebracht.

Der bergseitige, vierachsige Neutrakt wurde erst um 1810 durch die Grafen Fries angefügt. Er wird von zwei viereckigen und viergeschossigen Ecktürmen eingefasst, die mächtige Zwiebelhauben tragen. Die dazwischen liegende Rückseite des Hauses ist stark gegliedert, da einerseits die Türme aus der Front stark vortreten und anderseits ein zweiachsiger Mittelteil aus der Fassade zurückweicht. Er trägt einen geschwungenen Volutengiebel und ist mit einem Steinwappen der Familie Fries geschmückt. Vorgebaut ist eine von Säulen getragene Altane mit einer reich verzierten Steinbalustrade. Im Erdgeschoß liegen einige kreuzgratgewölbte Räume. Eine Kapellennische im Stiegenhaus geht noch auf den Altbau Stephan Plankhs zurück. Durch eine geräumige Eingangshalle gelangt man über breite Treppen in die oberen Geschosse. In jedem befindet sich ein großer Saal. Auf Grund des häufigen Eigentümerwechsels und den Verwüstungen nach dem Zweiten Weltkrieg hat sich von der nicht wandfesten Originalausstattung nichts erhalten. Ein Saal weist jedoch eine Kassettendecke des 19. Jahrhunderts auf. Im Schlosspark haben sich einige Freitreppen und Statuen erhalten. Die geschwungene Parkmauer wird immer wieder von originell gestalteten Pfeilern unterbrochen. An ihrer Südwestecke steht in einer pilastergerahmten Figurennische die Statue des hl. Johannes Nepomuk. Unterhalb des Parks, aber nur durch eine schmale Straße getrennt, liegt der wuchtige, zum Teil leider schon desolate Meierhof des Gutes. Zwischen ihm und dem Schloss führte früher die Bundesstraße hindurch. Er wurde um 1600 errichtet und später mehrfach ausgebaut. Der zweigeschossige Bau weist einen U-förmigen Grundriss auf. Seine geöffnete Hauptfassade ist dem Schloss zugewandt. An der südwestlichen Ecke wird er seit 1923 von einem Wasserturm um drei Geschosse überragt. Die Ostseite des Meierhofes zeigt hofseitig offene Rundbogenarkaden. Die Räume im Erdgeschoß sind meist kreuzgratgewölbt, jene im Obergeschoß sind mit Holzbalkendecken ausgestattet.

Lage: Niederösterreich/Tullnerfeld – im gleichnamigen Ortsteil von Sieghartskirchen, unweit der Bundesstraße von Tulln nach Neulengbach

Ort/Adresse: 3443 Sieghartskirchen

Besichtigung: nicht möglich


Weitere Literatur:


20.02.2019