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Klessheim


Der in Graz geborene Architekt Johann Bernhard Fischer von Erlach begann seinen beruflichen Aufstieg in Salzburg, wo er längere Zeit für die Fürsterzbischöfe tätig war. Zu seinen dortigen Werken zählt auch Schloss Kleßheim, für das er nach 1690 im Auftrag von Erzbischof Johann Ernst Graf Thun die Pläne entwarf. Seinen Namen hat das Gebäude von dem kleinen Adelssitz Kleshof, den der Erzbischof unmittelbar zuvor erworben und in einen Fasangarten umgewandelt hatte. 1700 wurde mit dem Bau begonnen. Da die untertänigen Bauern Robot sowie Vorspann- und Zugdienste leisten mussten, gingen die Arbeiten rasch voran. Als der Erzbischof 1709 starb, war das Schloss außen weitgehend fertig. Das Innere wurde von Paolo d’Allio und Diego Francesco Carlone mit Stuckarbeiten geschmückt und von Giulio Quaglio mit Fresken ausgestattet. Leider ist von diesen nur ein einziges erhalten. Der von Kolonnaden flankierte Ehrenhof wurde nicht ausgeführt, da der folgende Fürsterzbischof Franz Anton Harrach den Umbau von Schloss Mirabell bevorzugte. Erst Erzbischof Leopold Anton Graf Firmian machte das Gebäude bis 1732 bewohnbar, baute die Auffahrtsrampe, die Terrasse, sowie die Stiegenhäuser im Inneren und einige Nebengebäude. Er war der einzige Fürsterzbischof, der Kleßheim zumindest für Sommeraufenthalte nutzte. Es stellte sich nämlich heraus, dass das Gebäude zwar prächtig, aber nicht besonders wohnlich war. Außerdem waren hunderte von Angestellten erforderlich, um dem Landeschef hier ein standesgemäßes Leben zu ermöglichen. Nach der Säkularisierung Salzburgs fiel Kleßheim 1803 an das österreichische Kaiserhaus. Es wurde aber weiterhin nur sehr spärlich benützt. Erst als Kaiser Franz Josef 1866 das Schloss aus dem Staatsbesitz erwarb und es seinem Bruder Erzherzog Ludwig Viktor als ständigen Aufenthalt zuwies, änderte sich die Situation. Ludwig Viktor war das Schwarze Schaf der Familie und wegen einiger Skandale am Wiener Hof nicht gerne gesehen. Er lebte in Kleßheim 53 Jahre bis zu seinem Tode 1919. Allerdings stellte sich bald heraus, dass der riesige Bau im Winter kaum zu beheizen war, so dass der Erzherzog anfangs beim Einbruch der kalten Jahreszeit zu seiner Großmutter, der Kaiserin Caroline Auguste, in die Salzburger Residenz ziehen musste. Um diesen unbefriedigenden Zustand zu beenden, errichtete der Wiener Architekt Heinrich von Ferstel 1879 neben dem Schloss das sog. „Kavaliershaus“, in dem Ludwig Viktor nun die Winter verbringen konnte. Seine Erben verkauften Kleßheim 1921 an das Land Salzburg. Das Inventar sowie die große Kunstsammlung des Erzherzogs wurden im Wiener Dorotheum versteigert, wobei der Katalog 7 Bände umfasste. Von 1925 bis 1927 betrieb die Tänzerin Isadora Duncan hier ihre Schule für Rhythmik und Gymnastik. Sie kam damals in Nizza ums Leben, als sich ihr langer Schal in den Speichen ihres Autos verfing. Die Schule wurde bis 1935 weitergeführt. Nach 1938 wurde Kleßheim in ein Gästehaus der deutschen Reichsregierung umgebaut. Zu den prominenten Bewohnern zählten Benito Mussolini, Großadmiral Horthy, König Boris von Bulgarien und viele andere. Nach 1945 war das Schloss Sitz der amerikanischen Militärverwaltung in Österreich. Später wurde es wieder als Gästehaus, diesmal der Salzburger Landesregierung verwendet. Seit 1993 ist hier das Casino Salzburg untergebracht. Das Kavaliershaus beherbergt eine Hotelfachschule. Die Wirtschaftsgebäude werden von einer Landwirtschaftsschule benützt.

Das zweigeschossige Schloss ist ein monumentaler Bau im Stil des italienischen Barocks, dem man es ansieht, dass er mehr zum Repräsentieren als zum Wohnen bestimmt war. Eine zweiarmige Rampe führt zum Portal mit seinen drei Rundbogentüren hinauf. Vor den Auffahrten liegen je zwei marmorne Hirsche, deren Geweihe mit vergoldeten Sternen besetzt sind. Sie wurden 1732 von Johann Anton Pfaffinger geschaffen und stellen die Wappentiere des Erzbischofs Firmian dar. Besonders repräsentativ ist der Mittelteil der Fassade gestaltet. Er besteht aus einem dreiachsigen Risaliten, an den sich zwei einachsige Zwischenglieder anschließen. Ursprünglich war eine Öffnung des Mittelteiles vorgesehen, so dass der dahinter liegende Festsaal wie ein Gartenpavillon gewirkt hätte. Da dies aber unseren klimatischen Verhältnissen nicht entsprach, wurde Fischers Entwurf mehrfach abgeändert. Nun öffnen sich im Obergeschoß drei hohe rundbogige Türen auf die 1732 hinzugebaute Terrasse. Das Gebäude wird von einer Attika abgeschlossen, in deren Mitte sich ein großes, dreifaches Wappen (Salzburg, Erzbischof Thun und Erzbischof Harrach) befindet. Es wurde 1717 von Michael Bernhard Mandl geschaffen. Nicht mehr vorhanden sind die Steinfiguren, die einst paarweise die Attika bevölkerten. Auch die Balustrade über dem Musikpavillon des Festsaales ist längst abgetragen. An den Mittelteil schließen sich zwei fünfachsige, vortretende Seitenrisalite an. An deren Rückseiten sind schmale, wie Türme wirkende Flügelbauten angesetzt. Zwischen ihnen wurde 1940 ein Terrassenvorbau mit Rundbogenöffnungen und Steinbalustrade eingefügt. Im Inneren des Mitteltraktes liegen zwei große Säle übereinander. Der querovale Festsaal im Obergeschoß öffnet sich zur Decke in eine indirekt beleuchtete Orchestergalerie, in der die Musiker für die Gäste unsichtbar spielen konnten. Die Stuckdekoration des Saales ist relativ einfach, aber für Fischers Bauten typisch (große Muschelkartuschen, durchbrochene Kränze usw.). In einem kleinen Kuppelraum an der Nordwestseite hat sich ein Fresko Quaglios, das Dankopfer Noahs darstellend, erhalten. Vorhanden ist auch noch ein roter Marmorkamin, der auf Fischers Entwurf zurückgeht. Das Obergeschoß wird durch eine doppelläufige Prunktreppe mit Marmorbalustrade erschlossen, die aus den Umbauarbeiten von 1732 stammt. Die ehemalige Kapelle wurde im 19. Jh. für Erzherzog Ludwig Viktor als Bibliothek umgebaut. Hier findet sich noch einiger Stuck nach Entwürfen Fischer von Erlachs.

Das Schloss liegt in einem 35 ha großen Park, der von einer Mauer umgeben ist. Nördlich vom Hauptgebäude befindet sich ein kleines Lusthaus, das sog. „Hoyos-Schlößl“. Es wurde 1694 von Johann Bernhard Fischer von Erlach entworfen und ist nach dem Adjutanten des Erzherzogs Ludwig Victor benannt, dem es als Wohnsitz diente. Die zweigeschossige Villa hat einen originellen Grundriß, der aus drei gegeneinander gestellten Ovalen mit eingesprengten Quadraten besteht. Die ursprüngliche Dachform wurde im Laufe der Zeit abgeändert. Das südöstlich vom Schloss gelegene Winterhaus wurde 1940 modernisiert. Dabei erhielt es seinen Dreiecksgiebel. Außerdem baute man anstelle der überdeckten Auffahrt eine auf Säulen ruhende Terrasse an. Die getäfelten und bemalten Holzdecken stammen noch aus der Zeit der Erbauung des Gebäudes. Im Park stehen etliche Steinfiguren vom Anfang des 17. Jh., darunter ein Herkules aus der alten Residenz. Einige Figuren stammen aus dem niederösterreichischen Schloss Thürnthal und sind im 20. Jh. über Leopoldskron hierher gelangt. Das mit einem Uhrturm versehene Torwächterhaus wurde 1732 erbaut. Die monumentalen Torbauten sind eine Zutat des Dritten Reiches von 1940/41. Damals wurde auch das große Gartenparterre mit dem „barocken“ Wasserbecken vor dem Schloss neu angelegt.

Lage: Salzburg/Stadt Salzburg – ca. 4 km westlich des Zentrums der Stadt Salzburg, aber bereits in der Nachbargemeinde Siezenheim liegend

Ort/Adresse: 5072 Siezenheim

Besichtigung: der Park ist frei zugänglich, das Schloss kann - mit Ausnahme von Kasinobesuchen - nur von außen besichtigt werden


Weitere Literatur:


10.02.2003