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Salzburg - Marketenderschlössl


Bereits im Jahr 1514 wird hier ein Gebäude erwähnt. Von 1560 bis 1595 befand sich dieses im Eigentum des Stadtrichters und fürsterzbischöflichen Mautners Stephan Frankmann von Oxenfeld, der auch als Bauherr genannt wird. Der Ansitz wurde damals nach ihm Frankmannschlössl genannt. Frankmanns Schwiegersohn Christoph Thumberger verkaufte ihn 1589 an den Salzburger Fürsterzbischof Wolf Dietrich von Raitenau, der ihn vergrößern und im Inneren fürstlich ausstatten ließ. Das Schlössl hatte nun jahrhundertelang die gleichen Eigentümer wie das benachbarte Johannesschlössl. Gemeinsam mit diesem gelangte es 1604 durch einen Immobilientausch an das Domkapitel, das es dem jeweiligen Domdekan als Sommersitz zur Verfügung stellte. Der spätere Fürsterzbischof Max Gandolf Graf Kuenburg nahm etliche bauliche Veränderungen vor. 1677 wurde der Ansitz von der Salzburger Landschaft erworben. Neben Soldatenwohnungen wurden auch eine Fleischbank und eine Marketenderei in ihm eingerichtet, die der Verpflegung der Mönchsberg-Wachmannschaft dienten. Auf sie geht die heutige Bezeichnung Marketenderschlössl zurück. Der Mönchsberg war vor allem während des Dreißigjährigen Krieges aber auch danach ein Teil der Verteidigungsanlagen um Salzburg, musste aber seine Wehrhaftigkeit glücklicherweise nie beweisen. Nach 1807 diente das bereits etwas herabgekommene Gebäude als Invalidenanstalt, die durch eine ebenfalls hier befindliche Gastwirtschaft finanziert wurde. Als Salzburg 1816 seine Selbstständigkeit verloren hatte und ein Teil des Kaiserreiches Österreich geworden war, erfolgte seine Verwaltung durch das Hofärar. 1870 ging der ehemalige Ansitz durch Kauf an den Oberstleutnant Ferdinand Ritter Eißler von Ehrenwart. Der russische Oberst Basilius von Paschkoff, der zwei Jahre zuvor auch das Johannesschlössl erworben hatte (siehe dort), kaufte 1892 auch das Marketenderschlössl. 1926 erwarb der Pallottiner-Orden beide Ansitze und ließ sie renovieren. Danach diente das Marketenderschlössl bis 1987 als Schülerinternat und zeitweise als Priesterseminar. Diese friedliche Verwendung wurde in den Jahren des Zweiten Weltkrieges unterbrochen, als es von den Nationalsozialisten enteignet und zweckentfremdet verschiedenen Organisationen der Rüstungsindustrie als Bürogebäude zugewiesen wurde. 1948 erhielt der Pallottinerorden wieder sein Eigentum zurück. Derzeit fungiert das Marketenderschlössl als Außenstelle der kalifornischen University of Redlands.

Das Schlössl ist ein hoher, schmuckloser, viergeschossiger Bau mit einem im Osten vorspringenden viereckigen Turm, der das Wohngebäude um zwei Geschosse überragt und von einem flachen Pyramidendach abgeschlossen wird. In seiner heutigen Form geht der ehemalige Ansitz auf einen Ausbau unter Max Gandolf von Kuenburg zurück. An seine einstigen fürsterzbischöflichen Bewohner erinnern neben schönen Tonnengewölben und einfachen Holzdecken nur mehr einige Wappen- und Erinnerungssteine einzelner Fürsterzbischöfe. So befindet sich oberhalb des Eingangs eine Wappentafel des Fürsterzbischofs Max Gandolf von Kuenburg. Die Soldaten der Salzburger Landschaft haben dafür gesorgt, dass der Bau sein herrschaftliches Aussehen schon lange verloren hat. Die großzügigen Räume wurden damals in kleine Soldatenunterkünfte aufgeteilt. Die prächtigen Kassettendecken und Vertäfelungen gingen verloren, da sie die damaligen Eigentümer und Bewohner nicht zu schätzen wussten. Um 1860 wurde das Gebäude mit historisierenden Zinnen ausgestattet, die aber nach 1926 wieder entfernt wurden. Die im zweiten Geschoß befindliche Schlosskapelle besitzt einen Altar aus dem Jahr 1620 mit dem Wappen des Domherrn Johann Kraft von Weittingen. Zum Schlössl gehört ein etwa 20 m tiefer Brunnen, der schon von Stephan Frankmann angelegt worden war. Er gab jedoch nicht genug Wasser, so dass er von Wolf Dietrich von Raitenau mit einer originellen Wasserfanganlage am ostseitigen Hang des Mönchsberges und einer Zisterne ergänzt wurde. Am Brunnenkranz erkennt man das rotmarmorne Allianzwappen Frankmann-Thumbheim und die Jahreszahl 1560. Ein unspektakuläres Gebäude, das unmittelbar neben dem Schlössl sich befindet und zu ihm gehört, ist das sog. Hintermairgütl. Es war das einstige Gesindehaus. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts beherbergte es einen von Pallottiner-Patres geleiteten landwirtschaftlichen Betrieb, der wesentlich zur Finanzierung der Aktivitäten des Ordens beitrug. Als der Bau 1970 abbrannte, wurde er zwar barockisierend wieder hergestellt, aber nicht mehr für landwirtschaftliche Zwecke verwendet. Heute dient er als Studentenwohnheim.

Ort/Adresse: 5020 Salzburg, Mönchsberg 21

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


12.04.2018