Schladming ist eine alte Stadt, die vor allem durch den Bergbau reich geworden war. Eher jung ist das Palais Coburg am Rande der Altstadt. Es wurde erst 1884 durch Prinz Ludwig August von Sachsen-Coburg als Jagdschloss errichtet. Prinz Ludwig August war durch einen Bekannten, dem begeisterten Jäger Gustave de Vernouillet auf die exzellenten Jagdmöglichkeiten, die die Berge des Ennstales um Schladming boten, auf diese damals nicht besonders bekannte Kleinstadt aufmerksam geworden. Wie Vernouillet erwarb er ein großes Jagdrevier in der Umgebung. Was noch fehlte war ein standesgemäßes Jagdschloss, das er sich kurz entschlossen auf einem 1882 erworbenen Grundstück in der Stadt erbauen ließ. Ludwig August wurde zu einem Pionier des Fremdenverkehrs im Ennstal. Über 3.000 von ihm erlegte Gemsen waren der Preis dafür. Das sog. Palais Coburg ist ein dreigeschossiger neugotischer Ziegel-Bau mit einem vorspringenden Mittelturm an der Südfront, der das Gebäude um ein Geschoß überragt. Das kleine Palais weist keinen Innenhof auf. Die Schauseite ist fünfachsig. An ihr sind das Wappen der Stadt Schladming sowie die Jahreszahl 1322 angebracht. Letztere bezieht sich aber auf die Stadt und nicht auf das Palais. Die hintere Hauptfassade ist mit dem Wappen der Familie Coburg geschmückt. An die rechte Seitenfront ist ein mit Zinnen geschmückter Anbau im gleichen Baustil angefügt. Die Zinnen sind natürlich genau so „wehrhaft“ wie jene über den Dachfenstern. Wie eine Postkarte aus dem Jahr 1907 zeigt, hat sich das Äußere des Palais in den vergangenen 110 Jahren nicht verändert. Auf Grund der späten Errichtung gibt es nur wenig und vor allem nicht viel Positives über das Palais zu berichten. Das Gebäude war vorwiegend in den Sommermonaten von Teilen der Familie bewohnt. Prinzessin Karoline von Sachsen-Coburg, geb. Erzherzogin von Österreich-Toskana überschrieb 1938 ihrem Sohn Ernst ihren Anteil an Schloss Schladming und an den anderen Besitzungen in der Steiermark. 1940 verkaufte Prinz Ernst das Schloss an die Stadtgemeinde Schladming, die darin ihr Rathaus einrichtete. Ihre Tochter Maria Karoline (geb. 1899) war auf Grund einer schweren geistigen Krankheit in den 1930er Jahren zum Pflegefall geworden und wurde im Schloss betreut. Nach der Übersiedlung ihrer Mutter nach Budapest 1939 wurde sie in ein Pflegeheim gebracht, wo sie schließlich dem Euthanasieprogramm der Nationalsozialisten zum Opfer fiel. Die Prinzessin wurde 1941 nach Schloss Hartheim übersiedelt, wo sie noch im gleichen Jahr als „unwertes Leben“ vergast wurde. Heute sind Teile der Stadtverwaltung im Palais Coburg untergebracht.
Ort/Adresse: 8970 Schladming, Coburgstraße 45
Besichtigung: als Amtsgebäude ist das Palais weitgehend der Öffentlichkeit zugänglich
Weitere Literatur:
19.12.2018