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Buchberg am Kamp


Im 12. Jahrhundert saß hier eine Ministerialenfamilie der Babenberger. Als erster ihrer Vertreter scheint zwischen 1140 und 1170 in Klosterneuburger Traditionsnotizen ein Heinrich von Puochperge mehrfach auf. Er dürfte mit den Kuenringern und mit den Garser Burggrafen verwandt gewesen sein und gilt auch als Erbauer der Burg. Manche Historiker vermuten, dass es sich bei ihm um Heinrich II von Kuenring handelt. Sein Bruder Rapoto I war Burgherr auf Schönberg am Kamp und möglicherweise Gründer der Burg Rapottenstein. Heinrichs Söhne Otto und Hugo nahmen an zwei Kreuzzügen ins Heilige Land teil. 1197 wird in Buchberg bereits ein Burgkaplan erwähnt. Mit Ottos Tod starb die Buchberger Nebenlinie der Kuenringer 1312 aus. Seine Tochter Gertrud heiratete Albero von Valchenberg (Falkenberg), der damit die Buchberger Herrschaft übernahm. Über einen jüdischen Gläubiger in Gars gelangte nach 1330 die halbe, ursprünglich freieigene Feste an den Landesfürsten und wurde von diesem als Lehen an jene Burgherren vergeben, die die andere Hälfte als Eigenbesitz hielten. Um 1340 starben auch die Herren von Buchberg-Falkenstein aus. Die Herren von Winkel besaßen die Burg jedoch bereits seit 1324. Herzog Albrecht II vergab dieses Lehen 1356 an seinen Hofmarschall Ernst von Stockhorn, wobei sich dieser zusätzlich das Erbrecht für seine weiblichen Nachkommen sicherte. Die Stockhorner fielen durch mehrere großzügige Stiftungen zu Gunsten der Burgkapelle auf. Es gelang ihnen auch die benachbarte Burg Oberplank zu erwerben und mit Buchberg zu vereinigen. Gegen Ende des 14. Jahrhunderts gerieten sie in finanzielle Schwierigkeiten und mussten Buchberg mehrfach verpfänden, so 1392 an Wolfhart von Kaja und 1394 an den Abt von Stift Zwettl. Buchberg besaß wegen seiner Nähe zum dominierenden Gars, mit dem es die gleichen Eigentümer hatte, nur eine bescheidene wehr- und verwaltungspolitische Aufgabe. Die Herrschaft dürfte auch nicht besonders ertragreich gewesen sein, da sich bald die Schulden häuften und die Besitzer relativ rasch wechselten. Als 1462 Sigmund Stockhorner starb, belehnte Herzog Albrecht VI die Brüder Hans und Georg von Rosenhart mit der Herrschaft. In der Folge kam es zu Besitzstreitigkeiten zwischen diesen und den Erben der Stockhorner, die erst 1493 zu Gunsten von Stephart von Rosenhart beendet werden konnten.

Nach dem Tod von Hans von Rosenhart konnte Achaz Matseber im Zug einer Erbteilung Buchberg übernehmen. Seit 1564 besaß jedoch auch Matthäus Teufel Anteile an der Burg. Er konnte noch vor 1585 auch die restlichen Anteile von Achaz Matseber an sich bringen. Zwei Jahre später heiratete er dessen Witwe. Aus finanziellen Gründen musste Matthäus Teufel jedoch die Burg bereits 1592 an seinen Schwager Hans Georg Kuefstein, dem Schloss Greillenstein gehörte, verkaufen. Auch diese Familie behielt Buchberg nicht lange. Hans Ludwig von Kuefstein veräußerte sie 1624 an Benedikt Freiherrn von Schiffer. Immerhin hatten die Kuefstein die von Matthäus Teufel begonnenen Ausbauarbeiten fortgesetzt, so dass aus der mittelalterlichen Burg ein bewehrtes Schloss entstand. In einem Schätzgutachten aus dem Jahr 1625 werden an die 40 Gemächer und ein Lustgarten erwähnt. Allerdings konnten auch diese Ausbauten den schwedischen Truppen 1645 nicht standhalten, so dass sie es nach einer kurzen Belagerung erobern und kurzzeitig besetzen konnten. Zu den weiteren Burgherren zählten im 17. und 18. Jahrhundert Wolf Ehrenreich von Prösing, Maria Magdalena Gräfin Auersperg (1683), Carl Hackelberg von Höhenberg, Anton Franz Graf Collalto, Leopold Ferdinand Anton Graf Rottal sowie der Wiener Bischof Franz Ferdinand Freiherr von Rumel. Nach Adam Freiherr von Hack ging Buchberg 1823 an die Familie Croy, die die Burg bis nach dem Zweiten Weltkrieg bewohnte. Im 19. Jahrhundert war hier eine bedeutende Kunstsammlung untergebracht. Zu Beginn der Sechzigerjahre des 20. Jahrhunderts stand Buchberg leer und verwahrloste. Heutiger Eigentümer ist eine Privatstiftung der Familie Bogner, die die Burg 1965 aus der Konkursmasse erworben, sukzessive restauriert und aus ihr seit 1979 ein bekanntes Künstlertreff gemacht hat, wobei verschiedenen Künstlern einzelne Räume zur freien Gestaltung überlassen wurden. Dr. Dieter Bogner und seine Gattin Dr. Gertrud Bogner sind anerkannte österreichische Kunsthistoriker und Museumsplaner, die sich vor allem der zeitgenössischen Kunst verschrieben haben.

Die vielgliedrige Burg Buchberg liegt oberhalb des gleichnamigen Ortes auf einer Felskuppe, die dem Wachtberg vorgelagert ist. Sie war durch den Kamp, der sie schlingenförmig umfasst, weitgehend geschützt. Die Westseite des Burghügels wurde durch einen Graben zusätzlich gesichert. Der solide Bergfried sollte die durch das hier ansteigende Gelände bedingte Überhöhung ausgleichen. Die heutige Anlage geht auf den Renaissance-Neubau aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts zurück, dem zu Beginn des 17. Jahrhunderts der schlossartige Ausbau der Herren von Kuefstein folgte. Der mittelalterliche Altbestand wurde dabei fast vollständig überbaut. Die einzelnen Gebäude gruppieren sich um zwei Höfe, die wegen des ansteigenden Geländes ein unterschiedliches Niveau aufweisen. Der Burgweg führt von Osten her, am spätbarocken Gutshof vorbei und durch zwei Vorwerke, über eine ansteigende Steinbrücke, die den ehemaligen Zwinger überquert, zum Torturm. Dieser ist so schlank, dass er nur Platz für das rundbogige Tor und seine Quaderumrahmung bietet. Die daneben liegende Fußgängerpforte ist bereits im leicht geschwungenen Osttrakt eingebaut. Wie die Rollenlöcher oberhalb des Tores erkennen lassen, war es einst durch eine Zugbrücke gesichert. Der etwas vorspringende Torturm ruht nicht auf Fundamenten im Boden sondern auf starken Konsolen über dem Tor. Er überragt die ihn umgebenden Trakte um etwa eineinhalb Stockwerke. Er ist mit einem Pyramidendach gedeckt. Durch die bescheidene Torhalle gelangt man in den ersten Burghof, der gelegentlich auch als Vorburg bezeichnet wird. In den Jahren 1911 bis 1913 wurde außerhalb der Nordseite seines Berings ein neuer Wohnbau errichtet, der seither die Nordansicht der Burg etwas beeinträchtigt.

Der Nordwestteil des unteren Hofes wird von der weitgehend freistehenden Kapelle eingenommen. Sie ist der älteste Bauteil der Burg und stammt noch aus der Romanik. Der gestreckte Saalbau mit einer Apsis im Osten wurde wohl noch in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts errichtet. Dafür spricht das kleinteilige Mauerwerk, das bei einer temporären Fassadenfreilegung der Kapelle zum Vorschein kam. Damit ist sie der letzte aufrecht stehende Rest der ersten Burg des 12. Jahrhunderts. Die Maße der Kapelle sind 14 x 6,5 m. Sie war der Kreuzauffindung geweiht und befand sich ursprünglich außerhalb der Burgmauer. Als der Wehrbau um 1200 ausgebaut und vergrößert wurde, wurde sie in diesen integriert. Von 1620 bis 1628 wurde die Burgkapelle von einem protestantischen Prediger betreut, da auch die Burgherren seinem Glauben verbunden waren. Erst seit 1686 wurden hier wieder katholische Gottesdienste abgehalten. 1874 ließ Alexander Prinz von Croy nach Plänen des Wiener Architekten Ludwig Wächtler, einem Schüler des Wiener Dombaumeisters Friedrich Schmidt, das Innere im Stil des Historismus erneuern und nach Zeichnungen von Franz Jobst mit Fresken ausstatten. Die Malereien zeigen im Tonnengewölbe einen Kreuzwegzyklus. Die neugotischen Gemälde des Flügelaltares wurden im 20. Jahrhundert wieder entfernt. An ihrer Stelle befinden sich heute Blattgoldtafeln des Künstlers Jorrit Tornquist von 1989. Bei den historistischen Umbauarbeiten wurden die romanischen Rundbogenfenster abgemauert und durch neugotische Spitzbogenfenster ersetzt. Eines befindet sich im Scheitel der Apsis, zwei weitere liegen an der Nord- und Südwand. Bemerkenswert ist der an einem Wandpfeiler der Kapelle angebrachte Rotmarmor-Epitaph mit einem Wappenrelief und der Inschrift „Tiderich Schiefer zu Bugberg Ritter Gertrud von Cheyewe 1312“.

Hinter der Kapelle liegt der innere Burghof, zu dem ein prächtiges, von kannelierten Pilastern flankiertes Renaissanceportal führt. Dessen dreiteiliges Gebälk zeigt in der Mitte das Wappen der Familie Kuefstein, das von etwas kleineren Wappen der Grabner und Stubenberg flankiert wird. Von der dahinter liegenden Torhalle gelangt man durch ein weiteres Renaissanceportal zum Südtrakt. Die schöne Torumrahmung weist skulptierte Postamente mit Löwenmasken auf. Über dem Eingang erkennt man zwei Wappenreliefs der Kuefstein und Grabner. Der dazwischen liegende Wappenstein der Grafen Rottal wurde erst später angebracht. Er war ursprünglich bemalt. Die Westfront des Hofes wird vom 13 m langen Palas und dem anschließenden viereckigen Bergfried gebildet. Dieser ist heute noch 28 m hoch und misst ca. 10,5 m im Quadrat. Er wurde aber im Spätmittelalter aufgestockt. Sein oberstes Geschoß ist als Wehrplattform ausgebildet. Es wird von einem Zinnenkranz aus dem 19. Jahrhundert begrenzt. Der Turm hatte die Nordwestecke der Burg zu schützen, Die Stärke seiner Bruchsteinmauern beträgt bis zu 2,7 m. Das Innere des romanischen Turmes ist durch eine feingliedrige Renaissancetüre an der Südfront zugänglich. Die meisten übrigen Bauten am Burgareal sind in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts und beim schlossartigen Ausbau der bisher mittelalterlichen Wehranlage durch Matthäus Teufel und den Herren von Kuefstein entstanden. Da die meisten der damals errichteten Gebäude verputzt sind, ist auch der Palas des 13. Jahrhunderts nur mehr im Grundriss fassbar. Die Neubauten der Kuefsteins zeigen profilierte Fenstergewände des frühen 17. Jahrhunderts. Lediglich der aus der Südfront stark hervortretende rondellartige Turmbau dürfte noch aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts stammen und zur Verteidigung mit leichten Feuerwaffen, wie z. B. Hakenbüchsen eingerichtet gewesen sein. Dort wo er an die Südfront grenzt, ist im Zwickel ein einstöckiger Viertelrundturm mit Terrasse eingebaut. Die Innenräume zeigen verschiedene Gewölbeformen mit Perlstab-, Taustab- und Rosettendekor vom Beginn des 17. Jahrhunderts. Viele Räume stehen schon lange leer und wurden vom Eigentümer modernen Künstlern zur Gestaltung nach eigenen Ideen überlassen. Nach Süden zu war der Burg ein später terrassierter Basteigarten vorgelagert. Südöstlich der Burg lag der ehemalige Meierhof. Seine Bauten wurden in der Zeit zwischen dem 17. und dem 19. Jahrhundert errichtet. Dem Meierhof gegenüber steht ein ruinöser Schüttkasten aus der Barockzeit.

Lage: Niederösterreich/Waldviertel - ca. 2,5 km südlich von Gars

Besichtigung: von außen frei zugänglich. Nach Voranmeldung beim Besitzer ist auch ein Besuch des Inneren meist möglich.


Weitere Literatur:


13.04.2018