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Salzburg - Freyschlössl


Das heutige Freyschlössl ist aus einem ehemaligen Wehrturm entstanden, der im späten 13. oder frühen 14. Jahrhundert errichtet wurde. Der „Rote Turm“ war Teil der Befestigungsbauten am Mönchsberg. Er hatte die Scharte zwischen diesem und dem anschließenden Festungsberg sowie das hier befindliche Stadttor zu schützen. Der Turm gehörte aber nicht der Stadt Salzburg oder dem Fürsterzbistum sondern der Erzabtei St. Peter. Er musste seine Wehrhaftigkeit nicht beweisen, da die Stadt Salzburg in ihrer Geschichte nie angegriffen wurde. Als Fürsterzbischof Paris Graf Lodron die nach ihm benannte Wehrmauer am Mönchsberg anlegen ließ, verlor der Rote Turm weitgehend seine militärische Bedeutung. Durch den Anbau einer Meierei war er aber bei den Salzburger Bürgern für Kurzausflüge sehr beliebt. Er blieb bis 1821 im Besitz des Klosters, wurde aber meist verpachtet. Da die Erträge des nunmehrigen Ausflugslokals nicht zufriedenstellend waren, verkaufte es der Abt Albert Nagenzaun schließlich an eine private Bewerberin. In der Folge wechselten die Eigentümer ziemlich häufig. Erst mit Carl von Frey, der dem Turm seinen heutigen Namen gab, trat eine entscheidende Änderung ein. Er erwarb den bereits unansehnlich gewordenen Bau 1862 und ließ ihn durch den Baumeister Jakob Götz im neugotischen Baustil restaurieren. Frey war ein Salzburger Kaufmann und Kunstkenner. Er brachte im Turm seine historische Sammlung unter. 1872 wohnte hier der Geograph und Alpinist Eduard Richter, der im gleichen Jahr Freys Tochter Juli geheiratet hatte. Diese verstarb jedoch bereits im nächsten Jahr bei der Geburt ihrer Tochter. Die Nachkommen Freys lebten hier bis 2009. Kurz zuvor hatte der Salzburger Holzindustrielle Matthias Kaindl das bereits stark reparaturbedürftige Schlösschen erworben. Er ließ es innen und außen mit großem Aufwand restaurieren. Seit 2014 gibt es immer wieder Gerüchte um einen bevorstehenden Verkauf. Ob es bereits zu einem Abschluss gekommen ist, konnte ich nicht in Erfahrung bringen.

Da es sich beim Freyschlössl um ein wichtiges Beispiel des Romantischen Historismus in Salzburg handelt, wurde es 2004 unter Denkmalschutz gestellt. Zentrum des Ansitzes ist der rechteckige, ehemals romanische Turm. Er war einst mit einem Pyramidendach und einem vorkragenden Wehrgang ausgestattet, erhielt jedoch beim Umbau unter Matthias Kaindl einen gläsernen Aufsatz verpasst. Dieser ist zwar relativ dezent ausgeführt, stellt aber trotzdem für ein unter Denkmalschutz stehendes historisches Gebäude eine Todsünde dar. Da der verfügbare Raum im Turm beschränkt war, versuchte man diesen schon frühzeitig durch Anbauten zu vergrößern. So wurde schon zur Zeit der Meierei an seiner Nordfassade ein Kuhstall angebaut. Bei der Gotisierung von 1862/63 erhielt der fünfgeschossige Turm seinen Zinnenkranz. Gleichzeitig wurden an seiner West- und Südseite dreigeschossige Flügelbauten errichtet. Das Giebelfeld im Westen wurde mit Fresken verziert, die das Frey-Wappen, eine Inschrift und die Jahreszahl 1863 zeigten. 1903 ließ Maximilian von Frey einen weiteren zweigeschossigen Zubau errichten. Der Ansitz hat eine Gesamtfläche von ca. 13.000 m², wobei der größte Teil des Gartens jenseits des von Spaziergängern stark frequentierten Oskar Kokoschka Weges liegt, der unmittelbar neben dem Frey-Schlössl vorbeiführt. Dieser wurde daher durch einen Verbindungsbogen an seiner Südseite überbrückt. Wenn auch der Zwang zur Vergrößerung im Lauf der Zeit zu vielen diskussionswürdigen Zubauten geführt hat, so stammt der schlimmste aus dem 21. Jahrhundert. Es handelt sich um einen hässlichen dreigeschossigen Betonklotz, der um 2009 völlig unverständlich in das historistische Ensemble gesetzt wurde. Man fragt sich, ob das Bundesdenkmalamt und die Salzburger Altstadtkommission sich bei den Ausbauwünschen eines anderen, weniger prominenten Bauherrn auch so tolerant verhalten hätten.

Ort/Adresse: 5010 Salzburg, Mönchsberg 15

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


06.08.2018