ARCHIV


Gefährdete Objekte

Schlosshotels

Personenverzeichnis






Mittersill


Im 12. Jahrhundert wurde der Pinzgau, der damals den bayrischen Herzögen gehörte, als Afterlehen an die Grafen von Lechsgemünd vergeben. Sie errichteten hier ihren Hauptsitz und nannten sich ab 1180 „Grafen von Mitersele“. 1228 kam der Pinzgau an das Hochstift Salzburg. Mittersill und damit der Oberpinzgau wurden fortan von bischöflichen Pflegern verwaltet. Bis 1363 hatten die Herren von Velben das Pflegeramt inne. Während der Bauernkriege von 1525/26 wurde die Burg von den rebellierenden Bauern eingenommen und niedergebrannt. Nachdem es Fürsterzbischof Matthäus Lang gelungen war, den Aufstand niederzuschlagen, musste die bäuerliche Bevölkerung des Oberpinzgaues für den Wiederaufbau der Burg 2.5oo Gulden zahlen und schwere Robot leisten. Der Neubau erfolgte 1537 unter Einbeziehung der alten Bauteile, trug aber den Erfordernissen der modernen Kriegstechnik und der gestiegenen Komfortansprüchen Rechnung. 1555 brach ein Brand aus, der das oberste Stockwerk des Palas samt Dachstuhl und angrenzendem Torhaus vernichtete. Die Schäden wurden bald behoben und die Räume wohnlicher gemacht. Doch 1597 brannte der Palas neuerlich, was wieder Renovierungsmaßnahmen zur Folge hatte. 1773 wurde das Schloss neu gedeckt. Um 1800 entfernte man die alte Zugbrücke. Obwohl 1803 die Säkularisierung des Salzburger Erzbistums stattfand, wohnten noch bis 1850 bischöfliche Pfleger im Schloss. 1816 richtete man das Bezirksgericht hier ein. Als die Anlage 1880 versteigert wurde, kam sie an einen Welser Getreidehändler, der sie aber bereits zwei Jahre später an die Gräfin Marie Larisch-Moenich, geb. Freiin von Wallersee verkaufte. Die Gräfin, die wenige Jahre später in der Mayerling-Affaire eine Rolle spielen sollte, beauftragte den Wiener Architekten Carl Gangolf Kayser mit einem gründlichen Umbau. Das Schloss verlor dabei völlig seinen mittelalterlichen Charakter, doch dürfte die Höhe des Honorars die Finanzkraft der Gräfin überstiegen haben, denn 1885 befand sich Mittersill bereits im Besitz des Sohnes des damaligen Stararchitekten. Nun wechselten die Besitzer relativ rasch. Unter anderem gehörte das Schloss 1896 einem Brauereidirektor aus Augsburg, 1910 Eugenie Gräfin Clary-Aldringen und 1919 dem akademischen Maler Hugo von Grundherr. Letzterer gestaltete das Innere romantisch um und richtete darin eine Kunstsammlung ein. Auf Grund seiner hohen Schulden fiel Schloss Mittersill aber schließlich an das Bankhaus Lammer in Zell am See. Von 1935 bis 1967 wurde es als Gästehaus des exklusiven „Internationalen Sport- und Shooting-Klubs“ geführt, den Baron Hubert von Pantz gegründet hatte. 1939 kam es durch Blitzschlag zu einem neuerlichen Brand. Beim anschließenden Wiederaufbau wurde die Bausubstanz abermals verändert. Heute gehört Schloss Mittersill einer internationalen evangelischen Organisation, die es als Hotel und Tagungsstätte betreibt.

Das Schloss liegt gegenüber dem Ausgang des Felbertales auf einer Kuppe über der Straße nach Kitzbühel. Die Lage war strategisch günstig, da von hier aus zwei wichtige Handelswege kontrolliert werden konnten. Die Burg wurde seinerzeit in Hufeisenform angelegt, wobei der Hof an der nach Süden gerichteten Talseite nur durch eine mit einem Wehrgang versehene Mauer geschlossen ist. Der Zugang erfolgt vom Osten her. Durch einen nach Süden vorgeschobenen Torbau mit zwei hintereinander liegenden Toren gelangt man in den geräumigen Hof. Die Westseite wurde beim Neubau von 1537 durch zwei charakteristische Geschütztürme verstärkt. Jener in der Südwestecke wird auch „Hexenturm“ genannt. In sein Obergeschoß wurde die der hl. Dreifaltigkeit geweihte Schlosskapelle eingebaut. Ihr Netzgewölbe zeigt einen Wappenstein von 1533. Die Kapelle besitzt einen interessanten spätgotischen Flügelaltar aus der Zeit um 1450, der dem „Meister des Ausseer Altares“ zugeschrieben wird. Der Bergfried der mittelalterlichen Anlage wurde beim Umbau gekappt und so in die übrigen Bauten einbezogen, dass er von außen nicht sichtbar ist. Die Ostseite des Hofes wird vom zweigeschossigen Palas eingenommen, der aber wegen der häufigen Umbauten in den letzten beiden Jahrhunderten seinen frühneuzeitlichen Charakter komplett verloren hat.

Lage: Salzburg/Pinzgau – oberhalb der gleichnamigen Marktgemeinde, ca. 25 km südlich von Kitzbühel

Ort/Adresse: 5730 Mittersill

Besichtigung: im Rahmen des Hotelbetriebes möglich


Weitere Literatur:


06.02.2003