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Deutschlandsberg Burg


Auf Grund von Keramikfunden vermutet man, dass am Burgberg bereits im 7. Jahrhundert eine Wehranlage aus Holz existierte. Einzelne archäologische Funde stammen sogar vom Ende der Jungsteinzeit. Bei den Ausgrabungen der letzten Jahre stieß man auch auf Spuren einer keltischen Besiedlung, wie Kleinfunde und Keramik zeigen. Mit der heutigen Burganlage haben sie aber nichts zu tun. Im Mittelalter war das heutige Deutschlandsberg Besitz der Salzburger Bischöfe, der auf eine Schenkung des deutschen Kaisers Ottos I. im Jahr 970 zurückgeht. Möglicherweise bestand hier bereits im 8. Jahrhundert eine Fliehburg deutscher Siedler. Bis vor wenigen Jahrzehnten glaubte man, dass die von ihren Dienstmannen bald danach errichtete erste „moderne“ Wehranlage nicht an der Stelle der heutigen Burg, sondern etwas nordöstlich davon am sog. Tanzkogel oder Tanzboden lag. Dieser war mit drei Wällen und drei Gräben gesichert. Neuere Forschungen gehen aber davon aus, dass beide Anlagen gleichzeitig genutzt wurden und dass die Bauten am Tanzboden ein Vorwerk der Hauptburg waren. Ihre Bauten waren aus Holz und haben sich nicht erhalten. Eine erfolgreiche Verteidigung war geländebedingt bald kaum möglich. Die militärisch günstigere Lage auf dem unweit gelegenen Felssporn über der Laßnitz-Schlucht dürfte gegen Ende des 11. Jahrhunderts zu einem steinernen Neubau am heutigen Platz geführt haben. Der Wehrbau hatte als Aufgabe die großräumige Sicherung der Koralpenübergänge, war aber auch Verwaltungssitz und wirtschaftliches Zentrum. Er wurde von Ministerialen der Erzbischöfe verwaltet. Die Herrschaft wurde bereits 1030 durch einige Güter an der Laßnitz, die vom Salzburger Erzbischof erworben wurden sowie durch einige 1050 im Tauschweg erstandene Güter ausgebaut. Erster namentlich bekannter Burggraf war Fridericus de Lonsperch, der 1153 als Schiedsrichter in einem Streit zwischen dem Kloster Suben und dem Pfarrer von Leibnitz erwähnt wurde. Auf ihn geht auch der Name der Burg und des darunter liegenden Ortes zurück. Die mit den Pettauer verwandten Lonsberger gehörten zu den bedeutendsten Ministerialenfamilien der Salzburger Erzbischöfe in der Steiermark. 1188 wird die Burg selbst erstmals urkundlich genannt. Sie war damals bereits der Mittelpunkt der Salzburger Besitzungen in der Weststeiermark, hatte aber geländebedingt nur eine bescheidene militärische Bedeutung.

Friedrich von Lonsberg starb 1173. Auf ihn folgten die Söhne seines Bruders Gottfried, Poppo und Otto. Die Namen Friedrich und Otto kamen in der Familie Lonsberg häufig vor. Kunigunde, die Witwe eines späteren Ottos verwaltete die Burg führ ihren Sohn, doch betrachtete der Salzburger Erzbischof das Lehen offenbar als erloschen und zog es ein. Ein Schiedsgericht sprach 1263 die Burg dem Erzbischof zu, der sie nun von Burggrafen verwalten ließ. Die Lonsberger wurden mit einem größeren Geldbetrag und einigen Gütern abgefertigt. Als 1480 Wilhelm von Lonsberg in der Schlacht am Krappfeld gegen die Ungarn fiel, starb die Familie im Mannesstamm aus. Die wichtigsten der mit Herzog Albrecht I. unzufriedenen Adeligen der Steiermark und Kärntens, wie die Stubenberger, Pfannberger und Wildoner versammelten sich unter dem Vorsitz des Salzburger Erzbischofs Konrad IV 1292 in der Burg Landsberg um ein militärisches Bündnis gegen den Herzog zu schmieden, da dieser ihre alten Vorrechte beschnitten hatte. Albrecht konnte ihre Truppen jedoch mehrfach schlagen, so dass die Aufständischen schließlich resignierten. Gegen den Erzbischof dauerten die Kämpfe jedoch länger. Eine Brandschicht in der Hochburg, die in das ausgehende 13. Jahrhundert zu datieren ist, deutet darauf hin, dass auch Landsberg angegriffen und beschädigt wurde. Erst als Albrecht I. 1298 zum deutschen König gewählt wurde, kam es zu einem endgültigen Friedensschluss. Zu Beginn des 14. Jahrhunderts kam es zwischen den Herrschaften Landsberg und Schwanberg zu einem erbitterten Streit um Almwirtschaften an der Koralpe. During von Schwanberg hatte dabei Untertanen des Erzbischofs erschlagen, das Heu weggenommen und Almhütten niedergebrannt. Erst 1320 konnte ein Schiedsgericht die Herrschaftsgrenzen neu festlegen, wobei der Koralpengipfel und der Speiksee Landsberg zugesprochen wurden. 1322 wurde dem Erzbischof von König Friedrich dem Schönen das Landgericht Landsberg verliehen. Dies war wohl eine Geste, mit der sich Friedrich bei Salzburg für dessen Hilfe im Feldzug gegen Bayern bedanken wollte. Im 14. und 15. Jahrhundert wurde die Burg von verschiedenen Gefolgsleuten aus der Umgebung verwaltet, unter denen vor allem die Hollenegger zu nennen sind.

Die Erzbischöfe kamen regelmäßig zur Jagd und zur Weinlese nach Landsberg. In der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts wurde die Burg neu angelegt. Die alten romanischen Bauten wurden gotisch erneuert. Der westliche Burgteil war zuvor durch einen Brand zerstört worden. Der ungarische König Matthias Corvinus besetzte 1479 mit Billigung des Salzburger Erzbischofes Bernhard von Rohr kampflos Ort und Burg. Er behielt beides bis 1490 als seine Besatzung von Truppen Maximilians vertrieben werden konnte. Andreas von Weißpriach hatte dem Kaiser große Beträge zur Finanzierung seiner Feldzüge gegen die Ungarn vorgestreckt. Als Dank verpfändete ihm dieser die Herrschaften Leibnitz und Landsberg. Es war vorgesehen, dass der Bischof von Seckau den Pfandbesitz nach Zahlung der Pfandsumme an Weißpriach übernehmen sollte, was der durch seine Unterstützung von Matthias Corvinus beim Kaiser in Ungnade gefallene Erzbischof von Salzburg nicht akzeptieren wollte. Der Streit zwischen dem Bischof und dem Erzbischof konnte schließlich durch einen Vergleich bereinigt werden. 1494 erhielt letzterer Landsberg wieder zurück und verstärkte die Befestigungen. Bei dieser Gelegenheit dürfte sowohl das Turmhaus als auch der Palas aufgestockt worden sein. Wegen seiner guten Sichtverbindung zu benachbarten Burgen diente die Burg mehrfach als Kreidfeuerstation. 1532 konnte sie türkischen Streifscharen erfolgreich Widerstand leisten. Zwischen 1557 und 1570 errichtete der Burgpfleger Kaspar von Khuenburg die der bisherigen Burg vorgelagerte sog. Kienburg, das derzeit als Hotel genutzte Gebäude. Er dürfte auch das heutige Restaurantgebäude errichtet haben. Um das Problem der Trinkwasserversorgung zu lösen, ließ er ein an den Palas anschließendes Gebäude erbauen, in dessen Erdgeschoß sich die Brunnenstube einer Zisterne befand. In ihr wurde das Regenwasser von den Dächern der meisten Gebäude des Burgareals gesammelt und durch Sandschichten gefiltert. Der ca. 5,5 Meter tiefe Schacht befand sich im Bereich der Apsis der bereits in der Reformationszeit aufgelassenen romanischen Kapelle. Diese neu errichteten Bauten waren in einem guten Zustand, als eine 1584 vorgenommene Überprüfung der gesamten Anlage ergab, dass die Hauptburg schwere Baumängel aufwies. Vor allem mussten fast alle Dächer erneuert und zahlreiche baufällige Gewölbe saniert werden. 1591 wurde der ehemalige Vizedom von Leibnitz Hans Jakob von Khuenburg als Pfleger eingesetzt. Vier Jahre später verkaufte ihm Fürsterzbischof Wolf Dietrich von Raitenau die Herrschaft. Er setzte den unter den Khuenburgern fünfzig Jahre zuvor begonnenen Ausbau zum Schloss in der Vorburg fort. 1607 errichtete er die St. Rupert-Kapelle neu.

Auf Hans Jakob folgte 1610 sein Bruder Kaspar und schließlich Hans Ferdinand Freiherr von Khuenburg. Dieser musste 1630 – vermutlich auf Druck des Erzbischofs Paris – diesem das neu ausgebaute Schloss wieder überlassen, durfte aber bis zu seinem Tod als Pächter darin wohnen. In der Folge wurde Landsberg nur mehr von Kleinadeligen und Bürgern verwaltet. Die Khuenburger (auch Kuenburger oder Kienburger) sind übrigens ein auch heute noch existentes altes Kärntner Adelsgeschlecht, das auch in Salzburg, der Steiermark und Südtirol ansässig war. Im 17. und 18. Jahrhundert hatte die Herrschaft Landsberg eine beachtliche Größe erreicht. Zu ihr gehörten ca. 200 bäuerliche Höfe und ebenso viele Weingärten. Wegen der drohenden Türkengefahr wurde Landsberg noch im späteren 17. Jahrhundert verstärkt mit Waffen und Munition ausgerüstet. Von einem direkten Angriff türkischer Streitkräfte ist aber nichts bekannt. Als 1805 die Säkularisation des Erzbistums Salzburg erfolgte, wurde Landsberg österreichischer Staatsbesitz, doch hatte es seine Bedeutung als repräsentativer Herrschaftssitz bereits verloren. Zu diesem Zeitpunkt wies das Gebäude schon schwere Schäden auf. Um Verwechslungen mit dem damals ebenfalls in der Steiermark (heute Slowenien) liegenden Windisch-Landsberg zu vermeiden, wurden Burg und Ort seit dem 19. Jahrhundert Deutsch-Landsberg genannt. 1811 wurde die Herrschaft versteigert und kam an den Wiener Bankier Moritz Graf Fries. Hohe Schulden zwangen ihn 1820, die Herrschaft an den Fürsten Johann I. von und zu Liechtenstein zu verkaufen. Um der Dachsteuer zu entgehen, wurde ein Teil der Dächer abgedeckt, womit die Burg dem Verfall preisgegeben wurde. Dies führte zum Einsturz der Dachstühle des Turmhauses und des Palas. 1876 wurden mehrere Gebäude, darunter der Palas mit der Burgkapelle zwecks Gewinnung von Baumaterial abgetragen bzw. gesprengt. 1932 erwarb die Stadtgemeinde Deutschlandsberg die Ruine und begann mit den Restaurierungs- und Ausbauarbeiten um sie zu einem beliebten Ausflugsziel zu machen. 1945/46 wurde im unteren Burgteil eine Schenke, 1979/80 ein archäologisches Museum (heute: Archeo Norico) und ein Burghotel eingerichtet. In den Jahren ab 1999 kam es zu umfangreichen archäologischen Freilegungs- und Sanierungsarbeiten, die schließlich zum Wiederaufbau bzw. zur Aufstockung der wichtigsten Bauten der Kernburg führten. Dank der Spendenfreudigkeit der EU, des Landes Steiermark und der Unterstützung durch die Stadtgemeinde Deutschlandsberg erhielt auch der gotische Wohnturm 2017 ein neues, aber gewöhnungsbedürftiges zeltartiges Blechdach.

Der Burgberg fällt im Süden und Westen zur Laßnitz hin steil ab. Die Nordseite war durch einen natürlichen Graben geschützt. Nach Osten hin musste geländebedingt ein tiefer Halsgraben in den Felsen gehauen werden. Der langgestreckte Wehrbau besteht aus der zusammengedrängten Kernburg am Südwestende des Burgareals und der anschließenden, sich nach Nordosten erstreckenden langen, aber schmalen Vorburg. Der Zugang zur Hauptburg erfolgte ursprünglich über eine Holzbrücke, die den letzten Graben überspannte und gegen Ende des 17. Jahrhunderts durch eine Steinbrücke ersetzt wurde. Hervorragendster Bauteil der Burg ist der einst fünfstöckige gotische Wohnturm, der noch auf das frühe 14. Jahrhundert zurückgeht. Er hat einen Grundriss von 13 x 15 Meter und im Erdgeschoß eine Mauerstärke von mehr als zwei Meter. Die Kanten des Turmes wurden durch eine Eckquaderung verstärkt. Aus dem Bericht des Jahres 1584 geht hervor, dass sich hier über dem ausgedehnten Weinkeller Kanzleien und das Archiv befanden, darüber die Wohnung des Burghauptmannes, Gesindestube, Jägerkammer, „Padstübl“ und Arzneikammer. Im nächsten Geschoß lagen die „Fürstenstuben“ und die „geistliche Kammer“, von der aus der Burgkaplan die heute völlig verschwundene Burgkapelle im anschließenden Polygonalturm erreichen konnte. Ihre reiche Einrichtung und Ausschmückung wurde von Hans Jakob von Kuenburg 1597 begonnen und 1607 vollendet. Im fünften Geschoß waren die „Frauenzimmer“ sowie der Schüttboden untergebracht. Abgeschlossen wurde der Wohnturm von einer Wehrplatte, deren Zinnen noch erhalten, aber seit dem Vorjahr etwas unter dem neuen Blechdach versteckt sind. Der wieder aufgebaute Palas erreicht mit seinem hohen neuen Dach aus Titanzinkblech (!) fast die Höhe des Zinnenkranzes des Wohnturmes. Etwas niedriger als der gotische Wohnturm ist der ebenfalls ausgebaute romanische Bergfried. Vermutlich stammt er noch vom Beginn des 12. Jahrhunderts. Die mittelalterliche Kernburg wird durch einen in den Felsen gesprengten Abschnittsgraben von den Renaissancebauten der Vorburg getrennt. Die Dominante am anderen Ende der Anlage ist der 1876 zur Hälfte abgetragene, 1958 aber wieder aufgebaute Rundturm der einstigen Vorburg. Er war über einen Hocheinstieg zugänglich. Seine Fassade zeigte ursprünglich eine Uhr mit vergoldeten Zeigern und dem erzbischöflichen Wappen. Die Kellergewölbe dienten als Verlies. Zwischen ihm und der Altburg liegt der langgestreckte, zweigeschossige „Khuenburg-Trakt“, den ein schmaler Arkadengang mit der Altburg verbindet. Er ist aus einem eingeschossigen Getreidekasten hervorgegangen, dem zu Beginn des 17. Jahrhunderts ein zweites Geschoß aufgesetzt wurde. Auf der anderen Seite des oberen Burghofes befindet sich der „Rittersaaltrakt“, der einst mit einer Galerie versehen war. Der Saal selbst war mit Fresken geschmückt. Heute ist hier das Restaurant eingerichtet.

Lage: auf einem steil abfallenden Felsen über der Schlucht des Laßnitz-Flusses unweit der Stadt Deutschlandsberg

Ort/Adresse: 8530 Deutschlandsberg

Besichtigung: der Hof ist frei zugänglich. Der Wohnturm sowie die wiederaufgebauten anschließenden Gebäude können während der Museums-Zeiten (vom 15. 3. bis 30. 11. täglich außer Montag von 10.00 – 18.00) besichtigt werden. Die übrigen Räume werden vom Burghotel bzw. dem Restaurant in Anspruch genommen und stehen den Gästen zur Verfügung.


Weitere Literatur:


09.05.2018