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Salzburg - Kupelwieser-Schlössl


An der Stelle des heutigen Kupelwieser-Schlössls stand im Mittelalter der sog. Falkenturm, der bereits 1367 urkundlich genannt wird. Er war ein Teil der damaligen Stadtbefestigung, trug aber seinen Namen vermutlich daher, dass hier die Jagdfalken des Erzbischofs gehalten wurden. Im 14. Jahrhundert befand sich der viereckige Turm im Eigentum des Salzburger Domkapitels. Dieses verpachtete ihn häufig, so 1612 an den Domherrn Konstantin Graf Liechtenstein, von dem sein späterer Name Konstantinsturm abgeleitet wird. 1642 erwarb die Salzburger Landschaft den Turm. Damit wurde er wieder Teil der Stadtverteidigung im „Oberen Zwinger“. Aus militärischen Gründen blieb er auch bei der Stadt, als die Erzabtei St. Peter im Wege eines Tauschhandels 1674 die umliegenden Gründe kaufte. Sie richtete in einem Nebengebäude, das praktisch an den Turm angelehnt war, eine Meierei ein. Diese war jedoch kein wirtschaftlicher Erfolg und wurde schließlich 1822 versteigert. In die Erhaltung des Konstantinturmes hatte man schon lange nichts mehr investiert, so dass dieser 1831 zusammenbrach. Der damalige Meiereibesitzer erwarb nun auch den Grund der Ruine und nutzte ihn zum Ausbau der Meierei. Diese wurde 1863 von Josef Achleitner angekauft. Er war ein bekannter Zitherspieler und Kammermusiker des Königs Otto von Griechenland. Er ließ die Ruinenreste abtragen und einen neuen neugotischen Wohnturm erbauen, der als Aussichtswarte diente. Auch die Gebäude der Meierei wurden abgerissen und durch einen Neubau ersetzt. Dessen Innenausstattung mit ihren Holzverkleidungen und Butzenscheiben war ebenfalls im Stil des Historismus gehalten. Nach Achleitners Ableben wurde in dem Gebäude eine Fremdenpension eingerichtet, die unter dem Namen „Marienschlössl“ bekannt war.

Prominentester Besitzer des Ansitzes ist jedoch die aus Südtirol stammende Familie Kupelwieser, die durch den Besitz oder die Beteiligung an böhmischen Stahlwerken im 19. Jahrhundert zu großem Reichtum gelangte. Durch die Nachwirkungen des Ersten Weltkrieges und die anschließende Inflationszeit ging ein Großteil des Familienvermögens wieder verloren. Dr. Franz Kupelwieser war ein Sohn des bekannten Malers Leopold Kupelwieser. Er war Professor und schließlich Rektor der heutigen Montanuniversität in Leoben. Er erwarb den bisher eher bescheidenen Bau und investierte größere Beträge in seinen Ausbau, so dass wieder ein respektables Gebäude entstand. Unter anderem ließ er den neugotischen Torbau und verschiedene andere Zubauten errichten. Der von ihm gewählte Name „Schloss Stauffenberg“ setzte sich aber nicht durch. Bis heute trägt das Schlösschen den Namen seiner Familie. Ernst, der Sohn von Franz Kupelwieser, entwickelte ein technisches Verfahren zur Entbitterung der Sojabohne und gründete 1927 in Wien eine Fabrik zur Herstellung von Sojamehl. Dieser kriegswichtige Betrieb zur Versorgung der deutschen Wehrmacht wurde kurz vor dem Ende des Zweiten Weltkrieges bei einem Luftangriff zerstört. Danach zog sich Ernst nach Salzburg zurück. Sein Hobby, das Sammeln alter Waffen ist noch heute im gepflegten Schlösschen zu bewundern. Dieses gehört immer noch den Nachkommen der Familie Kupelwieser. Durch Heirat tragen sie zwar nicht mehr ihren Namen, bewohnen es aber nach wie vor. Zu den Gästen, die teilweise auch längere Zeit hier verbrachten, zählen Gottfried von Einem, als er Mitglied des Direktoriums der Salzburger Festspiele war, aber auch Bertold Brecht und Peter Handke, der in den Jahren 1979 bis 1988 in einem Nebentrakt lebte und mehrere Bücher schrieb. 1995 wurde das Gebäude unter Denkmalschutz gestellt.

Ort/Adresse: 5020 Salzburg, Mönchsberg Nr. 17

Besichtigung: meist nur von außen möglich


Weitere Literatur:


21.03.2018